Insolvenz eines Augsburger Traditionsunternehmens – Ausgelöst von chinesischen Anbietern?
Ganze Branchen leiden unter Preisdruck. Jetzt trifft es ein Augsburger Traditionsunternehmen. Sind chinesische Billiganbieter schuld?
Augsburg – Zuletzt sorgten die Insolvenzen vom Reiseanbieter FTI und Inbatec für Aufsehen. Eine Insolvenz-Welle rollt durch Deutschland. Jetzt trifft es ein Augsburger Traditionsunternehmen. Am Montagabend hatte die E-Commerce-Beteiligungsgesellschaft WB D2C Group für eine Tochtergesellschaft beim Amtsgericht Augsburg den Antrag auf Insolvenz gestellt. Konkret handelt es sich um den Versandhändler Weltbild GmbH & Co. KG. Was haben die chinesischen Billiganbieter Temu und SHEIN damit zu tun?
Neue Weltbild-Insolvenz – „grundlegende Sanierung“ soll Unternehmen retten
Nach Angaben des Unternehmens hatte das Gericht den Antrag angenommen und Christian Plail von der Kanzlei Schneider Geiwitz & Partner (SGP), die auf Restrukturierungen spezialisiert ist, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. „Das Management möchte mit dem Verfahren die notwendigen Schritte für eine grundlegende Sanierung des Unternehmens einleiten“, schrieb das Unternehmen in einer entsprechenden Pressemeldung. Für Weltbild-Kunden ändere sich dadurch nichts – Weltbild könne sein Geschäft fortsetzen.

Wie die WB D2C Group außerdem mitteilte, sind weitere Marken und Beteiligungen, die 80 Prozent des Gruppenumsatzes ausmachen, nicht von der Weltbild-Insolvenz betroffen. Dazu gehören zum Beispiel der Weltbild Verlag GmbH, sesshaft in der Schweiz, das gleichnamige Unternehmen in Österreich, Orbisana, tausendkind oder buecher.de.
„Aggressive Anbieter aus dem asiatischen Raum“ – das steckt hinter der Weltbild-Insolvenz
In Deutschland betreibt die Weltbild GmbH & Co. KG ein katalogbasiertes Versandhandelsgeschäft, das in etwa 20 Prozent der Umsätze der gesamten Gruppe ausmacht. „Das Weltbild-Geschäft ist neben dem Einfluss durch externe weltweite Krisenherde und damit verbundene Störungen der Lieferketten insbesondere durch immense Kostensteigerungen unter erheblichen Druck geraten“, hieß es in der Meldung. Konkret nannte die Gruppe dabei den Ukraine-Krieg und die militärischen Auseinandersetzungen in Israel. Außerdem sei der „Eintritt neuer aggressiver Anbieter aus dem asiatischen Raum“ für eine zusätzliche Verschärfung der „ohnehin angespannten Wettbewerbssituation“ verantwortlich.
Damit könnten Unternehmen wie Temu und SHEIN gemeint sein, die auch andere Zweige der Wirtschaft bereits unter Druck gesetzt hatten. Temu, im Grunde eine chinesische Amazon-Variante, hatte sich durch eine gewaltige Kampagne in den sozialen Medien und allerlei Tricks größere Marktanteile gesichert – war aber bereits wegen Qualitätsmängeln und Lieferproblemen in die Kritik geraten. Verbraucherschützer hatten vor Temu gewarnt, sogar die Bundesregierung hatte sich eingeschaltet.
Personalwechsel bei Weltbild
Im Zuge der Insolvenz plant die WB D2C Group außerdem einen Wechsel in der Führungsspitze. Bei WB D2C verlassen Christian Sailer (CEO) und Bjoen Minnier (COO) die Geschäftsführung, stattdessen übernehmen Christoph Honnefelder und Sami Sagur die alleinige Führung. Bei Weltbild GmbH & Co. KG ist ab sofort Stefanie Penck die alleinige Geschäftsführerin.
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„Die Eckpfeiler für den Erfolg der Weltbild GmbH & Co. KG sind klar“, sagte Stefanie Penck dazu. „Eine Fokussierung auf das kundenzentrierte Online-Geschäft, der Ausbau profitabler und wachstumsstarker Kategorien, eine signifikante Reduktion der Kosten, die Vereinfachung aller Prozesse und eine komplette Neuausrichtung der IT-Landschaft auf die neue Unternehmensgröße sowie eine fokussierte Marktbearbeitung.“
Christoph Honnefelder, der seit Ende 2023 im Konzern tätig ist, fügte hinzu: „Wir sehen in den anderen Marken des Konzerns sehr klar, dass unser Digital First Konzept greift. Das werden wir jetzt auch konsequent für die Weltbild GmbH & Co. KG umsetzen und die Marke über gezielte Inszenierungen wieder auf die Erfolgsspur bringen.“
Für den neuen Kurs hatte der Gesellschafter, die Droege Group, bereits ihre finanzielle Rückendeckung zugesichert. „Ich bin daher überzeugt, dass die Restrukturierung gelingen wird“, sagte der Finanzchef Sami Sagur.
50 Jahre Versandhandel
Weltbild existiert bereits seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. 1948 wurde es als katholisches Verlagshaus gegründet, in den Siebzigern begann das Versandgeschäft mit Büchern. Dieses stellte sich später als Wachstumstreiber heraus. Im Laufe der 1980er Jahre hatte Weltbild zahlreiche Zeitschriftentitel und Buchverlage übernommen. In den darauf folgenden Jahrzehnten folgte die internationale Expansion.
Weltbild hat bereits eine Insolvenz hinter sich. Laut der Deutschen Presse-Agentur hatte die damalige Verlagsgruppe Weltbild in Augsburg bereits vor zehn Jahren Insolvenz angemeldet. Das Düsseldorfer Familienunternehmen Droege hatte die angeschlagene Firma übernommen. Schon damals war die Kanzlei Geiwitz mit der Insolvenzverwaltung beauftragt – vertreten durch Arndt Geiwitz. (Laernie mit dpa)