Die Pfarreiengemeinschaft Füssen nimmt Abschied von ihrem langjährigen Mesner Bruno Ehrentreich
Ein ganzes Berufsleben als Mesner in derselben Kirche: Das hat Bruno Ehrentreich nun hinter sich. Im Gespräch mit dem Kreisboten erzählt er von seinem Beruf.
Füssen – Das Wohnmobil steht schon bereit, die Koffer sind so gut wie gepackt – in wenigen Tagen kann es für Bruno Ehrentreich und seine Frau losgehen zur ersten Reise im Ruhestand. Und es wird sicher nicht die letzte sein: Als begeisterte Camper wird das Ehepaar ab sofort regelmäßig die Welt erkunden, wie Bruno Ehrentreich lachend versichert. Bisher sei das Wohnmobil nur bedingt nutzbar gewesen, und schon gar nicht an Feiertagen und Wochenenden – schließlich musste der Mesner in der Kirche seinen Dienst verrichten. „Auch lange Wochenenden und Brückentage gibt es in meinem Beruf nicht“, sagt der 61-Jährige.
46 Jahre als Mesner in der St. Mang Kirche in Füssen
Seine dreijährige Mesnerausbildung absolvierte Bruno Ehrentreich direkt nach dem Schulabschluss 1979. Als Ministrant war er schon davor dem damaligen Mesner Franz Lipp gern zur Hand gegangen und hatte so seine Begeisterung für diese Tätigkeit entdeckt. Nun lernte er den Beruf von der Pike auf und übernahm die Stelle gleich nach der Lehre eigenverantwortlich. Das unterscheidet ihn von so manchem anderen, der diesen Dienst tut: „Es gibt viele Quereinsteiger“, sagte Ehrentreich. „Oft hören die aber nach einem halben Jahr wieder auf, weil sie merken, dass wesentlich mehr dahintersteckt als Kerzen anzünden. Das Gesamtpaket ist anspruchsvoll.“
Auch er habe im Laufe seiner langjährigen Mesnertätigkeit immer mal wieder besonders mit einer Sache gehadert, erzählt er: Die unregelmäßigen Arbeitszeiten und arbeitsreichen Wochenenden. Besonders als er nach dem Tod seiner ersten Frau wieder eine neue Beziehung einging, gab es anfängliche Schwierigkeiten deswegen – der Beruf sei nun einmal eher „familienunfreundlich“, wie der zweifache Vater es ausdrückt. Als Beispiel nennt er Heiligabend, wo ein gemeinsames Feiern im Kreis der Familie nicht möglich ist.
Doch natürlich sieht der Füssener auch viele schöne Seiten an dem Beruf, den er sein ganzes Leben lang ausgeführt hat. Das selbstständige Arbeiten zum Beispiel. Alle drei Pfarrer, die er als Chefs hatte, hätten ihm volle Gestaltungsfreiheit gelassen. Auch die Arbeit in den verschiedenen Teams – zum Beispiel dem Kirchenführungsteam oder dem Kirchenreinigungsteam – hätten ihm Spaß gemacht. „Viel Freude hat mir auch immer die Ministrantenarbeit bereitet“, erzählt Bruno Ehrentreich. Einmal pro Woche hat er eine Mini-Stunde abgehalten und einmal jährlich gab es einen mehrtägigen Ausflug.
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte hat sich einiges verändert. Zum Beispiel gibt es heute viel weniger Gottesdienste als früher. Und natürlich hat sich die Zahl der Gottesdienstbesucher reduziert. „Auch kirchliche Hochzeiten gibt es deutlich weniger – das ist nur noch ein Bruchteil von früher“, sagt Ehrentreich. Die Liturgie sei im Vergleich zu seinen Anfangszeiten einfacher geworden, vor allem unter dem jetzigen Pfarrer Frank Deuring. „Man ist heute nicht mehr so detailversessen, die barocke Liturgie ist verschlankt worden.“
Blick auf die Touristen
Mit einigen Bauschmerzen beobachtet der langjährige Mesner den heutigen Umgang der Menschen mit dem Gotteshaus, vor allem in Bezug auf die vielen Touristen, die regelmäßig St. Mang besichtigen. „Das Bewusstsein, dass man in einem heiligen Raum ist, ist bei vielen nicht gegeben“, bedauert Ehrentreich. Er erzählt von Besuchern, die ihre Kinder in den Beichtsuhl setzen und fotografieren oder von solchen, die mit Leberkässemmel oder Eis in der Hand durch die Kirche schlendern. Als Mesner habe er sich dann erlaubt, etwas zu sagen – denn „ein normales Benehmen kann man erwarten“. Umgekehrt seien unter den vielen Touristen aber auch jene, die zu den Kirchenführungen kommen und echtes Interesse zeigen: „Das macht dann schon Spaß.“
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Solche Erlebnisse gehören für den 61-Jährigen nun der Vergangenheit an. Sein Nachfolger Maximilian Ostheimer, der zuvor Mesner in Nesselwang war, darf sich auf einen gut vorbereiteten Einstieg freuen: Bruno Ehrentreich hat einen Ordner angelegt, in dem er seine Arbeit dokumentiert hat. Zum Beispiel mit Fotos von den verschiedenen Altardekorationen an den kirchlichen Festen. Seinem Nachfolger will es der erfahrene Mesner möglichst leicht machen, schließlich sei „St. Mang keine 08/15-Stelle, sondern überregional bedeutend.“ Er wünscht sich, dass auch sein Nachfolger viele Jahre in St. Mang bleibt. Das hat schließlich Tradition: Sein Vorgänger Franz Lipp sei auch 40 Jahre im Dienst gewesen, erzählt Ehrentreich – und er selbst bringt es schließlich auf 46 Jahre.
Wer Bruno Ehrentreich künftig begegnen möchte, der sollte sich ab und zu ein Taxi rufen: Da er nicht sofort in Rente geht, sondern zunächst noch eine Art Altersteilzeit greift, hat der Füssener einen Minijob als Taxifahrer begonnen. „Das macht mir Spaß, weil ich viel mit Menschen zu tun habe. Mal sitzen Bekannte im Taxi, mal internationale Gäste – mein Englisch ist schon deutlich besser geworden“, erzählt er augenzwinkernd.
Der Abschiedsgottesdienst findet am Sonntag, 23. März, um 10.30 Uhr in der Kirche St. Mang statt. Anschließend gibt es einen Empfang im Gesellenhaus.
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