Die Ankündigung von Pfarrer Stephan Rauscher, dass er auf Wunsch des Erzbischofs die Hallertau verlassen wird, hat die Region schwer getroffen. Jetzt wurde eine Online-Petition für den Seelsorger gestartet.
Nandlstadt/Attenkirchen – Seit Sonntag herrscht gedrückte Stimmung in den (Pfarr-)Gemeinden Nandlstadt und Attenkirchen: Beim Gottesdienst hatte Pfarrer Stephan Rauscher verkündet, dass er ab 1. September die Leitung der Pfarrverbände Grafing und Aßling im Dekant Ebersberg übernehmen wird – auf Wunsch von Erzbischof Reinhard Kardinal Marx. Seit Bekanntwerden dieser Versetzung „ist jeder hier traurig“, erzählt Doris Tafelmaier aus Nandlstadt auf FT-Nachfrage. Denn der 44-jährige Seelsorger ist für viele Bürger mehr als nur ein Pfarrer: „Er ist ein guter Freund“, sagt die 25-Jährige – ein Freund, den man nicht gerne ziehen lässt.
Mehr als Tausend haben schon unterschrieben
Und deshalb macht eine Region mobil: Am Donnerstagnachmittag wurde von der Katholischen Landjugend Nandlstadt, den Dancing Angels und dem Theaterverein Zamgspuit eine Online-Petition gestartet. Unter dem Titel „Pfarrer Stephan Rauscher gehört zu uns“ kämpfen die Initiatoren um dessen Verbleib im Pfarrverband Holledau. Die Aktion ist gut angelaufen: Über 1200 Menschen haben die Petition binnen 24 Stunden schon unterschrieben.
Doris Tafelmaier, die in allen drei Vereinen aktiv ist und die Petition mitinitiiert hat, hofft, dass sie Erfolg haben wird, denn in Nandlstadt ist der Geistliche ein „wichtiger Teil unseres sozialen Lebens“. So ist Rauscher etwa beim Theaterverein, der in zwei Wochen mit seinem neuen Stück Premiere feiert, seit vielen Jahren mit dabei. „Er schreibt die Stücke, er sucht die passenden Lieder raus, er entwirft und gestaltet das Bühnenbild, und er führt Regie“, berichtet Tafelmaier. Sprich: „Er hängt da mit ganzem Herzen drin.“ Auch bei der KLJB und den Ministranten sei er mehr als nur „der Pfarrer“. Tafelmaier erinnert sich noch gut an ihre Jugendzeit zurück, als Rauscher mit den Jugendlichen in die Disco gegangen sei. Er habe schon immer einen guten Draht zur Jugend gehabt.
„Überrascht“ vom bevorstehenden Abschied Rauschers war Nandlstadts Bürgermeister Gerhard Betz. „Seine lockere Art, seine Zuverlässigkeit und sein Humor“ werden ihm fehlen. Der Rathauschef weiß aus eigener Erfahrung, dass Rauscher „immer da ist, wenn man ihn braucht“. So erinnert er sich in seiner Zeit als hauptamtlicher Rettungsassistent an einen Unfall in Reichertshausen zurück, bei dem ein Mann ums Leben kommen sei. „Ich habe Herrn Rauscher damals angerufen, und er ist sofort gekommen. Er hat sich um die Angehörigen gekümmert und uns unterstützt.“ Dass sich die Bürger nun für den engagierten Seelsorger einsetzen, findet Betz eine „coole Sache“ und ein „gutes Zeichen der Solidarität“.
Viel mehr als „nur“ ein Seelsorger
Dass die Versetzung des Pfarrers „eine große Lücke in unseren Pfarrverband reißen“ würde, wie es in der Petition heißt, wird auch bei vielen Online-Kommentaren deutlich. So schreibt etwa Nandlstadts Marktrat Sebastian Kühner auf der Facebook-Seite von Rauscher: „Sein Weggang fällt uns von Herzen schwer und hinterlässt eine große Lücke in unserer (Pfarr)Gemeinde. Pfarrer Rauscher war nicht nur ein engagierter Seelsorger, sondern auch ein Freund und Wegbegleiter für viele von uns. Sein unermüdlicher Einsatz, seine warmherzige Art und sein offenes Ohr haben unser Gemeindeleben bereichert und uns in vielen Momenten Trost und Hoffnung gespendet.“
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Pfarrer Rauscher gerührt: „Das ist richtig lieb“
Wie lange die Petition noch laufen wird, und wie man die Unterschriften Reinhard Kardinal Marx übergeben wird, steht laut Tafelmaier noch nicht fest. Auch ob die Aktion Erfolg haben wird, ist fraglich. Doch man will nichts unversucht lassen. Unterschriftslisten liegen deshalb auch vor Ort aus – etwa in den Nandlstädter Geschäften und in den Pfarrbüros, zudem sollen sie laut Tafelmaier auch in Wolfersdorf und Attenkirchen ausgelegt werden.
Die Unterschriftenaktion der Jugendlichen habe ihn „sehr berührt“, schildert Rauscher seine Gefühle. „Das ist richtig lieb.“ Besonders berührt habe ihn der Satz: „Er gehört zu uns“. Das zeige, dass er doch nicht alles falsch gemacht habe, wie er mit einem Augenzwinkern ergänzt. Ob diese Unterschriftenaktion zu einem Erfolg führe, könne er so gar nicht einschätzen. Dass die Jugendlichen von der Versetzungspolitik der Erzdiözese genervt seien und sich fragten, weshalb man nicht einen neuen Pfarrer in Grafing einsetze, treffe hier eben auf die Grundsatzpolitik der Erzdiözese, dass in den Gemeinden auch mal immer wieder ein neuer Wind wehen solle. Die Erzdiözese hat sich auf FT-Nachfrage bis dato nicht zum Fall Rauscher geäußert.