Bürger-Energie Isental streckt die Fühler aus

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Windräder im Isental? Diese Art der Energiegewinnung schwebt der Bürger-Energie Isental vor (Symbolbild). © Bernd Weißbrod

Der Verein, aus dem bald eine Genossenschaft wird, hat sich in Forstern vorgestellt. Die Gemeinde ist jetzt Mitglied geworden.

Die Bürger-Energie Isental hat es sich zum Ziel gesetzt, die Energiewende zusammen mit den Bürgern für die Bürger in der Region voranzutreiben. Dafür braucht der Verein Unterstützung. Diese hofft man, nach den Gemeinden Buch am Buchrain, Lengdorf, Isen und St. Wolfgang, nun unter anderem in Forstern zu finden. Deshalb stellten Benedikt Pointner und Karsten Borgmann die Bürger-Energie Isental im Gemeinderat vor.

Pointner, Förster und Klimaschutzmanager aus Pemmering, konnte in der Gemeinderatssitzung ganz aktuell berichten, dass der erst vor knapp einem Jahr gegründete Verein mit derzeit mehr als 180 Mitgliedern kurz davor stehe, eine Genossenschaft zu werden: „Das geht vermutlich innerhalb der nächsten Wochen über die Bühne.“ Wie berichtet, ist das Gründungsprojekt dafür eine PV-Anlage auf dem Isener Schuldach.

Als ein Ziel der Bürger-Energie Isental nannte Pointner, die Region bis 2040 klimaneutral zu machen – „immer unter Einbeziehung der Bürger. Das ist kein Alleingang und kein investorengetriebenes Vorhaben. Wir wollen verhindern, dass Investoren von außen kommen, eventuell attraktive Windstandorte wegnehmen – und wir schauen nur zu, wie das Geld aus unserer Region rausläuft.“ Der soziale Aspekt sei dabei „ganz wichtig“, und man wolle auch die lokale Wirtschaft einbinden.

Wie die Situation in Forstern aussieht, das stellte der Isener Wirtschaftsingenieur Borgmann anhand von Daten des Landesamts für Statistik vor. Demnach habe die Gemeinde eine Fläche von 1538 Hektar und knapp 3800 Einwohner.

Bedarf: Im Jahr 21,4 Millionen kWh

Die drei wesentlichen, erneuerbaren Energiequellen seien Wind, Biogas und Sonne. Wolle man den gesamten, angenommenen Strombedarf Forsterns von rund 21,4 Millionen kWh pro Jahr durch Biogas decken, würde dafür nahezu die gesamte landwirtschaftliche Fläche für den Anbau von Silomais gebraucht.

Der Flächenbedarf bei Deckung durch Photovoltaik wäre laut Borgmann zwar deutlich geringer, „aber das ist nur eine rechnerische Größe“, denn im Winter sei der Ertrag sehr viel weniger und nachts gleich null.

Am wenigsten Fläche verbrauche man bei Deckung durch Windkraft, nämlich gerade 0,5 bis ein Hektar pro Windenergieanlage. In der Reinform sei alles drei nicht ideal, sagte Borgmann, man brauche einen möglichst guten Mix.

„Biogas und Photovoltaik könnte man ausbauen, Windkraft fehlt noch“, erklärte er weiter. „Und wenn man das alles verbindet, kann man schaffen, was andere Regionen schon geschafft haben: Nämlich richtig Geld damit zu verdienen. Und man hat die Strompreise in der Region unter Kontrolle“, ergänzte er.

„Unser Ansatz ist es, die Bürger an der Genossenschaft durch Anteile zu je 120 Euro zu beteiligen“, erklärte Pointner. Eine Person könne maximal 200 Anteile erwerben, also 24 000 Euro investieren. „Das ist bewusst gedeckelt, damit wir nicht steuerbar werden“, so Pointner. Und es dürften sich laut Satzung nur Bürger aus der Region oder mit regionalem Bezug beteiligen. Was ausgeschüttet wird, entscheiden die Mitglieder.

Die Genossenschaft betreibe dann auch eine mögliche Windkraftanlage, wobei dafür sehr wahrscheinlich eine Betreiber GmbH nötig sein werde. Dort könnten sich auch Unternehmen beteiligen – zur Stärkung der lokalen Wirtschaft. Das Startkapital betrage sicherlich einige 100 000 Euro, meinte Borgmann. Der Bau eines Windrads dürfte an die zehn Millionen Euro kosten. Dafür würden wohl Bankdarlehen notwendig.

Infoveranstaltung für die Forsterner

„Langfristig hat das auch was mit Wirtschaftlichkeit für die Region zu tun“, meinte Pointner und berichtete von Gegenden, in denen über die Genossenschaft dank Millionenüberschüssen Schulen oder Kindergärten gebaut würden. „Da ist wirklich sehr viel Musik drin.“

Aus den Reihen der Gemeinderäte kamen schon etliche teils detaillierte und technische Fragen, für die es zum jetzigen Zeitpunkt fast noch zu früh sei, denn Bürgermeister Rainer Streu (AWG) betonte: „Für uns war es wichtig, dass sich die Bürger-Energie Isental überhaupt einmal vorstellt.“

Er nannte das Projekt eine „interessante Initiative“ und erklärte: „Wir haben uns dem Thema Genossenschaft schon mehrfach angenähert, waren aber bisher immer ein bisschen unsicher, weil diese Genossenschaften sehr weit weg und für uns wenig greifbar waren. Hier aber wären der Bezug und die Regionalität da, und vielleicht wird es auch für uns als Gemeinde interessant, Genossenschaftsanteile zu zeichnen.“

Der Gemeinderat war grundsätzlich angetan von der Idee des Vereins. Doch es gab auch kritische Nachfragen und Skepsis. Wilhelm Ertl (AWG) etwa sagte: „Ich finde das auch gut, aber noch viel besser würde ich es finden, wenn es eine Genossenschaft wäre, die schon fünf Windräder gebaut hat.“ Ihm fehle da ein bisschen die Erfahrung.

Dennoch fiel der Beschluss, als Gemeinde den Verein mit einem symbolischen Beitritt für einen Jahresbeitrag von 50 Euro zu unterstützen, einstimmig. Pointner und Borgmann bedankten sich dafür und sagten zu, in Forstern eine Informationsveranstaltung für die Bürger abzuhalten. Auch eine Fahrt zu einem Windrad wäre denkbar.

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