Es gibt verschiedene Gründe, ins Hohenpeißenberger Rathaus zu gehen. Seit kurzem gibt es noch einen guten Grund mehr: ein Gemälde vom Badesee, das Professor Wieland Hölzel der Gemeinde geschenkt hat.
Hohenpeißenberg – Wenn Professor Wieland Hölzel sich vornimmt, ein Motiv zu malen und diese Entscheidung mit dem Verstand trifft, dann funktioniert das nicht. Das Gefühl müsse bei ihm anspringen, dann könne er sich der Landschaft – in der Regel sind es Landschafts- und Naturmotive, die er wählt – künstlerisch widmen. „Das ist rein emotional“, sagt Hölzel beim Termin im Rathaus in Hohenpeißenberg. „Wenn ich an eine Stelle komme, dann weiß ich plötzlich: Das möchtest du malen.“
Zu malen sei für ihn keine Kopfsache, sondern reine Gefühlsangelegenheit. Wenn er etwas Schönes sehe, das ihn so berühre, dass er es malen wolle, dann „gibt es eine Resonanz zwischen Mensch und Landschaft.“ Diese Schönheit müsse er empfinden, um sie malen zu können. Dabei müssen die Motive, die Hölzel wählt, nicht im klassischen Sinne schön sein: „Es kann auch schmerzhafte Schönheit sein. Es kann auch Vergänglichkeit sein“, sagt Hölzel, der mit seiner Familie seit fast 30 Jahren in Hohenpeißenberg lebt. Wenn das Motiv gefunden sei, dann nähere er sich diesem langsam an, mache viele Fotos und Skizzen. „Das dauert“, sagt Hölzel.
Es komme immer wieder vor, dass ihn ein Motiv so berühre, dass er es malen wolle: „Die Welt ist so wunderschön, im Großen wie im Kleinen“, sagt Hölzel. So ist auch das Gemälde entstanden, das der Biochemiker im Ruhestand nun seiner Heimatgemeinde geschenkt hat. Bürgermeister Thomas Dorsch freut sich besonders über das Bild, weil es ein Motiv aus der Gemeinde zeigt: den Hohenpeißenberger Badesee. Es ist kein „Halligalli im Sommer“ zu sehen, wie Hölzel sagt, sondern eine ruhige Spätherbst-, Winterimpression, die den Blick darstellt, den der Spaziergänger hat, wenn er am Stiefelweiher Richtung Südosten schaut. „Es ist Wahnsinn, wie diese Stimmung eingefangen wurde“, sagt Dorsch: „Das sind Bilder, da willst du reingehen.“
Hölzel malt sowohl Aquarelle, als auch Öl- und Acrylbilder. Alle drei Techniken hätten ihre Vor- und Nachteile, sagt er. Den Hohenpeißenberger Badesee habe er als Acrylbild gemalt, was ihn einige Stunden beschäftigt habe. Wenn ein Bild gelinge, dann mache ihn das glücklich: „Kreatives Schaffen ist etwas Schönes, das baut auf“, sagt er.
Mit dem Ruhestand kam das Malen
Wenn es in seiner Jugend nach ihm gegangen wäre, dann hätte Hölzel sich durchaus vorstellen können, das Malen zu seinem Beruf zu machen und Künstler zu werden. Er sei schon in der Schule gut in Kunst gewesen. Sein Vater habe aber darauf gedrängt, dass er einen anständigen Brotberuf ergreift. So wurde Wieland Hölzel Biochemiker und das ein ziemlich erfolgreicher. Als solcher landete er schließlich in der Region und in Hohenpeißenberg. Er hat in leitender Funktion erst bei „Boehringer“ und dann bei „Roche“ gearbeitet und ist da ziemlich eingespannt gewesen.
Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s auch in unserem regelmäßigen Schongau-Newsletter. Und in unserem Weilheim-Penzberg-Newsletter.
Erst im Ruhestand habe er sich der Kunst wieder regelmäßig widmen können, erzählt Hölzel: „Beim Bildermalen muss die Seele frei sein.“ Seitdem malt er regelmäßig „gerne Landschaften“ und meist „eher große Bilder“, wie er erzählt. Das Haus in Hohenpeißenberg ist voll von seinen Gemälden. Wann er in Malstimmung gerate, könne er nicht genau vorhersehen: „Das passiert anfallsweise.“ Im Schnitt male er so um die zwölf Bilder im Jahr. Und warum hat der Professor das Werk, das heuer entstanden ist, an die Gemeinde verschenkt? „Weil ich den Bürgermeister mag und meinen Ort mag“, sagt Wieland Hölzel.
Meine news
Das Gemälde hat einen Platz im Rathaus bekommen, an dem es auch Bürger betrachten können, die dort sind: Im Vorzimmer von Bürgermeister Dorsch gab es noch eine freie Wand.