Raserei in Niederhummel – Anwohner wehrt sich

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Langenbach

Kommentare

Schwer genervt von den Rasern in der abschüssigen Eibenstraße in Niederhummel ist Anwohner Martin Pflügler. Seine Barrieren – zwei Anhänger und sein Auto – bringen nur bedingt etwas. © mik

Die Eibenstraße in Niederhummel ist laut Anwohner Martin Pflügler eine Rennbahn. Weil sein Tempo-30 Antrag keine Zustimmung findet, stellt er selbst Barrieren auf – und macht sich Feinde. Bürgermeisterin Hoyer dagegen eine andere Lösung im Sinn.

Niederhummel – Es wird gerast auf der Eibenstraße in Niederhummel. Das berichtet Martin Pflügler, Anwohner im Eckhaus der Fliederstraße. Der Kindergarten in der Nähe, die Feuerwehr, Vereine, eine Gastwirtschaft – Pflügler hoffte schon 2022, mit seinem Antrag zu einer Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 km/h statt der erlaubten 50 auf offene Ohren zu stoßen – aber ohne Erfolg. Seitdem hat sich an der Situation laut Pflügler nichts geändert. Jetzt scheint sich eine neue Möglichkeit aufzutun.

Blitzer wirkungslos, Barrieren beschmiert

„Die glauben, das ist eine Rennstrecke“, empört sich Martin Pflügler im FT-Gespräch. Die Eibenstraße ist eine gerade Strecke, die – je nach Richtung – stark bergauf bzw. bergab geht. Viele würden diese Gegebenheiten nutzen, hier mit bis zu 70 km/h entlang zu rasen. Zu seinem Antrag, das Tempo auf 30 zu regulieren, erhielt er von der Verwaltung 2022 eine Absage. Es fand sogar ein Lokaltermin mit der Polizei, der Verwaltung, dem Kommandanten der örtlichen Feuerwehr und Vertretern des Gemeinderats statt. Doch das Ergebnis: Tempo 30 wäre hier „rechtlich nicht zulässig“, wie es in einem Schreiben von der Gemeinde damals hieß. 

Seitdem ist nicht viel passiert. „Blitzer zeigen keine Wirkung. Es weiß ja jeder sofort, wenn da einer steht, und dann wird dort nicht gerast“, erzählt Pflügler verärgert. Aktuell versucht der Anwohner mit selbst aufgestellten Barrieren das schnelle Durchkommen zu verhindern. Zwei Anhänger und sein Auto stehen versetzt regelmäßig auf der Straße, um die gerade „Rennbahn“ unattraktiver zu machen. „Ich habe mir sogar extra den zweiten Anhänger dafür besorgt“, erzählt der 73-Jährige. Doch das helfe nur bedingt.

Auch Feinde macht sich Martin Pflügler mit seinen Barrieren. Unbekannte beschmierten sein Auto.
Auch Feinde macht sich Martin Pflügler mit seinen Barrieren. Unbekannte beschmierten sein Auto. © privat

Gerade diese Barrieren stören wohl einige Niederhummler. Vor einigen Wochen beschmierte einer oder mehrere Unbekannte das Fahrzeug und die Anhänger mit roter Farbe und roter klebriger Substanz. Zur Anzeige hat Pflügler dies nicht gebracht.

Feuerwehrkommandant zeigt sich diplomatisch

Bei der Feuerwehr, die schräg gegenüber ihre Wache hat, nachgefragt, sagt Kommandant Gerhard Kiermeier: „Herr Pflügler parkt seine Fahrzeuge rechtskonform. Schöner wäre es aber, wenn die Straße frei wäre.“ Zwar käme die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen gut durch die Straße, aber einen „minimalen Zeitverzug“ gäbe es schon. Doch groß stören würde ihn das persönlich nicht.

Er erklärt, dass die Ehrenamtlichen auf dem Weg zur Wache für einen Einsatz mit einem Sonderrecht eigentlich schneller als die erlaubten 50 km/h fahren dürften. Doch Kiermeier versichert, dass das von der Feuerwehr hier keiner machen würde. „Das Beschleunigen lohnt sich ja gar nicht, das was ich da beschleunige, muss ich ja dann sofort wieder abbremsen“, schildert er. Seine persönliche Meinung: „Eigentlich dürfte im ganzen Dorf nur Tempo 30 sein.“ Und genau da gibt es nun ein aufkeimendes Licht am Horizont.

Tempo 30 fürs ganze Gemeindegebiet?

Denn Bürgermeisterin Susanne Hoyer, nochmals auf das Thema angesprochen, erklärte dem FT, dass sie gerade von einem Termin zum Thema Tempo 30 in Gemeinden käme. „Ich würde dem Gemeinderat gerne den Vorschlag unterbreiten, für das gesamte Ortsgebiet Tempo 30 anzuordnen“, sagt sie. Allerdings benötigt sie zuvor noch weitere Informationen und Erfahrungsberichte. An besagtem Termin wurde nämlich „durchdefiniert“, wie man in der gesamten Gemeinde Kirchdorf Tempo 30 durchsetzen könnte. Dieser Fall wäre dann eine „Blaupause“ für andere Gemeinden, wie es Hoyer nennt.

Hintergrund sei eine neue Verkehrsordnung mit neuen Vorschriften, die es wohl einfacher machen sollen, auch Kreis- und Staatsstraßen mit Tempo 30 zu regulieren. Bisher hatten Gemeinden hier kaum Handhabe. Hoyer: „Wir waren immer Bitsteller an den Landkreis.“ Bis es soweit ist, kann Hoyer nur an die Autofahrer appellieren: „Passen Sie Ihr Tempo immer entsprechend der Umgebung an!“