Angst vor „kompletten Zusammenbruch“: EU lässt Ukraine bei Munitionslieferungen hängen

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Wegen innenpolitischer Streitereien stockt die Militärhilfe der USA für die Ukraine. Doch Europa kann den Engpass nicht ausgleichen – was fatal ist.

Kiew/ Washington – Herber Rückschlag für die Ukraine im Kampf gegen Russland: Aufgrund der verzögerten US-Militärhilfe steuert das Kriegsland auf einen eklatanten Munitionsmangel zu. Das berichtet die Financial Times am Samstag (10. Februar). Denn die Europäische Union (EU) kann den Engpass nicht ausgleichen. So werde die Frist für die zugesagte Nachschublieferung aller Voraussicht nach wohl gerissen, hieß es weiter. Die Folge: Der Ukraine könnte vor einem „kompletten Zusammenbruch“ stehen. Ist die Lage wirklich so schlimm?

Ukraine-Krieg: Kritischer Mangel an militärischer Ausrüstung

So hat die ukrainische Botschafterin in den USA, Oksana Markarova, Bedenken über den „kritischen Mangel“ an militärischer Ausrüstung geäußert, insbesondere Raketen und Abfangjägern. Markarova betonte dabei die Dringlichkeit der Unterstützung für die Ukraine. „Wir haben immer noch genug Leute, die kämpfen wollen – für uns gibt es keine andere Wahl, wir verteidigen unsere Heimat“, sagte die Diplomatin in einem Bloomberg-Interview. „Aber uns geht die Ausrüstung aus, vor allem Raketen und Abfangjäger“, fügte sie hinzu.

Zuvor hatten die europäischen Verteidigungsminister in Brüssel bei einem Treffen offiziell ihr im März 2023 mit großem Pomp gegebenes Versprechen zurückgezogen, der Ukraine innerhalb eines Jahres eine Million Artilleriegranaten zu liefern. Schon von Anfang an gab es jedoch Zweifel, ob die Europäer dazu in der Lage sein würden. Nun wird klar: Die Frist wird tatsächlich nicht eingehalten.

EU-Treffen in Brüssel: Verzögerungen der Militärhilfe für die Ukraine

So brachte das Treffen der europäischen Verteidigungsminister in Brüssel keine positiven Entwicklungen für den Ukraine-Krieg hervor: Wie die Financial Times berichtete, standen die europäischen Politiker ein, dass ihr Versprechen nicht eingehalten wird. Statt bis März 2024 soll die Frist für die Lieferung von einer Million Granaten nun bis zum Ende des Jahres verlängert werden. Das bestätigte der Hohe Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell. Zudem betonte er, dass die europäischen Staaten in diesem Jahr insgesamt Ausgaben von mindestens 21 Milliarden Euro planen, um die Ukraine militärisch zu unterstützen.

Die ukrainische Armee klagt Anfang Februar 2024 über einen erheblichen Munitionsmangel bei der Artillerie. (Symbolfoto)
Die ukrainische Armee klagt Anfang Februar 2024 über einen erheblichen Munitionsmangel bei der Artillerie. (Symbolfoto) © IMAGO / Funke Foto Services

Militärhilfe: Ukrainischer Verteidigungsminister warnt vor Waffenmangel

Doch was heißt das jetzt für die Ukraine? In einer Erklärung zeigte sich der ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umerow über die Waffenversorgung besorgt. Er betonte den Mangel an Artilleriegranaten und die Herausforderungen, mit dem durchschnittlichen täglichen Granatenverbrauch Russlands Schritt zu halten. Ukrainische Streitkräfte warnten bereits vor einer Rationierung von Luftabwehrausrüstung und Munition angesichts der bestehenden Bedrohungen durch Drohnen- und Raketenangriffe.

Auch die stellvertretende US-Verteidigungsministerin Celeste Wallander wies darauf hin, dass die benötigte Ausrüstung für den Kampf gegen Russland fehlt. Sie betonte, dass Kiew derzeit nicht über ausreichende Bestände und Munition verfüge, um sich gegen die russische Bedrohung zu verteidigen.

Finanzielle Engpässe: Biden fordert mehr Geld für die Militärhilfe im Ukraine-Krieg

US-Präsident Biden
US-Präsident Joe Biden will der Ukraine schnelle finanzielle Hilfe zusichern. © Evan Vucci/AP/dpa

Die Unterstützung der USA für die Ukraine ist zurückgegangen, da die Regierung Biden mit akuten Sicherheitsproblemen in anderen Regionen konfrontiert ist, insbesondere im Nahen Osten nach dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas. Angesichts der finanziellen Engpässe hat Präsident Joe Biden den Kongress um mehr als 100 Milliarden Dollar gebeten, darunter über 60 Milliarden Dollar für die Ukraine. Derzeit herrscht im Kongress jedoch Uneinigkeit über dieses Paket, da die Republikaner dem US-Präsidenten vor der anstehenden US-Wahl wohl einige Steine in den Weg legen wollen. Angestachelt wird die Grand Old Party von Bidens Herausforderer: Donald Trump. (jek)

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