Für ihre Extra-Machbarkeitsstudie zum Pähler Dauerthema Schule-Rathaus hat das Architekten-Ehepaar Sunder-Plassmann jede Menge „Fleißsternchen“ verdient. So urteilten zumindest nahezu alle Besucher der Bürgerversammlung im voll besetzten PGZ über die überraschende Lösungsmöglichkeit.
Pähl – Wie Bürgermeister Simon Sörgel zu Beginn der Veranstaltung erklärte, bestehe höchste Dringlichkeit: Das Rathaus brauche wegen wachsender Verwaltungsaufgaben mehr Platz, ebenso die Schule wegen weiterer Klassen und der kommenden Ganztagsbetreuung. Ein fertiges Konzept für einen teuren Rathausneubau unabhängig von der Schulerweiterung ist – wie bekannt – vor zwei Jahren per Bürgerentscheid in der Tonne gelandet. Weshalb man jetzt zwei renommierte Architekturbüros für eine Machbarkeitsstudie eingeladen hatte.
Die Aufgabenstellung war ein Hybrid-Konzept Rathaus-Schule am bestehenden Standort mit minimalem, aber trotzdem zukunftsfähigem Raumprogramm. Beide Planungsbüros, Bettina und Benedikt Sunder-Plassmann aus Utting sowie Roland Irregen und Peter Haberecht vom Penzberger Architekturbüro B3, waren unabhängig voneinander zum gleichen Ergebnis gekommen: Eine vernünftige Sanierung des verschachtelten und mehrfach umgebauten Rathauses sei wegen der schlechten Bausubstanz nicht zu realisieren. Also konzipierten sie nach dem unvermeidlichen Rathaus-Abriss hybride Neu- bzw. Erweiterungsbauten, die sowohl dem Raumbedarf von Schule und Verwaltung entsprechen. Bei beiden Entwürfen sind Klassenzimmer, Schulverwaltung und Rathausbüros direkt benachbart oder übereinander, was zu Konflikten wie Lärmbelästigung führen kann.
Studie des Büros Sunder-Plassmann zum Hybridbau
Als erstes präsentierte Bürgermeister Sörgel die Studie des Büros Sunder-Plassmann zum Hybridbau Rathaus und Schule, verbunden durch einen Zwischenbau mit Treppenhaus und Lift. Der Zugang zum neuen Rathaus an gleicher Stelle erfolgt wie gehabt barrierefrei vom Kirchplatz aus. Bürgernah gleich links befinden sich das Bürgermeister-Büro mit anschließendem Besprechungsraum. Rechts sieht der Plan einen Empfangsbereich und vier Verwaltungsbüros vor.
Die Schule auf der gleichen Ebene mit Zugang von der Kirchstraße aus erhält in Richtung Westen zusätzliche Klassenräume. Das Obergeschoss dient als Verwaltungsebene sowohl für die Schule als auch getrennt davon für das Rathaus mit vier Büros, Aufenthaltsraum und Sozialräumen. Im Dachgeschoss sind ein Foyer und ein Saal für Sitzungen oder Trauungen möglich, ebenso Reserveflächen für die Verwaltung. Im Unterschoss würden Registratur, Archiv, Haustechnik und Besucher-WCs Platz finden. Die grobe Kostenschätzung für diese Hybrid-Lösung beläuft sich auf 5,67 Millionen Euro brutto, wobei mögliche Förderungen nicht berücksichtigt sind.
Konzept des Architekturbüros B3
Im B3-Konzept würde das bestehende Rathaus ebenfalls ab der Schulkante abgerissen. Das Erdgeschoss des in Richtung Westen erweiterten Neubaus ist dem Rathaus vorbehalten mit neun Büros, Bürgermeister-Amtszimmer, Besprechungs- und Aufenthaltsraum sowie einem Sitzungs- und Trauungsraum. Haustechnik, EDV, Registratur, Lager und WC sind im Kellergeschoss vorgesehen. Das komplette Obergeschoss des Neubaus dient der Schulerweiterung mit Aula, Klassenräumen, Lehrerzimmer und Büros für Rektor und Verwaltung.
Verbunden werden beide Gebäude durch einen größeren Zwischenbau mit Lift und Treppenhaus. Die grob geschätzten Gesamtkosten für diese Hybrid-Lösung liegen bei 7,35 Millionen Euro.
Die Überraschungslösung
Jeweils mit Plus und Minus diskutierten die Besucher beide Machbarkeitsstudien, bevor Bürgermeister Simon Sörgel sein Ass aus dem Ärmel zog. Das Büro Sunder-Plassmann hatte dem bestellten Hybrid-Konzept eine weitere Machbarkeitsstudie hinzugefügt: Das neue Rathaus als getrennter Baukörper gegenüber auf dem derzeitigen Parkplatz, wobei die Anzahl der aktuellen Plätze erhalten bliebe. Foyer und Bürgerbüro im Erdgeschoss würden sich zur Kirchstraße hin öffnen. Der erste Stock dient als Verwaltungsebene mit Bürgermeister-Büro, Besprechungs- und Aufenthaltsraum sowie fünf Büros. Im Dachgeschoss sei ebenfalls ein Sitzungsraum möglich.
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Die Grobkosten für diese Lösung wurden auf 5,9 Millionen Euro geschätzt, wobei auch hier Förderungen noch nicht einbezogen wurden. Der Vorteil dieser Lösung: An der Stelle des jetzigen Rathauses könnte die Schule einen eigenen Erweiterungsbau mit großzügigen Schulhof erhalten. Außerdem brauche man durch die zwei separaten Bauabschnitte keine teure Interimslösungen mit Containern – zwischen 350 000 und einer Million würden in der circa zweijährigen Bauzeit „für immer versenkt“, so die Bedenken.
Dieser dritte Lösungsansatz mit einem von der „Zwangsehe“ abgekoppelten Rathaus erhielt von den Besuchern, darunter Lehrer und viele Eltern schulpflichtiger Kinder, das Prädikat „Genial“. Kein Wunder, dass es für die Macher dieses Konzepts viele „Fleißsternchen“ gab.
Jetzt ist der Arbeitskreis „Rathaus-Schule“ an der Reihe
Der Arbeitskreis „Rathaus-Schule“ wird sich jetzt intensiv mit den Studien und den Beurteilungen der Bürger beschäftigen. Bürgermeister Sörgel zeigte sich optimistisch, schon ihm nächsten Jahr zum Spatenstich einladen zu können. Wo auch immer: Direkt neben der Schule oder gegenüber auf dem Parkplatz.
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