Pläne für die Ortsentwicklung: Schafft Heilbrunn einen Friedwald und einen Campingplatz?
Der Heilbrunner Gemeinderat stellt gerade einen neuen Flächennutzungsplan auf. Dieser stellt die Weichen für die künftige Ortsentwicklung.
Bad Heilbrunn – Ein guter Roman hat oft so um die 500 Seiten. Diese Länge hat auch ein Werk, das Monika Beltinger in der jüngsten Sitzung des Bad Heilbrunner Gemeinderats vorstellte. Kaum anzunehmen, dass der Epos des Memminger Planungsbüros „Lars Consult“ ein Bestseller wird, denn es geht in ihm um die Stellungnahmen, die Behörden und Bürger zum neuen Flächennutzungsplan abgegeben haben. Bei genauerem Hinsehen gibt es allerdings einige interessante und kuriose Passagen – beispielsweise zum angedachten Friedwald, einer (sehr kurzen) Eisenbahntrasse und zu den Gebieten, die durch ein Jahrhundert-Hochwasser gefährdet sein könnten. Insgesamt hätten sich laut Beltinger 13 Behörden und vier Bürger zu Wort gemeldet. Eine Übersicht über die wichtigsten Themen:
Friedwald
Es ist angedacht, dass nördlich des Heilbrunner Ortszentrums ein Friedwald entstehen könnte. Ob dabei in ein Biotop eingegriffen wird, wollte die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt in ihrer Stellungnahme noch nicht abschließend beurteilen.
Alte Müll-Deponien
In Mürnsee gab es einst eine Hausmüll-Deponie. Das Landratsamt fordert, dass die möglicherweise schadstoffbelasteten Grundstücke im Flächennutzungsplan exakt eingezeichnet werden. Das Gleiche fordert die Behörde für einige Grundstücke in Nantesbuch. Da das Schadstoff-Potenzial allerdings gering sei, ist ein zusätzlicher Eintrag in das sogenannte „Altlasten-Kataster“ nicht notwendig. Nicht mehr als Problemgebiet eingestuft wird im neuen Flächennutzungsplan der Bereich Karpfsee.
Eisenbahntrasse
Ein „interessanter und fast schon amüsanter“ Hinweis sei von der Immobilien-Abteilung der Deutschen Bahn eingegangen, berichtete Beltinger. So gebe es im Bereich der längst nicht mehr existierenden Trasse der ehemaligen Isartalbahn ein Grundstück, das noch immer als Bahnfläche gewidmet ist. Auf diesem Grundstück gelte somit Eisenbahnrecht, die Gemeinde habe keine Planungshoheit. „Im Prinzip hat das nichts zu sagen“, betonte die Planerin. „Das Grundstück liegt mitten im Wald, da wird sich eh nichts tun.“ Die Gemeinde könne sich allerdings überlegen, ob sie ein „Entwidmungsverfahren“ angeht. Bürgermeister Thomas Gründl nahm es schmunzelnd zur Kenntnis: „Vielleicht kommt ja da noch eine Eisenbahn, eine sehr kleine.“

Camping in Ramsau?
Das Wasserwirtschaftsamt reichte Planunterlagen ein, welche Flächen auf dem Bad Heilbrunner Gemeindegebiet durch ein Jahrhundert- oder extremes Hochwasser gefährdet sein könnten. Diese sind nun in den Flächennutzungsplan eingearbeitet. Betroffen von neuen Berechnungen ist unter anderem das Fremdenverkehrs-Sondergebiet Ramsau. Der Besitzer des Gasthauses Ramsau hatte dem Gemeinderat schon vor längerer Zeit mitgeteilt, dass er sich eine Entwicklung der Flächen in Richtung Camping und Wohnmobil-Stellplätze vorstellen könnte. Gegen diese Gedankenspiele sprachen sich zwei Bürger in ihren Stellungnahmen aus. Sie befürchten ein höheres Verkehrsaufkommen, negative Auswirkungen auf Ferienwohnungen und mögliche Ruhestörung in der Nacht. Zudem sei die Parksituation kritisch, und es gebe eine Engstelle. All diese Fragen müssten nicht in Zusammenhang mit dem Flächennutzungsplan geklärt werden, sondern in einem Bebauungsplan-Verfahren, befand Beltinger.
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Ausgleichsflächen
Im Amtsdeutsch gibt es das Wort „Ausgleichsflächen“. Es bedeutet: Wer auf der grünen Wiese baut, muss den Schaden an der Natur und der Landschaft ausgleichen. Die Gemeinde hat im Flächennutzungsplan ein Gebiet von 700 Hektar eingezeichnet, das dafür infrage kommt. Kein Applaus kommt von der Unteren Naturschutzbehörde. Deren Kritikpunkt: Die vorgeschlagenen Flächen hätten überwiegend jetzt schon eine hohe ökologische Qualität, die Möglichkeiten zur Aufwertung seien begrenzt. „Die haben quasi gesagt: Wie wollt ihr einen Bergmischwald noch weiter aufwerten?“, erläuterte Beltinger. Die vom Büro befragten Fachleute seien allerdings der Meinung, dass es sehr wohl noch Aufwertungspotenzial gebe – beispielsweise durch eine verminderte forstwirtschaftliche Nutzung.
Extrem-Hochwasser
Von einem Hochwasser gefährdet sind nach Ansicht des Wasserwirtschaftsamts auch das Sägewerk an der Bundesstraße, die äußeren Flächen des Ostfelds und diverse Flächen in der Langau. Aus diesem Grund strich der Gemeinderat ein Grundstück in der Langau, das im alten Flächennutzungsplan noch als bebaubare Fläche eingezeichnet war. Gegen diese Änderung sprach sich ein Bürger in seiner Stellungnahme aus – erfolglos.
Gewerbeflächen
Der Flächennutzungsplan hat sich in den vergangenen Monaten verändert. So war in Obermühl eine Mischfläche vorgesehen, die Wohnen und gewerbliche Nutzung gleichwertig nebeneinander zulässt. Diese ist nun verschwunden, ebenso wie eine Mischfläche im Ortszentrum, die wegen des geplanten Hotel-Neubaus in ein „Sondergebiet Fremdenverkehr“ umgewandelt wurde. Diese Änderungen missfallen der Handwerkskammer. Sie fordert, dass als Ausgleich an anderen Stellen im Ort zwei zusätzliche Mischflächen ausgewiesen werden. Dies erachtet die Planerin jedoch ebenso wenig als notwendig wie der Gemeinderat: „Sie haben trotzdem noch eine erkleckliche Anzahl an Mischgebieten.“
Wasserkraft-Anlage
Ein Heilbrunner will den Stallauer Bach für Wasserkraft nutzen. Er forderte, ein entsprechendes Symbol im Flächennutzungsplan einzuzeichnen. Beltinger sprach sich dagegen aus. Ein so kleines Bauwerk lasse sich in einem Flächennutzungsplan nicht sinnvoll darstellen. Zudem liege der Standort mitten in einem Biotop. Ob solch ein Bauwerk zulässig ist, müsse in einem Bebauungsplan-Verfahren geklärt werden.
Bauen in Oberbuchen
Ein Heilbrunner will in Oberbuchen ein Einfamilienhaus errichten. Er sprach sich für eine Ausweitung des Siedlungsgebiets aus in Richtung des Bachlaufs. Der Bauinteressent kritisierte, der Gemeinderat habe über dieses Thema nicht ausreichend diskutiert. Den Gemeinderäten seien ausreichend Informationen vorgelegen, sagte Beltinger: „Wenn es nichts zu diskutieren gibt, muss auch nicht diskutiert werden.“