Tegernsee sucht nach Trinkwasser
Wie der Wasserversorgungsverein (WVV) Egern muss auch Tegernsee neue Trinkwasserquellen erschließen. Das kostet der Stadt Millionen. Die Probebohrungen dafür haben nun begonnen.
Tegernsee - Für die nächsten zwei Wochen dürfte es daher an Wochentagen in der Zone eins des Wasserschutzgebietes der Langenau mit der Idylle vorbei sein. Motoren- und Bohrlärm durchdringt die Stille. Den Grund dafür erblickt man schnell auf Höhe des „schwarzen Kreuzes“: Ein Bohrturm ragt in die Höhe. Seit vergangener Woche treibt hier das Ingenieurbüro IGWU aus Markt Schwaben für die Stadt Tegernsee den Bohrer in die Tiefe. Erforscht werden die Grundwasserströme des Sagenbachs. Auf sie hoffen in etwa 30 Metern Tiefe die beiden Arbeiter am Raupenbohrturm zu stoßen. Dabei orientiert sich Geologe Ulrich Scheubeck von der IGWU auch am nahen Tiefbrunnen der Gemeinde Kreuth. Dies bestätigt Tegernsees Wassermeister Sebastian Sprenger bei dem Ortstermin. „Die insgesamt drei Bohrungen nach Wasser in der Langenau finden auf Anordnung des Landratsamtes statt“, sagt Sprenger. Die Kosten aber habe die Stadt zu tragen. Derweil stellt die laut Bürgermeister Johannes Hagn bereits jetzt jedes Jahr mindestens eine Million für die Wasserversorgung in den Haushalt ein, denn es „müssen auch drei Hochbehälter neu errichtet werden“.
Vorrangiges Ziel der Probebohrungen von Scheubecks Firma sei es, so Sprenger, zu erkunden, „ob da hinten ein ausreichendes Wasservorkommen für Tegernsee ist“. Derzeit dringt der Bohrer auf etwa 15 Metern Tiefe weiter in den Untergrund, etwa fünf Meter und mehr pro Tag. Meist stößt der „Rammkehrbohrer“ auf Schubgeröll des Sagenbachs. Von jedem Bohrmeter wird fein säuberlich in sogenannten Kernkisten das Gestein aus dem Bohrer dokumentiert, das Aufschluss über die Durchlässigkeit des Wassers gebe, erklärt Scheubeck den Bohrvorgang. „Bei den Probebohrungen lassen wir uns überraschen, auf welcher Tiefe letztlich die der Wasserführung ist.“ Nach den Bohrungen werden die Bohrlöcher noch mit PVC-Rohren und Filtern ausgebaut.
Etwa 200 Meter vom Tiefbrunnen Kreuths entfernt soll die dritte Bohrung niedergehen. Der Grundwasserleiter erstreckt sich zwischen den beiden Bergmassiven des Risserkogels und der Blauberge entlang der Langnau. „Die Anforderung des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim war“, sagt Scheubeck, „dass wir auch Grundwasser-Messstellen machen, um mehr über das Gefälle und die Ströme im Untergrund zu erfahren. Auch um zu erkunden, wo es herkommt und wo es genau hinfließt.“
Dies dürfte auch Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider interessieren, der auf keinen Fall für seine Trinkwasserversorgung das Nachsehen haben will, wie er zuletzt erklärte. Auch ihn interessiert, welche Dimensionen der nahe Grundwasserstock hat. Wenn dieser aber nicht für beide Wasserversorger ausreiche, müsse sich Tegernsee nach weiteren Alternativstandorten umsehen.
Wasserversorgung: Sagenbachtal als größtes Trinkwasserschutzgebiet
Verständlich ist, dass das Sagenbachtal hinter der Schweigeralm als mit Abstand größtes Trinkwasserschutzgebiet im Landkreis Miesbach Begehrlichkeiten weckt. Denn für Grundwasserspezialisten Scheubeck „ist dies ein ideales Gebiet für Trinkwasser, weil hier noch Wasserschutz möglich ist“. Kein Siedlungsdruck, keine Weidegebiete, die für Verunreinigung sorgen könnten.
Genau dies aber ist der Grund, warum die Stadt Tegernsee und der WVV Egern für Rottach-Egern neue Quellen erschließen müssen. Denn 2027 laufen ihre Genehmigungen zur Trinkwassergewinnung aus, weil ihr Schutzgebiet für fünf Tiefbrunnen unweit von Enterrottach nicht mehr heutigen Anforderungen genügt. Gefordert wird vom Wasserwirtschaftsamt eine Ausweitung von Schutzzonen, die aber an der bestehenden Bebauung scheitern.
Voruntersuchungen durch Geologe Scheubeck am Fuß des Wallbergstocks gibt bereits auch der WVV Egern in Auftrag, sagt dessen Vorsitzender Klaus Grieblinger. Mögliche Bohrungen noch in diesem Jahr würden aber „wenige Beteiligte treffen“.
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Die Entscheidung, ob Tegernsee nach erfolgreichen Probebohrungen Wasser in Kreuth fördern darf, trifft allein das Landratsamt. Offen ist auch die Frage, wo und wie das Wasser in das weit entfernte Leitungsnetz Tegernsees kommt. Dies hänge laut Wassermeister Sprenger auch vom Querschnitt der Rohre, dem Druck und dem Reibungsverlust ab. „Dies wird ein langwieriger Weg.“
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