Volkswagen zieht Reißleine bei E-Mobilität – es geht um 60 Milliarden Euro
Angesichts des veränderten Marktumfelds reagiert Volkswagen mit einer drastischen Maßnahme. Statt E-Mobilität investiert VW nun 60 Milliarden Euro in Verbrenner.
Wolfsburg/München – Die Entwicklungen der vergangenen Monate haben Volkswagen zum Umdenken bewogen: Deutschlands größter Autohersteller rückt von seiner Elektro-Strategie ab und wird auch künftig in die Entwicklung von Verbrennungsmotoren investieren. Entgegen bisheriger Bekundungen setzt VW in den kommenden Jahren also weiterhin auf Technologie-Offenheit.
VW reagiert auf E-Auto-Krise und hält Verbrenner am Leben
Die Gründe für den Kurswechsel liegen auf der Hand: Die Elektromobilität steckt in einer Krise, mitunter überteuerte Neuwagen-Angebote und die abrupte Reduzierung staatlicher Förderung haben dem Absatz von E-Autos in Deutschland nachhaltig geschadet.
Dazu war der zeitliche Rahmen für den Umstieg von Benzin- und Dieselmotoren hin zu Elektroaggregaten straff: Denn Autos mit Verbrennungsmotor erfreuen sich nach wie vor einer hohen Beliebtheit und viele Autokäufer haben auch 2024 Bedenken hinsichtlich eines Umstiegs.
Nicht zuletzt auch die erstarkte E-Auto-Konkurrenz aus China hat einen Anteil daran, dass hiesige Autokonzerne wie VW und auch Mercedes-Benz die ambitionierten Ziele heruntergeschraubt haben, schon ab 2035 in der EU nur mehr Elektroautos zu verkaufen.
Volkwagen verschreibt sich (vorerst) Technologie-Offenheit
Dabei galt Volkswagen bereits seit der Entwicklung des Modularen Elektro-Baukastens (MEB) zu den klaren Verfechtern der E-Mobilität und ließ daran bislang keinen Zweifel aufkommen. Wie Auto Motor und Sport erläutert, waren die Wolfsburger noch 2023 davon überzeugt, dass bis 2030 etwa 80 Prozent aller Neuwagen in Europa elektrisch fahren. Für dieses ambitionierte Ziel haben die Niedersachsen Investitionen von 180 Milliarden Euro geplant.

In der Realität hat VW jedoch Absatzprobleme, Stromer wie der ID.3 oder ID.4 bleiben unter den ursprünglichen Erwartungen und Werke des Herstellers müssen aufgrund mangelnder Nachfrage immer wieder die Produktion pausieren. Günstigere Modelle wie der VW ID.2 (2026) und ID.1 (vermutlich 2027) lassen auf sich warten und so werden die Kapazitäten in den nächsten Jahren auch für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor aufgewendet.
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VW-Investitionen: 60 Mrd. Euro für die Zukunft von Verbrennern
Offiziell ist die Kursänderung zwar noch nicht, die AMS beruft sich jedoch auf Äußerungen von VW-Finanzchef Arno Antlitz bei einer Veranstaltung, wonach „Verbrenner-Autos in Zukunft wettbewerbsfähig“ bleiben sollen. Allerdings dürfte Volkswagen nicht von der Maxime abrücken, dass Mobilität langfristig elektrisch wird. Es erfolgt lediglich eine Umschichtung der geplanten Investitionen, was einer Verlangsamung der E-Strategie entspricht.
Statt der ursprünglich geplanten 180 Milliarden Euro für die Forschung und Entwicklung neuer Elektroautos, sollen nur noch 120 Milliarden Euro in diesen Bereich fließen, während 60 Mrd. Euro in die Modernisierung von Verbrennungsmotoren gesteckt werden. Das Ziel: VW-Modelle, aber auch jene von Tochtermarken wie Porsche, Audi oder Skoda bleiben auf den globalen Märkten flexibler.
Volkswagen verpflichtet Deutschland-Chef von Konkurrent Ford
Derweil justiert Volkswagen auch in anderen Bereichen die Stellschrauben: Der Deutschland-Chef von Konkurrent Ford wechselt nach Wolfsburg. Martin Sander übernimmt laut einer Mitteilung das wichtige Vertriebsressort und verantwortet ab Juli den Bereich Vertrieb, Marketing und After Sales. Bei der Kernmarke VW Pkw löst der 57-Jährige Imelda Labbé ab, die das Unternehmen verlässt.
Sander leitete zuletzt bei Ford die Entwicklung der Elektrofahrzeuge, Volkswagen kennt er jedoch aus seiner Zeit bei der Premiumtochter Audi, wo er mitunter im Europa-Vertrieb arbeitete. (PF)