Spieglein, Spieglein an der Wand – Ausstellung begleitet den Märchensommer in Kempten
„Schneewittchen neu verzwergt“ lautet der Titel des diesjährigen Märchensommers. Als Begleitprogramm gibt es Kunst von Sandra Neubauer zu bestaunen.
Kempten – Ab dem 18. Juli ist es wieder so weit – der Märchensommer, präsentiert vom Theater in Kempten, startet auf der Burghalde in die nächste Runde. Dieses Jahr mit dem Stück „Schneewittchen neu verzwergt“. Begleitend dazu gibt es im Foyer des Stadttheaters erstmals eine Ausstellung der Künstlerin Sandra Neubauer.
Märchensommer „Schneewittchen neu verzwergt“: Sandra Neubauer gestaltet Kunstwerke passend zum Stück
Zwerge, die vor dem Fernseher sitzen oder die böse Stiefmutter zur Hälfte als Apfel dargestellt. Das sind Motive, die Neubauer, passend zum Skript des Theatersommers, angefertigt hat. Sie ist ein großer Märchenfan. Speziell von Schneewittchen ist sie wegen seiner vielseitigen und interessanten Charaktere schon immer fasziniert und bezeichnet es als „Die Königin der Märchen“.
Als die Künstlerin erfuhr, dass der Märchensommer ihren Favoriten aufführen würde, begann sie, zunächst nur für sich selbst, Skizzen dazu anzufertigen.
Völlige Begeisterung löste dann die diesjährige Neuerung in ihr aus: Zum ersten Mal kommen bei den Aufführungen nicht nur die Spielkinder zum Einsatz, sondern zwölf jugendliche Darstellerinnen haben in Doppelbesetzung drei große Szenen mit Text, in welchen sie auftreten. Daraufhin schickte Neubauer, deren Tochter ebenfalls seit dem letzten Jahr beim Märchensommer mitwirkt, eines ihrer Bilder an das Stadttheater und schrieb dazu: „Schaut her, ich bin total im Schneewittchen-Fieber!“ – und das war der Anfang der aktuellen Ausstellung.
Wunsch nach kindlicher Leichtigkeit
Sandra Neubauer stammt aus Sachsen, studierte Modedesign an der Hochschule Zwickau, verbrachte ihr Praxisjahr in Berlin und kam schließlich berufsbedingt vor knapp 20 Jahren ins Allgäu. Seit 2022 widmet sie sich nun der Kunst. Inspirieren lässt sie sich dabei von ihrem Wunsch, spielerisch, frei und unblockiert agieren zu können.
„Nichts bewundere ich so sehr wie Kinder, wenn sie malen“, schwärmt die Künstlerin und zitiert dazu Picasso, der einst sagte: Er konnte als Kind so malen wie ein Erwachsener und hat ein ganzes Leben lang gebraucht, um wieder so malen zu können wie ein Kind. Daher kam der Märchensommer für Neubauer genau passend. „Märchen beflügeln die Fantasie und sie ermöglichen, wieder Kind sein zu dürfen“, so die Künstlerin.
Gemalt und bearbeitet
In poetischen Mixed-Media-Arbeiten illustriert sie, angelehnt an das Skript des Theaterstückes, ihre Werke. Hierzu verwendet sie eine spezielle Technik: händische Malerei kombiniert mit Computerbearbeitung. „Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich wollte. Ich liebe altes Zeug, Papiere, Pflanzen. Gleichzeitig wollte ich aber die Magie der Computerarbeit nicht missen. Schließlich habe ich es geschafft, beides zu vereinen“, erklärt die Künstlerin ihr Vorgehen.
Zunächst beginnt sie klassisch mit Papier und Bleistift. Danach bringt Aquarellfarbe völlig unkontrollierbare Effekte. Schließlich holt sie sich die Kontrolle am Computer aber wieder zurück. Sie lässt am Ende immer das Bild entscheiden, was es möchte. Sie spielt. Und so gelingt es Sandra Neubauer, eine Mischung aus Zartheit und gleichzeitig absoluter Präsenz zu erschaffen. Werke in kindlicher Verspieltheit, aber mit einem klaren Statement.
So zum Beispiel in ihrem Bild „Portrait der Königin“. Diese hadert im Stück mit dem Älterwerden. Neubauer geht auf diese Thematik ein. Sie zeigt die schöne Frau, die geliebt und bewundert werden möchte und Angst vor dem Altern hat, contra der bösen Stiefmutter, dargestellt als Apfel. Er symbolisiert wiederum das Böse wie auch den Verfall. Es handelt sich um zwei Einzelbilder, die aber als Ganzes wirken.
Schönheitswahnsinn vs. Selbstliebe
Selbstliebe, Selbstakzeptanz, das Gleichgewicht finden zwischen dem, was andere von uns erwarten und dem, was wir selbst wollen, uns nicht vom Außen bestimmen lassen – das sind Themen, die Sandra Neubauer beschäftigen, die aber gleichzeitig auch Botschaften des diesjährigen Märchensommers sind. Wer es genau wissen möchte, sollte sich das Stück wie auch die Ausstellung ansehen. Sie ist noch bis zum 10. August immer zu Spielzeiten geöffnet.
Claudia Mair
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