Ringtausch am Stadtplatz: VR-Bank zieht in ehemalige Commerzbank, Hypovereinsbank schließt
Seit über 40 Jahren ist die VR-Bank im Umgelder Haus untergebracht. Jetzt will sich die Filiale vergrößern und zieht in die Räume der ehemaligen Commerzbank. Die Nachfolge ist noch ungeklärt.
Miesbach – Das Umgelder-Haus am Stadtplatz 4 kennen viele Miesbacher nur als Bank: Die Volksbank Raiffeisenbank (VR) ist dort seit über 40 Jahren untergebracht. Jetzt muss sich Eigentümer Fritz Grasberger, der mit seiner Frau die Alte Stadtapotheke führt, neue Mieter suchen: Die VR-Bank verlässt das Traditionshaus zum 13. März, wie Marketing-Teamleiterin Anna-Maria Randl auf Anfrage bestätigt. Anders als die Hypovereinsbank, die am Stadtplatz 6 zum 10. April ersatzlos schließt, müssen Kunden der VR-Bank künftig aber nur die Straße überqueren: Die Filiale zieht in die Räume der ehemaligen Commerzbank am Stadtplatz 5 ein, die schon seit Ende 2022 geschlossen ist.
Mit dem Umzug in größere Räumlichkeiten bekenne sich das Kreditinstitut zum Standort Miesbach, sagt Randl. „Die neue Filiale bietet eine angenehme Atmosphäre für die genossenschaftliche Beratung vor Ort.“ Neben mehreren Beratungsbüros und einem Schalterraum sei dort auch ein vollumfänglich ausgestatteter SB-Bereich angesiedelt.
Nachfolge noch unklar
Wer nun als Nachfolger in die 230 Quadratmeter im Umgelder-Haus einzieht, ist ebenso wie bei der Hypovereinsbank noch nicht öffentlich bekannt. „Ich bin mit verschiedenen Interessenten im Gespräch“, sagt Grasberger. „Wir versuchen, eine gute Nachnutzung zu finden.“ Der Umzug der VR-Bank sei für ihn überraschend gekommen. Schließlich habe er das Gebäude erst kürzlich saniert und in 16 Wohneinheiten und sechs Gewerbeflächen neu eingeteilt. Auch mehr Platz wäre kein Problem gewesen, sagt der Apotheker.
Trotz Umbau erhalten ist der historische Charakter des Hauses. Wie aus der Chronik von Alexander Langheiter zu 900 Jahren Miesbach hervorgeht, weist der Hausname Umgelder auf einen Bewohner hin, der einst ein öffentliches Amt bekleidete: Er nahm das Umgeld – eine Art Verbrauchssteuer – ein. Wann das Gebäude erstmals gebaut wurde, geht weder aus der Chronik hervor, noch hat Grasberger darüber Aufzeichnungen. Klar ist aber, dass es 1672 als Sitz des Umgelders erstmals erwähnt wurde, 1783 dem Stadtbrand zum Opfer fiel und danach wieder aufgebaut wurde.
(Eine Auswahl aller wichtigen Geschichten aus Ihrer Region erhalten Sie in unserem kostenlosen Newsletter regelmäßig und direkt per Mail. Melden Sie sich hier an für Tegernsee, hier für Miesbach und hier für Holzkirchen.)
Schon 1815 ging das Haus laut Langheiter an die Miesbacher Familie Kirchberger über. „Zwei Bürgermeister gingen aus ihr hervor.“ Um 1900 wechselte das Gebäude in den Besitz der Familie Durneder/Zimmer. Sie eröffnete im linken Teil den Juwelier Durneder und im rechten Teil die Gemischt- und Kolonialwarenhandlung Ch. Zimmer. Es folgte ab 1960 ein Eisenwarenhändler, der 1964 umbauen ließ. „Aus dieser Zeit stammt die Bausubstanz“, berichtet Grasberger, dessen Großeltern erneut als Eisenwarenhändler dort einzogen.
1973 kam dem Haus erneut eine besondere Rolle zu: Die Familie Nordmann richtete dort laut Chronik den ersten Miesbacher Supermarkt ein. „Er hatte auch einen Imbiss mit warmer Küche, was damals eine ziemliche Innovation war“, sagt Grasberger. Seine heutige Gestalt mit der Arkade und den Lüftlmalereien von Günther Wasmeier, die im Stil des Frühklassizismus aus der Zeit nach 1783 gehalten sind, erhielt das Haus mit dem Nachbargebäude 1981. Darin war früher der Gasthof Kreiderer, heute sind es Gewerbeeinheiten. nap