30 Jahre Frauenhaus Kaufbeuren-Ostallgäu – solidarisch mit Herzbildern gegen häusliche Gewalt
Frauen und deren Kinder sind häufig Opfer häuslicher Gewalt. Das Frauenhaus Kaufbeuren-Ostallgäu bietet diesen Menschen schützende Räume und Beratungen. Dieses Jahr feiert die Einrichtung 30-jähriges Jubiläum und setzt mit der Solidaritätsaktion „Herzbilder“ ein Zeichen gegen häusliche Gewalt.
Füssen/Ostallgäu – „Fast täglich wird in Deutschland eine Frau getötet, alle drei Minuten sind Frauen Opfer von häuslicher Gewalt.“ Das geht aus einer Pressemeldung des Bundesministeriums des Innern und für Heimat hervor. In diesem Jahr macht das Frauenhaus Kaufbeuren-Ostallgäu in der Trägerschaft des Sozialdienstes katholischer Frauen e. V. Augsburg (SkF) zum 30-jährigen Bestehen mit Aktionen auf körperliche, psychische und sexuelle Gewalt aufmerksam.
Solidaritätsaktion des Frauenhaus Kaufbeuren-Ostallgäu zum 30-jährigen Jubiläum
Mit bunten Leinwänden, auf denen Herzen für Betroffene gemalt werden konnten, fanden sich die Organisatorin und Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Ostallgäu, Heike Krautloher, und Ideenfinderin und Erzieherin im Frauenhaus, Barbara Güthoff, vergangene Woche in der Sparkasse Füssen ein. „Wir laden ein, als Zeichen gegen Gewalt an Frauen ein Herz zu hinterlassen“, sagte Güthoff. Die insgesamt vier Leinwände der Aktionen an verschiedenen Orten im Landkreis würden dann einen schönen Platz im neuen Haus bekommen. Denn „dieses Jahr zieht das Frauenhaus um“, so Güthoff. Wohin genau bleibt zum Schutz der Betroffenen geheim.
Gemeinsam schwangen an diesem Vormittag Dr. Paul Wengert (SPD), stellvertretender Landrat und Stadträtin Ilona Deckwerth (SPD) den Pinsel und malten, genauso wie weitere Bürgerinnen und Bürger, bunte Herzen für betroffene Frauen und deren Kinder. „Als Privatmann und Familienvater finde ich es beschämend, dass Gewalt in Familien stattfindet“, so Wengert. Es sei wichtig, Bewusstsein dafür zu schaffen und auf die verheimlichten Tatsachen hinzuweisen. Diese Aktion sei dabei die „sanfteste Art“.
Auch Stadträtin Ilona Deckwerth appellierte dazu, die „Augen aufzumachen“. Die Kategorisierung „Femizid“ sei noch lange verpönt gewesen und auch jetzt sei es für Betroffene noch schwierig, selbst „minimalste Hilfe zu bekommen“.
Tabuthema muss angesprochen werden
„Wer weiß schon, dass jeden Tag eine Frau durch häusliche Gewalt getötet wird“, sagte Deckwerth mit Entsetzen. „Das Tabuthema muss angesprochen werden.“ Dabei sei Spanien ein gutes Vorbild. Seitdem das Land gegen häusliche Gewalt an Frauen ankämpft, seien die Zahlen „eindeutig drastisch rückgängig“, so die Stadträtin. Dass dieses Thema im diesjährigen Wahlkampf kaum eine Rolle gehabt habe, bedauere sie sehr.
Bereits seit 2002 gibt es das Gewaltschutzgesetz, das eine Rechtsgrundlage für Schutzanordnungen des Zivilrechts, wie Kontakt-, Näherungs- und Belästigungsverbote bei vorsätzlichen und widerrechtlichen Verletzungen von Körper, Gesundheit oder Freiheit einer Person einschließlich der Drohung mit solchen Verletzungen darstellt.
Bundesrat stimmt Gewalthilfegesetz zu
Am 14. Februar hat der Bundesrat dem sogenannten Gewalthilfegesetz, dem Gesetz für ein verlässliches Hilfesystem bei geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt, zugestimmt. Dieses wird 2032 in Kraft treten. Damit werde jede Frau „Anspruch auf Hilfe – kostenlos“ erhalten, so Krautloher. Die Finanzierung sei ein wichtiger Punkt, denn bisher müssen die Herkunftskommunen für die Kosten aufkommen, was sich oft schwierig gestalte.
Meine News
Das Frauenhaus Kaufbeuren wird durch den Landkreis Ostallgäu, die Stadt Kaufbeuren und das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales gefördert. Häufig würden aber nicht alle Kosten gedeckt, so Krautloher. In der Einrichtung ist Platz für fünf Frauen und deren Kinder und es sind zwei Sozialpädagogen und eine Erzieherin angestellt. Außerdem könne das Frauenhaus auf Ehrenamtliche zählen, wie zum Beispiel Maria Binder, die einen Rufdienst für betroffene Frauen anbietet und sie auf Ämter begleitet.
Denn besonders Frauen, die kein privates Netzwerk haben, seien in solchen Situationen oft auf sich gestellt. Es werde immer „zum Wohle der Betroffenen“ gehandelt, so Krautloher. Nicht nur durch die Hilfsinstitutionen und die Fachberatungsstelle des Frauenhauses, sondern auch durch die Interventionsstelle. Diese hat einen proaktiven Ansatz, bei dem das Interventionsteam nach polizeilichen Einsätzen nach Einverständnis einschreitet.
Bei Gewalt an Frauen seien immer auch die Kinder betroffen – auch schon vor der Geburt, so Krautloher. Wengert zitierte seine Mutter: „Wer nie Liebe erfahren hat, wird auch keine Liebe weitergeben können.“ Umso wichtiger sei es, seinen Kindern Liebe zu vermitteln. „Auch Männer, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, können sich bei uns melden“, so die Gleichstellungsbeauftragte. Bei beiden Geschlechtern sei die Dunkelziffer der Fälle häuslicher Gewalt sehr hoch.
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.