Zwei Monate nach Unwetter: Nasse Räume und halbe Produktion

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Schläuche verlegt in Wänden und im Boden: Die Galerie von Indi Herbst ist immer noch nicht trocken. © Indi Herbst

Die Folgen des Unwetters vor circa acht Wochen sind immer noch spürbar. So sind in der Galerie von Indi Herbst noch Schläuche verlegt, und die Eiswerkstatt produziert nur halb so viel wie sonst in der Hochsaison.

Starnberg – Das Unwetter vom 6. Mai hat tiefe Spuren hinterlassen. „Ich leere jeden zweiten Tag sechs Kübel Wasser“, berichtet Indi Herbst. Das seien circa 30 bis 40 Liter pro Eimer, schätzt die Künstlerin. Ihre gleichnamige Galerie am Starnberger Kirchplatz ist eines von zahlreichen Gebäuden, die Anfang Mai unter Wasser standen. 20 Zentimeter seien es in der Galerie gewesen. Nun, acht Wochen später, sind sechs Geräte mit Schläuchen auf der knapp 20 Quadratmeter großen Fläche verlegt, um das Wasser aus Boden und Wänden zu kriegen. Ein Ende sei bis jetzt nicht in Sicht.

„Das, was da runterkam, war wie eine kleine Isar“, erinnert sich Indi Herbst an den Tag des Unwetters zurück. Die Wassermassen schossen quasi von der Hauptstraße nach unten und unter der geschlossenen Tür in die Galerieräume.„Keiner von uns hat erwartet, dass am Kirchplatz so viel Wasser fließt.“ Eine Fachfirma habe nun den Boden und die Wände gelöchert und Schläuche für die Trocknung verlegt, sagt Indi Herbst. Vermutlich müsse der Boden, sobald die Galerie trocken ist, aufgerissen werden. An manchen Stellen sei er gewölbt, bis zur letzten Ecke stand schließlich das Wasser.

Die Bilder, die zum Zeitpunkt des Unwetters ausgestellt waren, stehen derzeit sicher verstaut in einem Lager. Aber: „Einige bereits verkaufte waren verpackt auf dem Boden. Die sind alle kaputt.“ Eine Elementarversicherung habe Indi Herbst nicht abgeschlossen, zum einen, weil sie nie mit einem derartigen Unwetter gerechnet habe. Zum anderen könnten Kunstwerke nicht versichert werden, es sei denn man sei so eine Größe wie Picasso, erklärt Indi Herbst.

Künstler, die bei ihr ausstellen wollten, sagen ab. „Das ist absolut verständlich, aber für mich bedeutet das Minus, Minus, Minus“, so Indi Herbst. Auch die geplanten Workshops für Kinder und Jugendliche im Rahmen der Kulturtage mussten abgesagt werden. „Das frustriert dreimal so viel, weil ich so viel Herzblut in die Galerie hereingesteckt habe.“ Wann und ob Indi Herbst überhaupt wieder öffnen wird, wisse sie nicht. „Ich weiß weder wie noch ob ich diesen Zeitverlust wirtschaftlich noch in der Kunstszene wieder aufholen kann. Die Kunstsaison ist im Herbst vorbei und ich ad acta.“ Sollte sie wieder öffnen, werde das Thema der Ausstellung „Phönix auf der Asche sein“.

Eiswerkstatt produziert Hälfte

Neben der Galerie hat es auch die Produktionsstätte der Eiswerkstatt im Souterrain eines Gebäudes an der Weilheimer Straße stark getroffen. Alle Geräte – zwei Eismaschinen, drei Pasteurisierer, eine Spülmaschine und ein Ofen – waren außer Betrieb, erklärt Geschäftsführer Jan Thunig auf Anfrage. Mittlerweile seien eine Eismaschine, zwei der Pasteurisierer, die Spülmaschine und auch der Ofen wieder repariert. „Eine der Eismaschinen ist ein wirtschaftlicher Totalschaden. Da habe ich aber gerade eine neue in Aussicht.“

Nach dem Unwetter am 6. Mai stand das Wasser über 80 Zentimeter hoch in der Produktionsstätte. „Für uns war es ein Dilemma. Dadurch ist die Elektronik der Maschinen kaputtgegangen“, berichtet Thunig. Bei dem Hochwasser vor ein paar Wochen sei es nicht so schlimm gewesen, da sei es nur ein bisschen nass geworden. Demnächst soll ein Bauingenieur kommen. „Der schaut dann, wie groß der Schaden am Gebäude ist.“ Vermutlich müsse aber unter anderem der Boden raus, so Thunig.

Für uns war es ein Dilemma. Dadurch ist die Elektronik der Maschinen kaputtgegangen.

Den Schaden des Inventars schätzt Thunig auf 60 000 bis 80 000 Euro. Zwar hätte er alle möglichen Versicherungen abgeschlossen, beispielsweise auch gegen Sturmschäden, nur eben keine Elementarversicherung. „Unser Antrag wurde leider abgelehnt.“

Kurz nach dem Unwetter war die Solidarität in der Branche groß. Eisproduzenten aus Gauting und aus München boten Thunig an, dass die Eiswerkstatt deren Maschinen zum Produzieren benutzen könne. „Das war mega nett. Leider war es aber kaum umsetzbar, woanders zu produzieren“, sagt er. Zwischen der Lieferung der Zutaten für das Eis und dem Beginn der Produktion hätten Stunden gelegen, schließlich produzierten die Eismacher tagsüber ihr eigenes Eis. Übergangsweise kaufte die Eiswerkstatt Eis vom Eismacher Del Fiore aus München. „Inzwischen haben wir nur noch ein paar Restbestände davon.“

Derzeit laufe die Produktion nur auf halber Kraft, da noch nicht alle Geräte ersetzt oder repariert wurden. In der Hauptsaison würden normalerweise in der Produktionsstätte an fünf Tagen die Woche je 150 bis 200 Liter Eis hergestellt, erklärt Thunig. Derzeit sei es nur halb so viel. „Glücklicherweise spielt uns da gerade das schlechte Wetter ein bisschen in die Karten, da ist die Eisabnahme nicht so hoch“, sagt er lachend. Außerdem würden sie ihr Eis derzeit nicht an Cafés weiterverkaufen, dazu sei es momentan zu wenig.

Land unter in Wassersportsiedlung

Zwar sind das nicht die Folgen des Unwetters vom 6. Mai, sondern vom Hochwasser nach Pfingsten, aber: In der Wassersportsiedlung stehe noch das Wasser, sagt Bewohner Hans Zellmer. Er habe mit Nachbarn hunderte Sandsäcke aufgebaut, „sonst wäre der Radweg nicht frei, und die Stadt hätte einen Steg bauen müssen.“

Der Seespiegel und der Wasserspiegel in der Siedlung sind identisch. Das Staatliche Bauamt Weilheim installierte Ende 2012 einen tonnenschweren Rechen an der Autobahnbrücke an der Würm, um den Hochwasserschutz zu verbessern. Das Bauwerk soll verhindern, dass die Durchlassrohre zum Moos verstopfen und damit die Autobahn zum Staudamm wird. Zellmer findet: „Der Durchfluss wird vom Rechen blockiert. Der Rechen schadet mehr, als er hilft.“ (fwe)

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