Ohne Dominanz, mit Respekt: Trumps überraschend sanfter Umgang mit Putin

Wenn sich zwei der mächtigsten und zugleich polarisierendsten Politiker der Welt treffen, achten Beobachter weniger auf die Worte als vielmehr auf die Gesten. So war es auch beim jüngsten Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin in Alaska. Auf den ersten Blick schien es eine unspektakuläre Begrüßung zu sein, ein Handschlag, ein Lächeln, eine kurze Berührung am Arm. Doch wer die Körpersprache der beiden Männer kennt, erkennt schnell, dass dieses Treffen eine ganz besondere Dynamik hatte.

Joern Kettler ist Wirtschaftspsychologe, Mimik-Analyst und Bestsellerautor. Als Körpersprachen- und Lügenexperte begeistert er seit über 25 Jahren mit präzisen Analysen und klaren Botschaften. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Symbolische Gesten bei der Annäherung

Noch bevor sich die Hände berührten, war bereits ein interessanter Unterschied sichtbar: Trump streckte seine Hand zur Begrüßung lange im Voraus deutlich aus, eine Geste, die Offenheit signalisiert, aber auch Druck auf den anderen erzeugen kann, den Handschlag zu erwidern. Wer die Hand zuerst anbietet, übernimmt oft subtil die Führung der Situation.

Putin hingegen zeigte kurz vor der Berührung den Daumen nach oben. Der „Thumbs-up“ ist in vielen Kulturen ein positives Signal und steht für Zustimmung, Zuversicht oder schlicht Wohlwollen. In einem diplomatischen Kontext wirkt diese Geste ungewohnt locker und menschlich, da Putin für gewöhnlich zurückhaltend und streng kontrolliert auftritt. Sie kann als Zeichen gelesen werden, dass er das Treffen mit Trump nicht nur akzeptiert, sondern mit einer positiven Grundhaltung angeht.

Trumps sonstige „Händedruck-Strategie“

Donald Trump ist bekannt dafür, Begrüßungen als Bühne für kleine Machtdemonstrationen zu nutzen. In seiner Zeit als US-Präsident sorgten zahlreiche Händedrücke mit Staatsoberhäuptern für Schlagzeilen. Mal zog er seine Gesprächspartner energisch zu sich heran, mal hielt er ihre Hand ungewöhnlich lange fest, mal drückte er zu kräftig zu. Es waren subtile Machtdemonstrationen, kleine Inszenierungen, die Trumps Selbstverständnis als dominanter „Dealmaker“ unterstreichen sollten.

Auch mit europäischen Politikern wie Emmanuel Macron oder Friedrich Merz, gerieten diese Begrüßungsrituale fast zu einem symbolischen Kräftemessen.

Umso auffälliger war es, dass Trump bei Putin in Alaska auf all diese Spielchen verzichtete. Kein übertrieben fester Griff, kein Ziehen, keine Körperspannung, die Überlegenheit ausdrücken sollte. Stattdessen wirkte der Handschlag bewusst zurückhaltend fast schon zögerlich und sehr respektvoll.

Eine Geste der Nähe: die Armberührung

Noch bemerkenswerter war die kleine Armberührung, die beide Männer zeitversetzt vollzogen. Eine Berührung am Arm kann viel bedeuten. Sie ist kein neutrales Element, sondern eine Geste, die in vielen Kulturen Nähe, Sympathie oder sogar Vertrautheit signalisiert.

  1. Im offiziellen Protokoll wirkt eine solche Berührung oft unüblich, da sie die Distanz der diplomatischen Etikette durchbricht.
  2. Im privaten Rahmen hingegen ist sie eine völlig normale Form der Begrüßung unter Freunden, die Nähe ausdrückt, ohne gleich zur Umarmung überzugehen.

Gerade im Kontext dieser Begegnung ist die Armberührung interessant. Trump, sonst eher für viele Dominanzgesten bekannt, wählte hier eine eher freundschaftliche und weniger energische Variante. Putin, der sich bei öffentlichen Auftritten fast immer von körperlicher Nähe fernhält, erwiderte sie und das auch lange. Bei beiden Freude in der Mimik.

Putins ungewohnte Mimik

Noch deutlicher wurde der Charakter dieser Begegnung, als beide im Auto nebeneinandersitzen. Dort konnte man bei Putin etwas sehen, was bei ihm äußerst selten vorkommt: wahre Freude in der Mimik. Normalerweise ist Putin ein Meister der emotionalen Kontrolle. Seine Mimik bleibt in der Öffentlichkeit neutral, kühl und schwer zu lesen. Doch in Alaska wirkte er sichtbar gelöst, beinahe zufrieden. Seine Augen zeigten Freude, der Gesichtsausdruck war ungewohnt weich. Für einen Mann, der es gewohnt ist, Härte, Souveränität und Distanz zu verkörpern, war das ein ungewöhnlicher Moment.

Psychologische Bedeutung

Aus psychologischer Sicht lassen sich mehrere Deutungen ableiten:

  1. Trump verzichtet bewusst auf Dominanz

Dass er die sonst typischen Kraftspiele beim Händedruck vermied, kann als Strategie gesehen werden. Trump wollte Nähe schaffen, Gemeinsamkeit signalisieren. Statt Stärke durch Härte zu zeigen, entschied er sich für Stärke durch Zurückhaltung, ein seltener, aber wirkungsvoller Schachzug.

  • Putin zeigt sich offener als gewöhnlich

  • Dass Putin nicht nur die Armberührung zuließ, sondern erwiderte und sogar sichtbare Freude zeigte, lässt auf ein besonderes Vertrauensverhältnis schließen. Für Putin, der Berührungen normalerweise meidet, ist dies ein deutliches Signal: Er wollte Nähe demonstrieren, vielleicht nicht nur Trump gegenüber, sondern auch in Richtung der Öffentlichkeit.

  • Subtile Symbolik

  • In der Weltpolitik sind es oft die kleinen Gesten, die große Botschaften transportieren. Ein Handschlag ohne Dominanz, eine kurze Armberührung, ein seltenes Lächeln, all das deutet darauf hin, dass beide Seiten die Beziehung betonen wollten. Ob dies auf echter Sympathie oder auf politischem Kalkül beruht, bleibt offen.

    Kontext ist entscheidend

    Wie jede Form nonverbaler Kommunikation muss auch diese Szene im Kontext verstanden werden. Eine Armberührung kann ein rein freundschaftliches Zeichen sein, eine subtile Botschaft der Zuneigung oder schlicht eine spontane Geste. Doch gerade weil sie zwischen zwei Politikern geschah, die für ihre Inszenierungskraft und strategische Kommunikation bekannt sind, ist es schwer, sie als zufällig abzutun.

    Für Beobachter zeigt sich darin: Beide wollten eine Botschaft senden. Nicht Härte, nicht Distanz, sondern Vertrautheit.

    Ein Signal an die Welt

    Ob echte Freundschaft oder diplomatisches Schauspiel, die Begegnung in Alaska wirkte wie ein bewusst inszeniertes Bild. Während frühere Treffen Trumps mit anderen Staatsoberhäuptern von Konkurrenz geprägt waren, zeigte sich hier etwas Neues: Nähe, Gleichklang, beinahe Freundschaft. Putins offene Mimik und Trumps Verzicht auf Dominanz deuteten darauf hin, dass beide ein Zeichen setzen wollten: Wir verstehen uns. Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Gerade in einer Welt, in der Machtpolitik oft mit Härte und Abgrenzung verbunden wird, ist das bemerkenswert.

    Fazit: Das Treffen in Alaska war keine gewöhnliche Begrüßung. Es war ein Moment voller subtiler Botschaften. Trump verzichtete auf sein typisches Dominanzgehabe, Putin zeigte ein seltenes Maß an Offenheit. Beide signalisierten Nähe, Vertrautheit und Sympathie. Ob es sich dabei um echte persönliche Wärme handelte oder um ein strategisches Schauspiel, das bleibt offen. Sicher ist jedoch: Diese wenigen Sekunden der Begrüßung werden länger nachwirken als viele gesprochene Worte.