„Proppenvolle Apfelbäume“: Hier erwarten die Gartler reiche Ernte

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Ernte für das ganze Jahr: Wer sein Obst zur Presse in Gotzing bringt, bekommt Saft aus den eigenen Äpfeln. Simone Kerkel gibt Tipps, was man dabei beachten sollte. © Max Kalup

Die Obstpresse des Gartenbau-Kreisverbands Miesbach dürfte heuer viel zu tun haben: Simone Kerkel erwartet eine gute Ernte – entgegen der Lage in vielen anderen Regionen.

Gotzing – Die deutschen Obstbauern erwarten heuer wegen des kühlen und nassen Wetters eine geringere Apfelernte als in den vergangenen Jahren. Sie schätzen den Ertrag auf rund 734 000 Tonnen. Das wären laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden 26 Prozent weniger als der Durchschnitt der letzten zehn Jahre und die schlechteste Ernte seit sieben Jahren. Wir wollten wissen, ob das auch im Landkreis Miesbach der Fall ist. Simone Kerkel, Vorsitzende des Kreisverbands der Obst- und Gartenbauvereine, gibt aus ihrer Sicht Entwarnung.

Frau Kerkel, die Apfelernte soll nach Schätzung der Obstbaubetriebe heuer viel schlechter ausfallen als in den vergangenen Jahren. Wie sieht es in unserer Region aus?

Das trifft bei uns im Landkreis wohl kaum zu. Hier sieht man vielerorts proppenvolle Apfelbäume in den Gärten stehen. Obwohl wir im Frühjahr durchaus befürchtet hatten, dass der Frost die Blüten schädigen könnte, weil die Blüte schon außergewöhnlich früh war. 

Dem war nicht so?

Nein, zum Glück nicht. Als unsere Apfelbäume in Blüte standen, hatte es zwar nochmal ordentlichen Frost, teilweise sogar bis zu minus zwei Grad. Aber es war gleichzeitig auch regnerisch, und die Feuchtigkeit hat die Blüten vor der Kälte geschützt. 

Später im Jahr gab es teilweise heftige Graupelschauer und gebietsweise auch Hagel. Hat der etwas angerichtet?

Das hat einzelne tatsächlich getroffen, das war nicht gut. Aber man muss auch sagen, dass die Bestäubungsleistung heuer sehr gut war, weil an den sonnigen Tagen viele Bienen geflogen sind. Die Bäume waren also sehr voll mit Äpfeln, sodass auch viele hängen geblieben sind. Sie sind vielleicht angebeckt und nicht so schön, aber man kann sie ja trotzdem essen oder entsaften.

Zurzeit fallen viele Äpfel bei Wind und stärkerem Regen zu Boden, obwohl sie noch nicht reif sind.

Das ist um diese Jahreszeit normal. Die Bäume tragen so reichlich, dass sie nicht alle Früchte bis zur vollen Reife behalten können. Sie werfen ab, was ihnen zu viel ist. Bei sehr starkem Behang sollte mit einer Aststütze bei jungen und bei alten Bäumen der Ast entlastet werden.

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Manche Apfelprofis empfehlen, schon früh die Äpfel am Baum per Handarbeit zu reduzieren.

Freilich ist das schon eine Möglichkeit, um größere Äpfel zu bekommen. Aber wer hat dazu schon die Zeit? Ich denke, man muss da nicht unbedingt eingreifen, die Bäume erledigen das schon selbst.

Eignet sich dieses Fallobst schon zum Entsaften?

Oh ja, unsere Obstpresse in Gotzing ist schon in Betrieb. Vorerst an zwei Tagen die Woche, mittwochs und freitags ab 11 Uhr. Wenn mehr Angefragt wird, nehmen wir den Montag dazu. Viel mehr schaffen wir auch personell nicht.

Was sollten die Leute beachten, wenn sie zur Obstpresse kommen?

Das Wichtigste: einen Termin geben lassen. Nur so können wir die Wartezeiten reduzieren, und dann sind vor Ort ja auch nicht so viele Stellplätze für die Autos. Wenn zu viele gleichzeitig kommen, wird‘s schnell eng.

Und beim Obst?

Angefaulte Äpfel muss man aussortieren, Fäulnis ist ganz schlecht, da kann der Saft auch umkippen. Die Dellen durch Hagel stören beim Entsaften nicht. Und wenn die Äpfel einen Wurm haben, macht das für den Saft auch nichts aus, der wird ja auf 80 Grad erhitzt. Es stört nur manche Menschen, wenn sie wissen, dass im Apfel ein Wurm drin war. Jeder bekommt den Saft aus seinen angelieferten Äpfeln und kann somit selbst entscheiden.

Kann man wurmige Äpfel ausschneiden?

Prinzipiell ja, aber das muss fast unmittelbar vor dem Pressen passieren, nicht schon einen Tag oder mehrere Tage vorher. An jeder Schnittstelle können Keime eindringen, und auch das kann dazu führen, dass der fertige Saft schlecht wird. Ich habe immer eine kleine Schüssel mit den Äpfeln, die ich ausschneiden will, dabei. Die fünf bis zehn Minuten Wartezeit sind dann mit Ausschneiden gleich überbrückt.

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