Großes Interesse an Lucas Reisachers erster Bürgerversammlung in Oy-Mittelberg

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kreisbote Füssen

Kommentare

Großer Andrang bei der Bürgerversammlung in Oy-Mittelberg. © Bäucker

Lucas Reisacher (CSU) ist seit einem Jahr Bürgermeister in Oy-Mittelberg. Jetzt musste beziehungsweise durfte er seine erste Bürgerversammlung einberufen und seinen Bürgern Rechenschaft ablegen über den Verlauf seines ersten Amtsjahres.

Oy-Mittelberg – Die Überraschung war groß: rund 180 Zuhörer drängelten sich bei der Bürgerversammlung mit Bürgermeister Lucas Reisacher (CSU) im Kurhaus von Oy, lauschten dem Bericht ihres jungen Gemeindeoberhauptes und diskutierten lebhaft über die Themen in der Gemeinde. „So einen Zulauf hätten wir nicht erwartet,“ hieß es im Publikum. Reisacher selbst nahm es gelassen: „Ich war net aufgeregt und super in der Zeit.“

Erste Bürgerversammlung des Bürgermeisters Lucas Reisacher in Oy-Mittelberg

Sein Rückblick auf das Jahr 2024 dauerte exakt 60 Minuten. „Meine Arbeit macht mir viel Spaß und Freude,“ so Reisachers erste Worte im „narrisch“ dekorierten Saal. „Ich bin dankbar, mit einem Gemeinderat zusammenarbeiten zu können, der oft hart miteinander diskutiert, der aber dann auch immer wieder zu konstruktiven Ergebnissen kommt“, ergänzte er. Von den aktuell 4624 Einwohnern stammen 624 aus 63 Nationen. Dazu noch 152 Flüchtlinge, unter denen die Ukraine mit 108 Menschen die größte Gruppe stellt: „Probleme gibt’s da überhaupt nicht,“ betonte der Bürgermeister.

Der 21,2 Millionen Euro umfassende Haushalt konnte ohne neue Schuldenaufnahme erstellt werden, die Pro-Kopf-Verschuldung in Oy-Mittelberg beträgt 356 Euro. Wie in anderen Gemeinden auch entfallen die größten Ausgaben auf den Sektor Personalkosten sowie den Hoch- und Tiefbau.

Die viel diskutierte Grundsteuer trägt rund 690.000 Euro zu den Einnahmen bei. Sorgen machen Lucas Reisacher die Ausgaben für soziale Leistungen und Aufgaben: „Die laufen aus dem Ruder!“, warnte er und kritisierte: „Die von der Bundesregierung aufgestellten Standards kosten immer mehr Geld, das ist nicht mehr umsetzbar. Wir müssen wohl wieder zurück auf das Niveau der 90iger Jahre.“

Immer mehr Geld kostet auch die ab 2026 gesetzlich garantierte Ganztagesbetreuung für Grundschulkinder. Für voraussichtlich 160 Betreuungsplätze muss die Gemeinde ein Gebäude erweitern, die Kosten werden auf rund 11 Millionen Euro geschätzt. Details werden Ende März öffentlich im Gemeinderat erörtert.

Herausfordernde Zeiten als Ansporn

„Ob wir unsere bisher so erfreuliche Finanzpolitik in den kommenden Jahren fortsetzen können, bleibt abzuwarten“, sagte Reisacher, „wir leben in herausfordernden Zeiten, das kann auch Ansporn sein.“ Danach nahm er seine Bürger mit auf eine Reise durch Zeit und Raum: neue Baugebiete und Wohnungen, ein neuer Radund Gehweg in Schwarzenberg, der Breitbandausbau, die Situation im Tourismus und das Warten auf die Neuzertifizierung als Luftkurort, referierte Reisacher konzentriert und locker.

Und noch einen Aufruf wurde er los: „Wir suchen einen Liebhaber – und zwar für das Hampp-Haus!“ Bisher konnte sich noch niemand für das alte, ortsbildprägende Gebäude erwärmen.

Fragen der Bürger

Nach so vielen Fakten, Zahlen und Bildern war es Zeit für die Fragen der Bürger. Eine knappe halbe Stunde lang ging es um den Wohnungsbau in Oy, mögliche Ermäßigungen für parkende Rentner, die Schwierigkeiten beim Grunderwerb für den Bau neuer Radwege oder die Grundsteuer. „Wir haben unseren Hebesatz gesenkt,“ so Reisacher, „und werden Ende des Jahres prüfen, wie sich das für unsere Bürger auswirkt. Aktuell sehen wir rund 75.000 Euro mehr an Grundsteuereinnahmen.“

Heiß diskutiert wurde abschließend das Thema erneuerbare Energien. „Wo sollen Windräder aufgestellt werden?“, wollten die Bürger wissen, und „wie wirken sich geplante Photovoltaik-Felder auf die landwirtschaftliche Nutzung aus?“ Reisacher machte klar, dass „wir nicht viel Handlungsspielraum haben, wir können nicht alles verhindern.“ Und ergänzte augenzwinkernd: „Jetzt ist Hirnschmalz gefragt, um die Entwicklung möglichst in unserem Sinne steuern zu können.“

Um zehn vor zehn verabschiedeten die versammelten Bürger ihren Bürgermeister mit freundlichem Beifall – gerade noch rechtzeitig, um zuhause das Champions-League-Fußballspiel eines großen bayerischen Klubs verfolgen zu können. Allerdings war das wesentlich langweiliger als Reisachers Premiere im fasnachtsbunten Kurhaus!

Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.

Auch interessant

Kommentare