Vertrauen in Stromnetz erschüttert – Bundesnetzagentur gibt Entwarnung
Die Bundesnetzagentur bekämpft Stromengpässe, sobald sie aufkommen. Für den kommenden Winter gibt sie Entwarnung. Der Netzbetrieb sei gesichert.
München – Erst vor ein paar Tagen hat das Beispiel Oranienburg deutlich gezeigt, welche Auswirkungen Strom-Engpässe auf ganze Kommunen haben können. Die Bundesnetzagentur reagierte alarmiert; die erste deutsche Stadt konnte keine Neukunden mehr mit Strom versorgen. Zwar ist der Engpass mittlerweile behoben und die Energieversorgung gesichert, aber das Vertrauen ins deutsche Stromnetz war erschüttert. Die Bundesnetzagentur gab jetzt in einer Hinsicht Entwarnung.
Bundesnetzagentur entwarnt – „Sicherer Netzbetrieb ist gewährleistet“
„Der sichere Netzbetrieb im nächsten Winter ist gewährleistet“, teilte Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, am Dienstag (30. April) mit. „Der Reservebedarf fällt niedriger aus, weil einzelne Netzbauprojekte fertiggestellt wurden. Dadurch sinkt der Redispatchbedarf, für den die Netzreserve vorgehalten wird.“ Dasselbe gelte für das Winterhalbjahr 2026/2027.

Was ist die Netzreserve? Sie dient dazu, Überlastungen im Übertragungsnetz zu verhindern, die wegen des unzureichenden Netzausbaus entstehen können. Einerseits reduziert sie die Erzeugung von Strom vor einem Engpass, andererseits erhöht sie ihn, sobald der Engpass vorüber ist. Bei diesem Ausgleichsmechanismus sprechen die Netzbetreiber von einem „Redispatch“. In erster Linie führen am Markt agierende Kraftwerke diese Maßnahme durch, allerdings kann es vorkommen, dass diese Kraftwerke nicht zur Netzentlastung ausreichen.
Netzreserve soll auf Kohlekraftwerke verzichten
In dem Fall setzt die Bundesnetzagentur zusätzliche Netzreservekraftwerke ein. Diese besteht aus markierten Kraftwerken, die außerhalb des Strommarktes und auf Anforderung der Übertragungsnetzbetreiber handeln. Die Kosten für ihre Vorhaltung refinanzieren sich aus den Netzentgelten. Klaus Müller zufolge nutzt die Bundesnetzagentur für diese Netzreserve alte Kohlekraftwerke – zumindest war das bislang so. Jetzt aber trennt sie sich von diesen Kraftwerken. „Sie kommen nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz, wenn in einzelnen Stunden der Netzbetrieb dies erfordert“, erklärte Müller.
Der Gesamtbedarf der Netzreservekraftwerke soll im Winter 2024/2025 rund 7.000 Megawatt betragen. Die Gründe für diesen vergleichsweise niedrigeren Bedarf sind die Fertigstellung von Netzausbauprojekten sowie die konsequente Höherauslastung der bestehenden Stromleitungen seit 1. Januar 2023. Damit sinke der Redispatchbedarf. Für 2026/2027 sieht die Bundesnetzagentur einen Reservebedarf von etwa 9.200 Megawatt voraus.
Netzbetreiber bauen ihre Stromtrassen aus – Energiewende unter Hochdruck
Aktuell laufen die Arbeiten der Übertragungsnetzbetreiber, was den Ausbau der Stromnetze angeht, auf Hochtouren. Zwei Beispiele dafür sind das Engagement vom Netzbetreiber Amprion, der ein Jahr früher als geplant mit dem Bau der Mega-Trasse A-Nord beginnen konnte, und die SuedLink-Trasse, gebaut vom Netzbetreiber TransnetBW. Diese soll Windkraft aus den nördlichen Bundesländern herunter in den Süden bringen.
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Aktuell stellen nämlich auch die erneuerbaren Energien Risiken für die Energiesicherheit in Deutschland dar. Wenn die Windkraftwerke im Norden überproduzieren, zum Beispiel wegen erhöhtem Windaufkommen, dann drohen die Leitungen zu überlasten. In der Konsequenz müssen die Übertragungsnetzbetreiber die Windparks im Norden abriegeln. Im Süden müssten die Unternehmen dann ihre Stromproduktion anpassen, damit die eingekauften Strommengen bei den Verbrauchern ankommen.