Die Staatsbrauerei Weihenstephan residiert künftig am Platzl in München. Kabarettist Wolfgang Krebs entwarf beim Starkbierfest noch größere Visionen.
Freising - Das Starkbierfest der Staatsbrauerei Weihenstephan erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. So viele Gäste waren aber bis dato noch nie gekommen, wie Sprecher Anton Hirschfeld dem FT berichtete. Recht kuschelig saßen die Honoratioren aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft an den Tischen zusammen. „So ist es gemütlicher“, sagte dazu Brauereidirektor Josef Schrädler.
Für die Staatsbrauerei war das Fest die perfekte Abrundung für einen herausstechenden Tag in ihrer fast tausendjährigen Historie. Wie unsere Zeitung exklusiv berichtet hat, siedelt sich die Staatsbrauerei in Münchens Altstadt Am Platzl an – in dem Gebäude, in dem sich zuletzt die Südtiroler Stuben des aktuell wegen Steuerhinterziehung im Gefängnis sitzenden Starkochs Alfons Schuhbeck befand. Nach der Enthüllung des Gastro-Hammers durch den Merkur stach am Donnerstagnachmittag Schrädler das symbolische erste Fassl am Platzl an, um die Nachricht mit Wissenschaftsminister Markus Blume beim gemeinsamen Bier zu feiern.
Kabarettist nimmt Freising auf die Schippe
Am Abend prostete Schrädler, der die Brauerei seit nunmehr 25 Jahren leitet, dann mehr als 200 Gästen zu. Im Anschluss kommentierte Kabarettist Wolfgang Krebs den Brauerei-Coup. „Endlich zieht am Platzl mal ein vernünftiges Rechnungswesen ein“, meinte er mit Blick auf Vorgänger Schuhbeck. Und in Richtung des umtriebigen Brauereidirektors meinte er begleitet von Jubel und Applaus im Stüberl: „Das kann aber nur ein Zwischenprojekt gewesen sein. Nächstes Ziel muss jetzt ein Platz auf dem Münchner Oktoberfest sein.“
Wer nur einen Kabarettisten buchen, aber zugleich vier komische Redner auffahren möchte, ist bei Krebs genau richtig. An einem Abend von großer starkbiergetränkter Ausgelassenheit schlüpfte der 58-Jährige wieder in all seine Kultrollen – von Ministerpräsident Markus Söder und dessen Stellvertreter Hubert Aiwanger über seinen fiktiven bayerischen Bürgermeister Schorsch Scheberl bis zum ehemaligen Landesvater Edmund Stoiber.
In allen vier Gewändern teilte er pointiert, aber mit viel Augenzwinkern gegen die Stadt Freising aus. So nahm er etwa die neuen Sitzreihen im Asam aufs Korn, die seit der Wiedereröffnung nicht mehr seitlich versetzt zueinander, sondern hintereinander postiert sind. „Auf diese Weise passen zwar mehr Leute rein, aber dafür sieht keiner mehr was“, meinte Krebs. „Ja gut, vielleicht ist das ja bei manchen Darbietungen gar nicht so schlecht.“
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Auch der aufsehenerregende Radwegversuch, den die Stadt aufgrund einer gerichtlichen Entscheidung vorzeitig abbrechen musste, war freilich Thema. Krebs mutmaßte, dass das Geld, das dafür ausgegeben worden sei, besser ins Uferlos-Festival geflossen wäre, das dieses Jahr aus finanziellen Erwägungen nicht stattfindet. „Vielleicht wäre es eine Idee, einen Förderverein zu gründen“, schlug der Kabarettist vor, um mit Blick auf den Schuldenberg der Kommune aber zu ergänzen: „Eigentlich braucht ja vor allem die Stadt Freising bald einen Förderverein.“
Ein paar kostenlose Spar-Ideen für den anwesenden Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher hatte der Kabarettist dann auch noch parat: ein Wasserkraftwerk an der offenen Moosach oder eine Maut für die Westtangente. „Ein versierter Berater für dieses Projekt könnte einer sein, der grad viel Zeit hat: der Andi Scheuer.“ Man könne aber auch die Genehmigungsgebühr für das Bergfest der Staatsbrauerei verachtfachen. „Ach nein, das geht nicht, denn damit haben Sie ja schon angefangen.“ Großes Gejohle im Gewölbe – auch bei den Großkopferten.
„Krebs hat gekonnt und pointiert die große Politik, aber auch die Diskussionen, die es in Freising gibt, persifliert“, sagte der OB dem FT. „Alles in allem ein gelungener und unterhalt㈠samer Abend.“ Auch der Grünen-Abgeordnete Johannes Becher, der erstmals Gast beim Starkbierfest war, äußerte sich begeistert über den Auftritt. „Es war viel lustiger Klamauk, einige Male sehr treffend der Politik eingeschenkt, aber auch ein paar ernste und tiefsinnige Töne“, lobte er. „Mir hat‘s großen Spaß gemacht.“