Kempten: Ehrenamtliche Jugendarbeit macht‘s möglich
„Die Jugend von heute ist die Zukunft von morgen.“ Mit diesen Worten begrüßte Thomas Wilhelm, 1. Vorsitzender des Stadtjugendrings Kempten, seine Gäste. Anlass war der Jugendimpuls 2025 im Jugendzentrum Sankt Mang, der dieses Jahr unter dem Motto „Ehrenamtliche Jugendarbeit“ stand.
Kempten – Anschaulich und spielerisch eröffnete zunächst die Kinder- und Jugendtheatergruppe „Die Bühnentaucher e. V.“ im Jugendzentrum Sankt Mang den Abend. Thema ihres Stückes war der Kern der ehrenamtlichen Jugendarbeit – Kindern und Jugendlichen einen Raum bieten, in dem sie sich entfalten können und sich sicher und akzeptiert fühlen. Im Anschluss nahmen Philipp Seitz, der Präsident des Bayerischen Jugendrings, Dominik Tartler von der Jugendkommission Kempten, Alexander Haag, Geschäftsführer des Stadtjugendrings Kempten und Anja Scheidl, Jugendleiterin der Bühnentaucher e. V. zur Podiumsdiskussion auf der Bühne Platz. Unter der Moderation von Thomas Häuslinger, Geschäftsführer und Moderator bei Allgäu Hit, gingen sie gemeinsam den Fragen nach: Wo steht die ehrenamtliche Jugendarbeit, welche Bedeutung hat sie und welche Herausforderungen bringt sie mit sich?
Warum ist Jugendarbeit so wichtig?
In den verschiedenen Jugendverbänden können Kinder und Jugendliche nicht nur ihre Freizeit gestalten oder Freunde treffen. Sie lernen auch im Team zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen. Außerdem erfahren sie, dass man auch als junger Mensch, mit der entsprechenden Unterstützung und Motivation, viel bewegen kann. „Für das sind wir da – wir wollen junge Menschen begleiten, fördern und Selbstwirksamkeit ermöglichen“, erklärt Alexander Haag. Es sei schön zu sehen, wie viele im Laufe der Jahre über sich hinauswachsen. Sorge bereitet ihm allerdings die Vielzahl der psychischen Probleme der jungen Menschen heutzutage.
Auch Philipp Seitz sieht die multiplen Lebenssituationen als große Herausforderung. Kriege, Migration, Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Gefahr einer immer stärker polarisierenden Gesellschaft überschatten das Leben vieler Kinder und Jugendlicher. „Das Wichtigste ist es, nicht über Kinder- und Jugendliche zu sprechen, sondern mit ihnen“, so Seitz. Hier müssten dringen mehr Formate geschaffen werden. In ganz Bayern sei es ein Problem, dass die Interessen junger Menschen oft vernachlässigt oder nicht beachtet würden. Momentan fällt es als junger Mensch oft schwer, sich Gehör zu verschaffen. Nicht ernst genommen werden führt aber zu Frustration. Es braucht also Selbstwirksamkeit, schnelle konkrete Ergebnisse und auch die passenden Beteiligungsformate, wie zum Beispiel Jugendkommissionen oder Jugendparlamente.
Ein gutes Beispiel hierfür ist Dominik Tartler. Er ist Vorsitzender der Jugendkommission und Jugendbeauftragter im Stadtrat und vertritt dort die Perspektiven der Jugend. Das Schönste an seinem Schaffen sei es, dass sich sein Tun Stück für Stück verselbständigt habe und er mittlerweile viele Mitstreiter habe. „Wir sind auf einem guten gemeinsamen Weg“, erzählt Tartler stolz. Des Weiteren sei es ein wichtiger Schritt, das Wahlalter abzusenken, wenn die Politik Jugendpartizipation ernst nehme. „Somit wird diese Altersgruppe auch für die Politik interessant, da sie entsprechende Angebote bieten müssen“, bekräftigt Seitz.
Ohne ehrenamtliche Jugendleiter geht‘s nicht
Damit es diese Räume auch geben kann, in denen jungen Menschen sich zu eigenverantwortlichen und selbstbewussten Persönlichkeiten entwickeln, gemeinsam Probleme lösen, Stabilität, Unterstützung und Bekräftigung finden können, ist die ehrenamtliche Jugendarbeit unerlässlich. Und hierfür benötigt es natürlich Gruppenleiter, die das alles in ihrer Freizeit machen. So wie Anja Scheidl, Jugendleiterin der Bühnentaucher. Sie selbst war schon als Jugendliche bei der Theatergruppe dabei und gibt ihre Leidenschaft nun weiter. „Selbstbewusstsein, Partizipation, alles, was im Theater gelernt wird, kann auch ins private Leben übertragen werden“, erklärt sie. Es sei wunderbar, die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu beobachten.
In das Ehrenamt wächst man oft hinein. Das, was man selbst als Kind oder Jugendlicher erlebt hat, trägt man gerne weiter. Hier liegt aber in der jetzigen Generation oft die Herausforderung. Engagement auf lange Sicht ist schwer zu finden. Viele junge Menschen haben nach der Schule oder Ausbildung andere Pläne – wollen die Welt bereisen oder in eine große Stadt ziehen. Und auch um die Finanzierung muss von Jahr zu Jahr immer wieder neu gekämpft werden.
Doch Thomas Wilhelm sieht es dennoch positiv: „Es macht Mut und es freut mich, junge Menschen wie Anja Scheidl und Dominik Tartler hier auf der Bühne zu sehen, die für ihr Ehrenamt plädieren!“ Er hebt nochmals hervor, wie wichtig Jugendarbeit für eine positive Entwicklung der jungen Menschen sei und welch großen Beitrag jeder ehrenamtliche Übungsleiter somit auch für die Gesellschaft und die Demokratie in Deutschland leiste.
Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.
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