Baumfällungen im Märchenwald Fischbachau: Spaziergänger fürchten ums Idyll

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Betreten verboten: Ein Schild weist auf die laufenden Baumfällarbeiten im Märchenwald in Fischbachau hin. © THOMAS PLETTENBERG

Die Zwerge grinsen noch tapfer, vielen Besuchern aber ist das Lachen im Fischbachauer Märchenwald schon vergangen. Forstarbeiten haben hier massive Spuren hinterlassen. So geht es jetzt weiter.

Fischbachau – „Leider ist dieser zauberhafte Wald, der seinen Namen ja völlig zu Recht getragen hat, nun Geschichte“, schreibt die Fischbachauerin Brigitte Appelt unserer Zeitung. „Entsetzlich und schrecklich traurig“, findet die Autorin, die auch regelmäßig zu Märchenstunden in das Wäldchen eingeladen hat. Dass die Abholzungen noch weitergehen dürften, würden die zahlreichen Markierungen auf weiteren Baumstämmen zeigen. Appelt hat Verständnis, dass ein Forstbesitzer seinen Wald auch nutzen darf. „Aber muss das mit derart brachialer Gewalt geschehen?“ So werde der Name Märchenwald „ad absurdum geführt“.

Dass die Maßnahme die Fischbachauer bewegt, zeigte sich auch in der Gemeinderatssitzung am Montag. Willi Rothemund (FWG) wollte wissen, was die Gemeinde von den Fällungen halte und ob die Wege danach wieder instandgesetzt werden. Man sei daran nicht beteiligt, antwortete Bürgermeister Deingruber (CSU). Der Wald sei in Privatbesitz.

Tourist-Info an schneller Beseitigung der Schäden interessiert

Auf Nachfrage unserer Zeitung teilt Geschäfts- und Tourist-Info-Leiter Felix Stahl aber mit, dass die entstandenen Schäden im Märchenwald nach Abschluss der Arbeiten „priorisiert beseitigt“ werden sollen. Dies sei selbstverständlich auch im Sinne des Tourismus, schließlich bewerbe man den ausgewiesenen Wanderweg mit einem Flyer gezielt bei Familien. Mit dem zusätzlichen Anreiz für Kinder, alle einst vom Arbeitskreis Kräuter, Kraft, Natur auf Baumstämme aufgemalten Wichtel auf der Rundtour zu zählen und dafür eine Belohnung in Form eines kleinen Holzzwergs in der Tourist-Info abholen zu dürfen.

Abgeholzt: einer der Bäume im Fischbachauer Märchenwald mit einem der aufgemalten Wichtel.
Abgeholzt: einer der Bäume im Fischbachauer Märchenwald mit einem der aufgemalten Wichtel. © Privat

Die Wichtel sollen von den Fällmaßnahmen auch verschont bleiben, bekräftigt Förster Gerhard Waas. Lediglich zwei der mit Zwergen bemalten Stämme müssten wohl umgeschnitten werden, um die beabsichtigte Verbreiterung des Wanderwegs zu erreichen. Dies sei notwendig, um ihn mit Maschinen wie Schleppern befahren zu können und damit eine nachhaltige Waldbewirtschaftung zu ermöglichen. Nur so ließen sich – etwa bei einem Borkenkäferbefall– gezielt und ohne größeren Aufwand einzelne Bäume entnehmen.

Die Idee zum Ausbau der Wege sei entstanden, weil in unmittelbarer Nähe am Tracher Berg ohnehin gerade eine solche Maßnahme stattfinde. Im Märchenwald werde man aber „so schonend wie möglich“ vorgehen, versichert Waas. Heißt: Auskofferung meist nur talseitig (nicht in die Böschung hinein) und eine Verfüllung mit Bruchschutt, der dann idealerweise wieder mit feinem Schotter abgedeckt werden soll.

Wegebau notwendig für Waldbewirtschaftung

Interessant: Mit dem geplanten Wegebau hätten die nun kritisierten Baumfällungen gar nichts zu tun, betont Waas. Und auch wenn er über diese nicht wirklich glücklich sei: Das betroffene Waldstück sei mit Jungbäumen durchsetzt, die Hiebmaßnahmen damit nicht zu beanstanden. Überhaupt sei es immer ein Kompromiss, zwischen dem öffentlichen Interesse im Rahmen des freien Betretungsrechts der Natur, dem Naturschutz und den Nutzungsansprüchen des privaten Waldbesitzers abzuwägen. „Das geht nur in einem Miteinander und mit gegenseitigem Verständnis“, sagt Waas.

Obwohl der Wegebau noch gar nicht angelaufen ist, denkt auch Waas schon an die vollständige Wiederherstellung des Fischbachauer Märchenwalds und seiner zwergenhaften Bewohner. „Vielleicht“, sagt der Förster, „bietet sich ja sogar ein Projekt mit Kindern an.“

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