Sattelauflieger brennt aus: Tonnenweise Elektroschrott in Flammen
Ein mit rund 20 Tonnen Elektroschrott beladener Auflieger eines Sattelschleppers ist am Montagabend auf dem Parkplatz Martinsberg bei Wörthsee ausgebrannt. Den Brand konnte man kilometerweit riechen.
Ein besorgter Gilchinger wählte am Montagabend gegen 21.20 Uhr den Notruf: In seinem Haus in Neugilching unweit der A 96 rieche es vernehmlich verschmort, wie bei einem Kabelbrand. Der Mann machte sich Sorgen, dass es in seinem Haus brennt. Die Gilchinger Feuerwehr fuhr hin, untersuchte das Haus mit einer Wärmebildkamera – und rückte wieder ab. Einen Brand gab es, auch von Kabeln, nur war der knapp acht Kilometer entfernt: Auf dem Parkplatz Martinsberg Süd an der A 96 zwischen Inning und Etterschlag stand der Auflieger eines mit Elektroschrott beladenen Sattelschleppers in Flammen. „Wir sind uns ziemlich sicher, dass das die Ursache war“, sagte Gilchings zweiter Kommandant Michael Klinglmair zum Einsatz in Neugilching.
Der Fahrer des tschechischen Sattelschleppers hatte das Feuer zunächst nicht bemerkt, wie die Verkehrspolizei Fürstenfeldbruck mitteilte. Er hatte seinen Brummi auf dem Parkplatz in Fahrtrichtung München gegen 20 Uhr geparkt, um Pause zu machen. Andere Lkw-Fahrer machten ihn erst auf das Feuer im hinteren Teil des Aufliegers aufmerksam. Der Mann konnte noch die Zugmaschine abkoppeln und wegfahren – danach war er nur Beobachter, wie sein Anhänger ausbrannte. Unübersehbar, denn Elektroschrott sorgt für dichten Rauch.

Rauchwolke war kilometerweit zu sehen
Die anrückenden Feuerwehren Inning, Etterschlag, Grafrath, Greifenberg, Eching, Steinebach, später auch Gilching und Seefeld konnten schon auf Sicht sehen, was Sache ist: Die dunkle Rauchwolke war kilometerweit zu erkennen. „Wir haben schon auf Anfahrt gesehen, was los ist. Das war enorm“, sagt Einsatzleiter Markus Schamberger, zweiter Kommandant der Inninger Wehr. Als die ersten Löschmannschaften eintrafen, schlugen Flammen aus dem Anhänger, der eigentlich nur mit einer Plane abgedeckt war – die war aber sofort weggebrannt. Die einzige Löschmöglichkeit: den Anhänger fluten.
Die hohe Zahl der Wehren erklärt sich auch durch die verfügbare Wassermenge. Alarmiert wurden vor allem Tanklöschfahrzeuge. Parallel bauten die Wehren eine runde 300 Meter lange Leitung von einem Weiher an der Autobahn zum Parkplatz auf. Damit war Löschwasser kein Problem mehr. Das war auch nötig: Die Feuerwehr Gilching schüttete beispielsweise von ihrer Drehleiter aus mit einem sogenannten Monitor, der hohe Wassermengen bis 2300 Liter pro Minute versprühen kann, Zehntausende Liter Wasser in den Anhänger. Zudem, berichtete Schamberger, pumpten die Löschtrupps Schaum in den Auflieger, damit dieser jene Ecke erreicht und das Feuer erstickt. An der mühsamen Aufgabe, den Anhänger zu entladen, änderte das nichts. Hilfe bekamen sie durch einen Radlader (Manitou) von der Inninger Zimmerei Ritzer. 20 Tonnen verkohlter Reste musste man aber erst einmal ausladen. Deswegen dauerte der Einsatz bis gegen 0.30 Uhr an. Der Parkplatz war in dieser Zeit (bis gegen 2 Uhr) gesperrt; auf der Autobahn selbst kam es anfangs zu Sichtbehinderungen durch den Rauch. Die Reste wurden in der Nacht von einem Spezialunternehmen abtransportiert.

Solche Einsätze sind nicht ungefährlich – der Rauch ist giftig. Direkt am Lastzug waren nur Feuerwehrleute mit Atemschutzgeräten im Einsatz, die Wehren stellten zusätzlich Lüfter auf, um den Rauch wegzublasen. Der Wind sei günstig gewesen und habe den Rauch Richtung Wald, nicht in Richtung bebauter Gebiete geweht, sagte Schamberger dem Starnberger Merkur. Zu riechen war der Brand nicht nur in Gilching, sondern auch in anderen Orten in der Umgebung.
Problem: Löschwasser ist kontaminiert
Insgesamt waren rund 130 Feuerwehrleute inklusive der Kreisbrandinspektion im Einsatz. Eine Kameradin zog sich leichte Verletzungen zu. Laut Polizei ist die Brandursache noch ungeklärt, von Brandstiftung sei aber nicht auszugehen. Man kann sich aber eine Ursache denken: Elektroschrott beinhaltet auch Akkus, und die können schon einmal brennen, vor allem, wenn sie beschädigt sind. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 50 000 Euro.
Auch am Dienstag beschäftigte der Brand die Behörden. Denn: Das Löschwasser ist kontaminiert, etwa durch Batteriesäure, Kühlflüssigkeiten und auch durch den Löschschaum. Die Umweltabteilung des Landratsamts sei eingeschaltet, erklärte dessen Sprecher Stefan Diebl auf Anfrage. Zunächst habe man dafür gesorgt, dass die Reste sicher verwahrt werden. „Anschließend wurde das Löschwasser und der auf dem Rastplatz verteilte Löschschaum in die Entwässerungseinrichtung gespült. Im Rückhaltebecken kann das Löschwasser nämlich nahezu gewässerunschädlich zurückgehalten werden“, so Diebl. Proben sei genommen worden, sie würden derzeit untersucht. Ob weitere Maßnahmen erforderlich sind, ist noch offen. (ike)
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