Außergewöhnliche Jazzbegegnung bei „Klecks Live“
Jazzklänge in ihren zahlreichen Variationen und Facetten erfüllten am vergangenen Freitag den Schönen Saal der Sing- und Musikschule. Die Stars des Abends, die Landesjugendjazzorchester aus Hamburg und Sachsen, nahmen die Zuhörer mit auf Reisen in die frühe Jazzgeschichte und rund um die Welt.
Kempten/Allgäu – Initiatoren des Konzertes waren Claudia Bestler und Willi Staud vom Landes-Jugendjazzorchester Bayern. Sie veranstalteten vom 25. bis 29. September das Festival „Drehscheibe Big Band“ in Marktoberdorf. Ein Konzert fand nun in Kempten bei „Klecks Live“ statt.
„Drehscheibe Big Band“ – Zusammenkommen, improvisieren, jammen
Die Bayerische Musikakademie Marktoberdorf, das Modeon und die örtlichen Schulen boten ideale Voraussetzungen für diese außergewöhnlichen, überregionalen Jazzbegegnungen. Acht Landes-Jugendjazzorchester trafen sich hier zu Workshops und spontanen Jazz-Sessions. Gemeinsame Konzerte mit jeweils zwei bis drei Orchestern fanden neben Marktoberdorf und Kempten noch in Rettenberg, Kaufbeuren und Reutte statt.
Jedes Bundesland hat zwar ein eigenes Landesjugendjazzorchester, es gibt aber keine gemeinsamen Treffen und somit auch keinen aktiven Austausch. „Das ist es aber, was den Jazz auszeichnet: Man kommt zusammen, improvisiert gemeinsam, macht Livemusik und hört sich gegenseitig zu. Und das ist uns mit diesem Festival zum ersten Mal gelungen“, berichtet Claudia Bestler.
Virtuose(n) am Werk
Den vielversprechenden Abend in Kempten eröffnete das Landesjugendjazzorchester Hamburg unter der Leitung von Jörn Marcussen-Wulff. Der mehrfach ausgezeichneter Komponist, Arrangeur, Posaunist und Dirigent stammt aus Hannover und lehrt als Dozent für Komposition, Arrangement, Jazz-Theorie und Bigband an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar, sowie der HMTM Hannover. Außerdem fungiert er als künstlerischer Leiter der renommierten Bigband „Fette Hupe“.
Seine Musik steht für neuen Zeitgeist europäischer Bigband-Arrangeure, die Konventionen aus dem Weg gehen und ihre eigene musikalische Sprache und Ausdruck in dem Format Jazzorchester suchen und finden.
Zwei Unterschiedliche Klang-Erlebnisse
An diesem Abend stand die frühe Jazzgeschichte im Mittelpunkt. Originalarrangements von Gil Evans und Gerry Mulligan sowie Musik von Steve Gray, des Louis Armstrong Quintetts und von dessen Frau Lil Hardin Armstrong wurden von den jungen Musikerpersönlichkeiten mit Leidenschaft und spürbarer Hingabe präsentiert.
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Angespornt vom Applaus liefen sie zu Höchstformen auf und begeisterten das Publikum noch mehr. Den gebührenden Abschluss machte eine Interpretation des Klassikers von Louis Armstrong „When the saints go marching in“, bei dem die Tuba, das Instrument des Jahres 2024, eine wichtige Rolle einnahm.
Im Anschluss war das Jugend-Jazzorchester Sachsen mit seinem Gastdirigenten Steffen Schorn zu bewundern. Mit ihrem Programm „Colours of our World“ kam ein völlig anderes Klangerlebnis auf das Publikum zu. Schorn gilt als einer der herausragenden Musiker und Komponisten des German Jazz und der zeitgenössischen Musikszene. Des Weiteren leitet er die Jazzabteilung der Nürnberger Musikhochschule. Mit seiner Leichtigkeit, Begeisterung und authentischen Art, reißt er sowohl das Publikum wie auch seine jungen Musiker mit sich.
Inspiriert ist sein Repertoire von zahlreichen Konzertreisen rund um den Globus, den damit verbundenen Begegnungen und Erlebnissen, aber auch von Büchern wie „Der Medicus“ oder „Die 13 ½ Leben des Käpt‘n Blaubär“. Das Jugend-Jazzorchester Sachsen nahm das Publikum mit auf eine vielfältige Klangreise – angefangen in Thailand über die Gourmetica Insularis (Käpt‘n Blaubär) und den Balkan bis in die Mongolei. Zu jedem Stück gab es eine Geschichte, die von den jungen Jazztalenten auf beeindruckende Weise musikalisch erzählt wurde.
„Gehen Sie zum Jazz! Das lohnt sich!“, waren die Abschlussworte von Josef Ego vom Klecks e. V. zu diesem gelungenen Konzert. „Klecks Live“ geht am 16. Oktober mit der Insomnia Brass Band in der Kulturwirtschaft in der Allgäuhalle Kempten in die nächste Runde und bietet Jazzfans aber auch denjenigen, die es vielleicht ausprobieren möchten, eine weitere Gelegenheit, sich auf dessen Vielfältigkeit einzulassen.
Claudia Mair
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