Ein Xylophon für den Landsberger Wildpark

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landsberg

Kommentare

Carina Heel vor dem von ihr gebauten Wildxylophon im Landsberger Tierpark: Die 19-Jährige schließt damit ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr ab. © Greiner

Dass manch Forstamts-Mitarbeiter mit der Kreissäge kreativ umgehen kann, ist bekannt: Wildschweine, Eichhörnchen oder auch Greifvögel hat er für den Landsberger Wildpark geschnitzt – inzwischen gibt es sogar ein paar Morcheln. Jetzt ist noch etwas dazugekommen: ein Wildxylophon. Gebaut hat das aber Carina Heel – als Abschlussarbeit für ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr.

Landsberg – Es ist sieben Uhr in der Früh, Nebel liegt über dem Wildpark. Die Wildschweine sind trotzdem schon wach. Der Grund: Es gibt Frühstück. Carina Heel und Martin Steeb, der gerade ein Praktikum beim Landsberger Forstamt macht, füttern die Bachen, Eber und Frischlinge. Für Martin geht es noch vier Wochen weiter. Carinas Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) geht jetzt zu Ende.

„Ich habe nach dem Abi eine Pause vom Schreibtisch gebraucht“, erzählt die 19-Jährige, die aus Ebenhofen kommt. Und weil sie Försterin werden will, hat sie sich für ein FÖJ entschieden – auch, um nochmals zu testen, ob der Beruf denn auch wirklich das Richtige für sie ist. Für das FÖJ muss man sich bewerben. Und man kann auch einen Wunschort eingeben. In Landsberg liege der Fokus besonders auf dem Forst, begründet Carina ihre Entscheidung für die Wildparkstelle. „Und weil beim Bewerbungsgespräch die Kollegen auch alle total sympathisch waren.“

Landsbergs Wildpark hat jetzt ein Wildxylophon: Carinas FÖJ-Projekt

Neben dem Füttern der Wildschweine versorgt Carina im Winter, wenn Schnee und Frost die Futtersuche erschweren, auch das Damwild. Dazu kommt die Instandhaltung des Wildparks und Forst-Aufgaben, bei denen sie den Kollegen assistiert. Aber auch Müllsammeln steht auf ihrer To-do-Liste. Oder das Aufräumen am Kneippbecken, wenn mal wieder Steine im Wasser liegen oder der Zulauf durch einen Damm verstopft ist.

Mit zum FÖJ gehört auch ein selbst gestaltetes und organisiertes Projekt. Und da hat sich Carina für das Wildxylophon entscheiden, ein Holzklangspiel. „Ich hatte im Winter mit Kollegen die Garage aufgeräumt. Da waren auch Holzbalken, die aneinandergestoßen sind. Und dabei sind unterschiedlichen Töne entstanden.“ Das wäre doch auch ein tolles interaktives Spielgerät für Kinder, dachte sich Carina – und überlegte sofort, wie sie das Xylophon umsetzen kann. „Beim Sägen und Auflagern des großen Querbalkens haben mir die Kollegen geholfen.“ Die Stützbalken sind die Reste zweier Bäume, die wegen Borkenkäferbefall gekappt werden mussten. Für die Klangstäbe ist Carina mit der Handsäge losgezogen und hat bei Eschen, die wegen des Eschentriebsterbens gefällt werden mussten, Äste abgesägt und mit der Flex die Rinde entfernt. „Die klingen nicht alle so richtig ideal“, bedauert die 19-Jährige. Der ein oder andere ist etwas dumpf im Ton. „Aber wichtig war eben auch, dass die Äste einigermaßen gerade sind.“An einem Ende sind die Äste mit einem Haken am Querstamm befestigt. Geschlagen wird das Xylophon mit einem Schlegel, der an einer Kette befestigt daneben liegt. Alles bereit, damit sich Kinder austoben können.

Nach dem FÖJ im Landsberger Wildpark: Berufswunsch steht

Das FÖJ hat Carina von ihrem Berufswunsch überzeugt: Im Oktober startet sie mit dem Studium Forstingenieurswesen an der Uni Weihenstephan-Triesdorf in Freising. „Das ist immer noch eine Männerdomäne“, weiß die 19-Jährige. „Aber das stört mich nicht. Ich erhöhe ja dann auch gleich mal die Frauenquote.“ Einen anderen Beruf kann sie sich momentan auch nicht vorstellen. Carina liebt die Natur, „und wo wird man schon fürs Spazierengehen bezahlt?“ Auch das Schießen des Wildes schreckt sie nicht ab, „obwohl ich Vegetarierin bin. Aber das gehört eben dazu.“ Immerhin hätten Wildtiere meist ein weitaus besseres Leben als manches Stalltier.

Mit dem Wildxylophon ist Carina bei ihrem Kollegen Martin Steeb an der richtigen Adresse: Auch er macht das Praktikum im Hinblick auf sein geplantes Studium, das der Natur- und Umweltpädagogik, als Fernstudium. Normalerweise sei er mit dem Förster in Schwifting unterwegs erzählt er. Da aber gerade alle im Urlaub sind, unterstützt er Carina.

Wer ein Praktikum oder ein FÖJ im Forstbereich machen will, sollte sich beim Städtischen Forstamt erkundigen. Die Stellen sind aber heiß begehrt: Gleich im Anschluss an Carinas FÖJ fangen zwei weitere ‚Freiwillige‘ an.

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare