Wie Franz Beckenbauer zum „WM 2006“-Kennzeichen kam - Deal mit Karin Stoibers Hilfe

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Franz Beckenbauer mit dem Kennzeichen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. © Daniel Karmann/dpa

Nach dem Tod von Fußballstar Franz Beckenbauer hatten wir das Foto von ihm mit dem WM 2006-Kennzeichen nochmal gezeigt. Wie erzählen, wie er zu diesem kam.

Landkreis – Über 20 Jahre ist die Geschichte nun her. Doch als Prof. Arnulf Melzer in der Heimatzeitung das Foto von Franz Beckenbauer mit dem WM 2006-Schild sah, kamen sofort die Erinnerungen wieder hoch. Denn Melzer, damals Leiter der Limnologischen Station Iffeldorf und heute Fundraising-Bevollmächtigter der TU München, hatte die Idee für die Aktion – die deutlich komplizierter umzusetzen war, als er sich das anfangs gedacht hätte.

„Als Deutschland im Jahr 2000 den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft bekommen hat, war ich gerade im Auto unterwegs und hörte davon im Radio“, sagt der heute 76-Jährige. „Wie ein Blitzschlag“ durchfuhr es ihn: Er hatte an seinem Dienstwagen die Autonummer WM 2222 – da müsste es doch irgendwo auch die WM 2006 geben.

Ein Anruf bei der Zulassungsstelle brachte tags darauf schnell Klarheit: Das gewünschte Nummernschild für die Heim-Weltmeisterschaft prangt an einem Bootsanhänger des Wasserwirtschaftsamts Weilheim. „Ich kannte dessen Chef, und der hat zugestimmt, dass wir eine Ummeldung vornehmen, wenn wir die fälligen Kosten von 27 Euro übernehmen“, so Melzer. Das waren, neben der Neuanfertigung des Schildes, tatsächlich die einzigen Kosten, die bei der Aktion entstehen sollten.

Kontaktaufnahme mit Franz Beckenbauer: „Ich bin einfach in sein Münchner Büro reinmarschiert“

Die Kontaktaufnahme mit Beckenbauer, der damals Chef des Bewerbungskomitees war, sei denkbar einfach gewesen, sagt Melzer: „Ich bin einfach in sein Münchner Büro reinmarschiert. Als er das Schild gesehen hat, hat er große Augen bekommen und gesagt: ,Das brauche ich‘“, erinnert sich Melzer lachend. Auch bei Sponsor Audi rannte er offene Türen ein, er stellte der Limnologischen Station einen A 6 für drei Jahre kostenfrei zur Verfügung, der ans Orga-Komitee weiterverleast wurde.

Mit Unterschrift des „Kaisers“: Prof. Arnulf Melzer hat das Nummernschild bis heute aufgehoben.
Mit Unterschrift des „Kaisers“: Prof. Arnulf Melzer hat das Nummernschild bis heute aufgehoben. © Ralf Ruder

Problematisch wurde es erst durch die Politik. „Gleich vier Ministerien haben der Aktion zustimmen müssen: Finanz-, Justiz-, Wirtschaft- und Wissenschaftsministerium“, sagt Melzer. Seiner Aussage zufolge sei die Aktion durch den damaligen Wissenschaftsminister Hans Zehetmair verzögert worden, dem das als Verwaltungsratsmitglied des FC Bayern-Konkurrenten TSV 1860 München nicht gepasst habe.

Karin Stoiber nimmt sich Kennzeichen-Deal an - „Danach ging es plötzlich ganz schnell“

Schließlich habe Beckenbauer die Initiative übernommen: „Bei einem Spiel des FC Bayern saß er neben Edmund Stoiber und dessen Frau Karin auf der Tribüne und hat sich beschwert, warum es denn bei dem Nummernschild-Transfer nicht weitergeht“, sagt Melzer. Darauf habe Karin Stoiber die Angelegenheit in die Hand genommen, gleich am Montag darauf beim vermeintlich Verantwortlichen Arnulf Melzer angerufen und zu ihm gesagt: Jetzt werden Köpfe rollen! „Ich habe ihr gesagt: Meiner sicher nicht“, sagt Melzer lachend und habe ihr die Sachlage erklärt. „Danach ging es plötzlich ganz schnell.“

Nach der Weltmeisterschaft hat Melzer Beckenbauer gebeten, ob er das Nummernschild mit Autogramm zurückhaben könne, was der Fußballstar natürlich machte. Seitdem hängt es in der Limnologischen Station, und immer, wenn Melzer seinem ehemaligen Arbeitsplatz einen Besuch abstattet, erinnert er sich gerne zurück an den Weltstar und wie er mit dem WM 2006-Kennzeichen herumgefahren ist.

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