Garmischer Fußgängerzone evakuiert: Spezialkommando öffnet herrenlosen Koffer

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Unter schwerem Schutz nähert sich der Beamte dem Koffer. Nach zehn Minuten war alles vorbei (l.). © sehr

Großeinsatz im Garmischer Zentrum: Für 90 Minuten wird die Fußgängerzone abgeriegelt. Am Ende gibt es ein Happy End.

Garmisch-Partenkirchen – Der Kirchturm von St. Martin im Ortsteil Garmisch schlug gerade 15 Uhr, als es Entwarnung gab. Der Beamte des Spezialkommandos nahm den grauen Koffer auf, legte ihn auf den Boden, hebelte die Schlösser auf, klappte den Deckel hoch: leer. Wie erwartet. Denn zuvor hatte die Einheit des Landeskriminalamts (LKA), die für Gefährdungen durch Sprengstoff zuständig ist, das Objekt genau untersucht. Das Happy End eines Einsatzes gestern mitten im Garmischer Zentrum am Marienplatz, am frühen Nachmittag mit hunderten Menschen in der belebten Zone.

Ein bisschen was von Hollywood hatte die Aktion definitiv. Solche Vorgänge kennt man eher aus Filmen, als in der Realität im beschaulichen Werdenfelser Land. Wobei: Vor zwei Jahren hatte es einen ähnlichen Einsatz im Einkaufszentrum GEP gegeben. Ebenfalls ohne eine echte Bedrohung. Gefahren für die Öffentlichkeit auszuschließen, ist das oberste Gebot für die Polizei. Das betont auch Josef Grasegger von der Inspektion in Garmisch-Partenkirchen. „Wenn wir nicht ausschließen können, dass eine Gefährdung vorliegt, dann müssen wir in einem solchen Fall das Spezialkommando holen.“

Wie in Hollywood: Hartschalenkoffer unter Parkbank gibt Rätsel auf

In der Tat: Alles wirkte wie in einem Film. Der Koffer stand unter einer Parkbank vor einem Bekleidungsgeschäft und einem Restaurant am Beginn der Fußgängerzone. Ein kleines, graues Exemplar mit einer Hartschale, wie es als Reisegepäck eher ungewöhnlich ist. „Allein schon, wie er unter der Bank stand, das sah nicht einfach so aus, als wäre er versehentlich stehen gelassen worden“, versichert Grasegger.

Ganz einsam steht der Koffer unter der Parkbank im Garmischer Zentrum im Bereich Marienplatz.
Ganz einsam steht der Koffer unter der Parkbank im Garmischer Zentrum im Bereich Marienplatz. © FOTOPRESS THOMAS SEHR

Nach 13 Uhr hatte ein Passant die Polizei über den Fund in Nähe der Kirche informiert. Zunächst machten sich Beamten der heimischen Inspektion ein Bild von der Sache. „Gemeinsam mit der Inspektionsleitung haben wir dann beschlossen, die Spezialkräfte zu alarmieren.“ Die sind beim LKA in München stationiert. Ein Risiko gehen die Beamten bei einem solchen Szenario keinesfalls ein. „Die Kollegen sind ja in maximal einer Stunde bei uns heraußen“, merkt Grasegger an.

Polizei evakuiert das Garmischer Zentrum, Geschäfte müssen schließen

Den Polizeikräften vor Ort oblag es, das Gebiet großräumig abzusperren. Mitten im Ortszentrum keine einfache Aufgabe. Vor allem scheint Trassierband mit der Aufschrift Polizei heutzutage kaum noch Fußgänger oder Radfahrer zu interessieren. Auch Peter Gröbl, Kommandant der Feuerwehr Garmisch, half beim Absperren der vielen kleinen Gassen und Nebenstraßen im Bereich zwischen Marien- und Mohrenplatz. „Wir haben versucht, den Abschnitt so gut es geht zu räumen“, sagt Grasegger. Räumen bedeutet in diesem Fall, dass sogar die Geschäfte innerhalb der Bannmeile evakuiert und geschlossen wurden, die Polizei bat auch die Bewohner der Häuser, ihre Wohnungen zu verlassen. „Wir müssen in so einem Fall auf Nummer sicher gehen.“

Zwischen Mohrenplatz und Marienplatz ist das Garmischer Zentrum von der Polizei abgeriegelt.
Zwischen Mohrenplatz und Marienplatz ist das Garmischer Zentrum von der Polizei abgeriegelt. © CF

Kurz vor 15 Uhr kam bereits das Spezialkommando an. In dicke Schutzkleidung gepackt, rückte ein Beamter zur Bank vor, um dort eine technische Untersuchung am Objekt auszuführen. Ähnlich einer Durchleuchtung von Gepäckstücken am Flughafen. Auf den Bildern sahen die Verantwortlichen sehr genau, dass der Koffer leer war, auch keinerlei Anzeichen für Sprengvorrichtungen enthielt. „Sonst hätten wir ihn nicht angefasst und aufgemacht“, betont der Experte aus München. „Das geschieht nur, wenn wir uns absolut sicher sind.“

Schnell konnte die Situation aufgelöst, die Fußgängerzone wieder freigegeben werden. Der Spuk war nach gut 90 Minuten wieder beendet. Was mit dem Koffer geschieht, konnte Grasegger nicht sagen. „Da er leer war, ist er eigentlich kein klassisches Fundstück.“ Die Polizei nahm ihn zunächst mit auf die Dienststelle. Ein Inhaber dürfte kaum zu finden sein.

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