US-Hersteller in Nöten: Ford macht über 100.000 Dollar Verlust pro E-Auto
Hohe Verluste in der Elektroauto-Sparte drohen Ford in den Abgrund zu reißen. Jetzt will der US-Hersteller die Stromer-Produktion drosseln, die Bestellungen für Batterien werden drastisch gekürzt.
Dearborn – In den USA kommt der Verkauf von Elektroautos nicht in Schwung. Die Lage scheint so desolat, dass die US-Regierung darüber nachdenkt, die Ziele für die Elektrifizierung des Verkehrs abzuschwächen. Hintergrund ist, dass Elektroautos in den USA im Jahr 2023 nur acht Prozent des Gesamtabsatzes ausmachen werden. In Europa liegt der E-Anteil dagegen bei 15 Prozent, in China sogar bei 24 Prozent.
Ford macht über 100.000 Dollar Verlust pro Elektroauto: Minus frisst Gewinn der Verbrennersparte auf
Das bringt die Hersteller in die Bredouille. So hat Ford Model e, die Elektroauto-Sparte von Ford, im ersten Quartal 2024 wegen sinkender Preise und nachlassender Nachfrage ein Minus von 1,3 Milliarden Dollar eingefahren. Das entspricht einem Verlust von mehr als 130.000 Dollar pro E-Auto, von denen nur knapp 10.000 verkauft wurden.

Ford rechnet in diesem Jahr mit einem Verlust von bis zu 5,5 Milliarden Dollar in der Elektroauto-Sparte. CEO Jim Farley sagte kürzlich, die Sparte sei „derzeit die größte Belastung für das gesamte Unternehmen“. Der Hersteller warnt davor, dass diese enormen Verluste die Gewinne der Blue Division, die Autos mit Verbrennungsmotoren baut, fast vollständig auffressen können.
Ford macht über 100.000 Dollar Verlust pro Elektroauto: Batteriebestellungen werden drastisch gekürzt
Angesichts des drohenden Desasters will Ford die Produktion von Elektroautos drosseln und Investitionen zurückfahren. Laut Bloomberg hat der US-Hersteller seine Batteriebestellungen drastisch reduziert, unter anderem beim chinesischen Marktführer CATL. Eine offizielle Bestätigung gibt es bislang nicht. Im Rahmen der Neuausrichtung seiner E-Auto-Strategie will Ford auf dem Heimatmarkt zudem die Ausgaben für batteriebetriebene Modelle um zwölf Milliarden Dollar kürzen und geplante Batteriefabriken später und in kleinerem Maßstab bauen.
Auch in Europa ändert Ford seine E-Auto-Pläne, wie die Automobilwoche berichtet. Eigentlich wollte der Hersteller in der EU ab 2030 nur noch reine Elektroautos verkaufen. Doch weil sich der Absatz von Elektroautos nicht wie erwartet entwickelt, könnte Ford in Europa länger als ursprünglich geplant Verbrenner anbieten. Wenn es beispielsweise eine entsprechende Nachfrage nach Plug-in-Hybriden gebe, so Martin Sander, Leiter des Pkw-Geschäfts von Ford in Europa, werde Ford seinen Kunden auch entsprechende Angebote machen.
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Elektroauto-Strategie der Hersteller: Lobbyisten sollen den Umstieg auf E-Mobilität verzögern
Ford ist damit nicht allein. Auch Mercedes-Chef Ola Källenius kündigte einen Strategiewechsel bei Elektroautos an. Mercedes wollte eigentlich ab 2028 nur noch vollelektrische Autos produzieren. Nun sollen bis in die 2030er Jahre sowohl Elektro– als auch Verbrennungsmotoren produziert werden. Der Hersteller begründet dies mit Kundenwünschen.
Hinter den Kulissen scheinen viele Autohersteller weltweit mithilfe von Lobbyisten daran zu arbeiten, den Umstieg auf E-Mobilität zu verzögern. Das behauptet eine Studie der Londoner Denkfabrik Influence Map. Demnach hätten sich alle 15 Autohersteller mit Ausnahme von Tesla aktiv gegen eine Politik zur Förderung von Elektrofahrzeugen ausgesprochen.
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