Diebe stehlen Grabschmuck: Polizei schnappt Tatverdächtige - „Angehörige sind fassungslos“

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Der Waldfriedhof in Unterschleißheim: Nachdem Polizei und die Stadt Betroffene baten, sich zu melden, gingen täglich Anzeigen ein, allein in Unterschleißheim 19 Fälle. © Otto Bürger

Von Friedhöfen in Ober- und Unterschleißheim ist Grabschmuck gestohlen worden. Die Taten waren offenbar Teil einer Serie. Die Polizei hat nun zwei Tatverdächtige geschnappt.

Oberschleißheim/Unterschleißheim – Das Ausmaß der Diebstähle auf Friedhöfen in Hochmutting, Unterschleißheim und Neufahrn hat größere Dimensionen angenommen. Seit dem 18. Februar meldeten sich täglich weitere Betroffene bei der PI 48 in Oberschleißheim: 33 Diebstähle wurden angezeigt, 14 in Hochmutting, 19 in Unterschleißheim.

In der Nacht zum 18. Februar hatten die Täter wertvolle Schalen und Grabschmuck von Grabsteinen gerissen und Platten beschädigt. In Unter- und Oberschleißheim fehlen vor allem Blumenschalen und Weihwasserbehälter aus Messing, Bronze oder Kupfer. Polizeichef Stefan Schraut berichtet: „Die Angehörigen sind fassungslos, wie brachial die Gräber ihrer Liebsten angegangen wurden. Die Pietätlosigkeit trifft die Leute hart.“

Die Diebstähle stehen in einem überregionalen Zusammenhang. Mindestens 90 Mal hat eine organisierte Bande zwischen dem Münchner Norden und Ingolstadt Beute auf Friedhöfen gemacht. Seit den ersten Februarwochen verzeichnet die Polizei Ingolstadt Buntmetalldiebstähle auf Friedhöfen in den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen a.d. Ilm und in der kreisfreien Stadt Ingolstadt.

„Die Täter sind durch die Lande gefahren und haben tonnenweise Metall geklaut“, sagt Schraut. Schalen, Laternen, Kreuze, sogar Buchstaben: Der Schaden addiere sich zu rund einer Tonne Buntmetall – Bronze, Kupfer oder Messing, bestätigt Michaela Grob von der Pressestelle der Polizei Ingolstadt. Eine Schadenshöhe sei schwer zu beziffern. Zum Verlust der teuren Schalen im Wert von 300 bis 500 Euro komme, dass der Grabschmuck brachial herausgerissen worden sei, sagt Manuel Lenk, stellvertretender Leiter der PI Oberschleißheim: „Dadurch wurden auch Grabplatten und -steine in Mitleidenschaft gezogen.“

Die Häufung und das Ausmaß der Beutezüge hat die Kripo Ingolstadt veranlasst, eine Ermittlergruppe namens Capula einzurichten, die schon erste Erfolge verzeichnen kann. Zwei dringend Tatverdächtige rumänische Männer im Alter von 19 und 21 Jahren wurden festgenommen, die in Untersuchungshaft sitzen, meldete die Polizei Ingolstadt am 28. Februar.

Der Oberschleißheimer Steinmetzbetrieb Sturm hat auf dem Friedhof Hochmutting und auf dem Waldfriedhof Unterschleißheim zahlreiche Schäden begutachtet. Matthias und Christian Sturm sind entsetzt: „Für die Angehörigen ist es sehr schmerzhaft, dass die letzten Ruhestätten ihrer Familien geplündert wurden. Einige sind bei uns in Tränen ausgebrochen, was man gut verstehen kann, der Friedhof ist mit vielen Emotionen verbunden“, sagt Christian Sturm, kaufmännischer Leiter. Auch für ihn und seinen Bruder, Steinmetz Matthias Sturm, sei es arg, wie ihrer Hände Arbeit zerstört wurde. „Teilweise wurden Steinplatten stark beschädigt oder auf andere Platten geworfen und Einfassungen zerbrochen.“

Reparieren die Vandalismus-Schäden (kl. Bild): Matthias (l.) und Christian Sturm, hier auf einem Firmen
Reparieren die Vandalismus-Schäden: Matthias (l.) und Christian Sturm, hier auf einem Firmen © . Foto: Privat

Inzwischen hätten 20 Kunden Kontakt aufgenommen. „Die Schäden sind mitunter massiv.“ Die Täter seien organisiert vorgegangen, „aber nicht professionell“, sagt Sturm: „Sie hatten weder sinnvolles Werkzeug dabei, noch haben sie professionell gearbeitet.“ Betroffen sind auch sehr alte Menschen: „Manche sind so mitgenommen, dass sie resignieren und ihre Grabstätten ganz aufgeben wollen“, sagt Christian Sturm.

Er versichert den Betroffenen: „Melden Sie sich, wir begutachten kostenfrei den Schaden und schauen, dass wir ihn möglichst kostengünstig reparieren.“

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