„Lassen Sie Ihre Ohren überprüfen“: Trump-Team reagiert ungehalten auf Fragen zu Lispeln bei Musk-Gespräch

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Im Vorfeld der US-Wahl spricht Donald Trump mit Elon Musk. Mit dem Klang scheint nicht alles in Ordnung gewesen zu sein – nicht die einzige Panne.

Washington, D.C. – Auf der Plattform X wurde im Rahmen der US-Wahl ein Gespräch zwischen dem früheren US-Präsidenten Donald Trump und Multimilliardär Elon Musk übertragen. An einigen Stellen klangen Trumps Worte dabei etwas seltsam. Bei den Zuhörern kam so die Frage auf, ob dies auf technische Probleme zurückzuführen sei oder ob es sich um ein Lispeln, oder gar ein Lallen, gehandelt haben könnte. Trumps Wahlkampfteam reagierte auf diese Vermutungen eher ungehalten.

Zu Beginn des Interviews, das, wie Musk betonte, ein „Gespräch“ und kein „kontradiktorisches Interview“ war, sagte Trump: „Ich gratuliere Ihnen, denn wie ich sehe, haben Sie alle Rekorde gebrochen, die es im Buch gibt, mit so vielen Millionen Menschen, und das ist eine Ehre, wir betrachten das als Ehre“, sowie den Satz: „Und Sie wollen bestimmte Stimmen zum Schweigen bringen, normalerweise sind das Stimmen, die etwas zu sagen haben, die konstruktiv sind, und deshalb müssen wir es als Ehre betrachten“. In mehreren Aufnahmen auf X, einschließlich der von Musk und Trump hochgeladenen, scheint der frühere US-Präsident dabei anders zu klingen als gewöhnlich, vor allem bei den Worten „Millionen“ und „zum Schweigen bringen“.

Donald Trump und Elon Musk vor US-Wahl im Gespräch – lispelt der ehemalige US-Präsident plötzlich?

Gleiches scheint auch an anderen Stellen zu passieren. Vielen Zuhörer auf der Plattform fiel das sogleich auf. „Hat Trump seine Wahlkampftermine wegen seines massiven Lispelns in diesem Twitter-Interview mit Elon unterbrochen“, fragte einer, während ein anderer in den Raum stellte, Trump sei „von einer Lispelkanone“ getroffen worden. „Liegt es an mir..... Was ist los mit Trumps Stimme? Hört sich an, als würde er lispeln??“, so die etwas neutralere Beobachtung eines dritten. Auch zahlreiche andere Zuhörer bemerkten den ungewöhnlichen Klang offenbar. Die britische Rundfunkanstalt BBC, die das Gespräch und den zugehörigen Chat in einem Live-Blog mitverfolgte, verzeichnete mehr als 20.000 Beiträge mit dem Begriff „slurring“ (lallend).

Das Gespräch zwischen Donald Trump und Elon Musk auf dem Kurznachrichtendienst X lief nicht wie geplant.
Das Gespräch zwischen Donald Trump und Elon Musk auf dem Kurznachrichtendienst X lief nicht wie geplant. © IMAGO/Jakub Porzycki

Trump-Sprecher Steven Cheung wies jede Schuld von dem ehemaligen Präsidenten. „Es muss an Ihrem Gehör liegen“, sagte er gegenüber dem britischen Sender. Auch die E-Mail-Anfrage eines Reporters der Huffington Post wurde ähnlich beantwortet. „Muss an Ihrem schlechten Gehör liegen. Lassen Sie Ihre Ohren überprüfen“, lautete die Reaktion von Trumps Team.

Kampagne von Harris will die Panne für US-Wahl nutzen – Doch die Erklärung scheint Trump zu retten

Die US-Demokraten unter Kamala Harris witterten trotzdem ein gefundenes Fressen. „Trump sagt lallend, dass er mit dem Klimawandel und dem Anstieg des Meeresspiegels einverstanden ist, weil er denkt, dass er ‚mehr Grundstücke am Meer‘ haben wird“, so der etwas hämische X-Post von Harris HQ, dem Account der Harris-Kampagne.

Letztlich stimmt aber wohl keine dieser Erklärungen. Dem US-Portal Newsweek zufolge, erklärten mehrere Podcaster und Streamer, dass der seltsame Audioeffekt wahrscheinlich auf die Komprimierung zurückzuführen ist. Bei diesem Verfahren, werden Daten, die als unnötig erachtet werden, entfernt, um die Größe der Audiodatei zu verringern. Manchmal werden bei diesem Prozess wichtige Teile des Tons abgeschnitten oder verändert, was zu Verzerrungen führt. „Es liegt wahrscheinlich an der Audiokomprimierung, aber Trump klingt, als würde er lispeln“, habe beispielsweise der Twitch-Streamer und politische Kommentator HasanAbi geschrieben.

Tech-Unternehmer Musk wollte Pannen mit Trump vermeiden – Kam es vor der US-Wahl zum Cyberangriff?

Mehrere Menschen hätten auf einen separaten Videoclip verwiesen, in dem Trump mit Musk telefoniert, so der Bericht weiter. In diesem klinge das Wort „Millionen“ normal, was darauf hindeutet, dass das vermeintliche Lispeln nur auf hochgeladenen Audiodateien zu hören ist. Die Theorie des Komprimierungsproblems sei also plausibel.

Für Tech-Unternehmer Musk dürfte ein anderes technisches Problem aber wesentlich schwerer zu verschmerzen sein. Obwohl er auf X angekündigt hatte, dass er im Vorhinein „einige System-Skalierungstests“ durchzuführen werde, um Pannen zu vermeiden, begann das Gespräch mit 40 Minuten Verspätung. Musk zufolge, soll es sich dabei um einen als DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) gehandelt haben.

Was ist eine DDoS-Attacke?

Eine DDoS-Attacke (Distributed Denial of Service) ist ein bösartiger Cyberangriff, bei dem mehrere Computer oder andere Geräte gleichzeitig dazu verwendet werden, eine Ziel-Website, einen Server oder ein Netzwerk zu überlasten. Das Ziel einer DDoS-Attacke ist es, die Zielressource so stark zu überlasten, dass sie nicht mehr erreichbar ist oder stark verlangsamt wird, was dazu führt, dass legitime Benutzer die Ressource nicht mehr nutzen können.

Vereinfacht funktioniert das so:
Angreifer: Ein Hacker startet den Angriff, indem er ein Netzwerk von infizierten Computern, auch „Botnet“ genannt, kontrolliert. Diese Computer wurden meist ohne das Wissen ihrer Besitzer mit Schadsoftware infiziert.
Botnet: Das Botnet besteht aus tausenden, manchmal sogar Millionen von Geräten, die weltweit verteilt sind. Diese Geräte werden vom Angreifer gesteuert.
Überlastung: Der Angreifer befiehlt dem Botnet, eine große Anzahl von Anfragen gleichzeitig an die Zielressource (z. B. eine Website) zu senden. Diese Anfragen überlasten die Zielressource, weil sie nicht in der Lage ist, so viele Anfragen gleichzeitig zu verarbeiten.
Ausfall: Aufgrund der Überlastung ist die Zielressource entweder extrem langsam oder gar nicht mehr erreichbar. Legitime Benutzer, die die Website besuchen oder den Dienst nutzen möchten, können dies nicht mehr tun.

DDoS-Angriffe sind oft schwer abzuwehren, weil die Angriffe von vielen verschiedenen Quellen gleichzeitig kommen und es nicht leicht ist, die legitimen Anfragen von den bösartigen zu unterscheiden.

Als der Tech-Unternehmer um 20:42 Uhr schließlich zu sprechen begann, sagte er, der „massive Angriff“ zeige, dass es „eine Menge Widerstand dagegen gibt, sich anzuhören, was Präsident Trump zu sagen hat“. Darauf bezog sich Trump dann, als er „Stimmen zum Schweigen bringen will“ sagte. (tpn)

Auch interessant

Kommentare