Nervenstark zum deutschen Vize-Titel: Die irre Aufholjagd der Regina Resch
Regina Resch hat bei der deutschen U23-Meisterschaft in München die Silbermedaille geholt. Dafür brauchte es aber eine besondere Aufholjagd.
München - Es gibt einfachere Aufgaben, als in einem Abräumen drei nicht direkt nebeneinander stehende Kegel unbedingt treffen zu müssen. Noch dazu, wenn auf der Bahn wirklich alle Augen auf einen gerichtet sind, weil die anderen Finalkonkurrentinnen schon alle ihre 120 Wurf absolviert haben. Doch Regina Resch ließ sich partout nicht aus der Ruhe bringen.
Die 22-Jährige räumte mit ihrem vorletzten Wurf die drei Kegel ab – und hatte so die große Chance, sich bei den nationalen Titelkämpfen der U23 die Silbermedaille zu holen. Mit einer „Sechs“ im letzten Wurf und insgesamt 162 Holz zog sie noch an Nationalspielerin Paula Straub (FSV Erlangen Bruck/159) vorbei und holte die für den deutschen Vize-Titel vier nötigen Satzpunkte. Eine dreiwöchige sportliche Abenteuerreise hatte ein erfolgreiches Ende genommen.
Los ging es für Regina Resch mit der bayerischen U23-Meisterschaft in München. Dort hatte sie die Enttäuschung aus dem Vorjahr (Platz vier) überwunden und die Goldmedaille gewonnen. Es folgte die Landesmeisterschaft in der Disziplin „Tandem Mixed International“ in Passau. Zusammen mit ihrem Kollegen aus dem Landeskader, Manuel Rohrmeier (SKC Stephansposching), holte die 22-Jährige vom FC Seeshaupt Silber. Gleich darauf ging es zur deutschen Einzelmeisterschaft, die wiederum in München stattfand.
Das Programm hatte es in sich. An den drei Wochenenden absolvierte die aus Paterzell stammende Keglerin 1260 Wertungswürfe. Kein Ergebnis war schlechter als 570 Holz, insgesamt erzielte Regina Resch vier 600er. Ihre Schwester, Ramona Resch, die ebenfalls dem Landeskader angehört, bewertete die Auftritte als „ganz großen Kegelsport“.
Gerade so den Cut geschafft
Durch zahlreiche Übungseinheiten, nach einer Verletzung im Winter, hatte sich Regina Resch (früher auch für Schwarz-Gelb Schongau aktiv) selbst auf das Niveau gebracht. Es sei „beeindruckend zu sehen, wie sehr sich ihr Trainingsfleiß letztlich ausgezahlt hat“, lobte Ramona Resch.
Bei der deutschen Meisterschaft galt es zunächst, die Qualifikation zu überstehen. Von 32 Qualifizierten kamen nur die 16 besten in die K.o.-Phase. Im vergangenen Jahr lag die Grenze fürs Weiterkommen bei 552 Holz, heuer agierten die Teilnehmerinnen auf deutlich höherem Niveau: Der Cut lag bei den Juniorinnen bei 589 Holz. Beste der Qualifikation war die Badenerin Fiona Karl (KV Lauchhammer) mit 638 Holz (243 im Abräumen). Regina Resch schaffte es mit 591 Holz (14. Platz) gerade noch so in die nächste Runde. Die zweite bayerische Starterin, Sina Guggenmos (KRC Kipfenberg), scheiterte mit 561 Holz.

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Fürs Viertelfinale hieß das, dass die FC-Spielerin eine starke Gegnerin bekam. Gegen die in der Qualifikation drittplatzierte Vanessa Neber (TuS Gerolsheim/630 Holz) lag die bayerische Meisterin nach zwei Sätzen mit 0:2 und 36 Holz zurück. Im dritten Satz dominierte Resch das Geschehen und verringerte den Holzrückstand mit 156:137 deutlich. Im Schlusssatz war Nervenstärke gefragt: Es galt, auf zwei Schub zwei einzeln stehende Kegel abzuräumen, um nochmal auf ein volles Bild zu kommen. Das gelang Resch. Mit einer „Neun“ im 120. Wurf machte sie den Sieg (2:2 Sätze/592:587 Holz) perfekt.
Im Halbfinale traf Regina Resch auf eine Trainingskollegin aus dem Landesstützpunkt, Sarah Koller (SKV Weiden). Das Duell gewann die Oberbayerin mit 4:0 Sätzen (615:554 Holz) deutlich, allerdings war der Verlauf durchaus spannend. Entscheidend absetzen konnte sich Resch im zweiten Satz – da zog sie mit einem Top-Ergebnis von 80 Holz nach zehn Wurf in die Vollen davon.
Verhaltener Start ins Finale
Ins Finale der besten vier startete Resch mit 142 Holz. Kein überragendes Resultat, aber immerhin zog sie mit dem letzten Wurf noch an Paula Straub (FSV Erlangen Bruck) vorbei und holte sich zwei Satzpunkte. Im zweiten Durchgang war Resch von Beginn an gut im Spiel. Ins Abräumen startete sie mit zwei Neunern optimal. Am Ende hatte die Bayernliga-Spielerin das höchste Resultat (153) aller Starterinnen erzielt und sich so vier Satzpunkte gesichert.
Bitter: Im dritten Satz spielte Resch auf noch höherem Niveau, doch es reichte nur zu einem Punkt, da alle drei Konkurrentinnen besser waren. Vor der letzten Bahn lag Resch mit sieben Satzpunkten auf Rang drei hinter Fiona Karl (KV Lauchhammer/10) und Selina Thiem (KV Pöllwitz/9).
Im Schlussdurchgang machte Karl (154) den Titel perfekt, Thiem hingegen ließ etwas nach und kam nur auf 142 Holz. Da Straub (159) vor den beiden lag, eröffnete das Resch, als alle schon fertig waren, die Chance auf die Silbermedaille. Und die nutzte sie „in Perfektion“, so ihre Schwester.