Wall: Neue Kita kommt in „Bauernhof“
Holzverschalt und mit Tennenbrücke: Wie ein Bauernhof soll die neue Kindertagesstätte in Wall anmuten. Das Konzept wurde nun im Gemeinderat Warngau vorgestellt.
Warngau/Wall – Das Obergeschoss holzverschalt, mit umlaufendem Balkon, Satteldach und Tennenbrücke: Man könnte fast meinen, es ist ein neuer Bauernhof, der am Ortsrand von Wall entstehen soll. Der Eindruck ist auch explizit gewünscht, doch so soll die neue Kita für das Dorf aussehen. Die Pläne wurden am Dienstagabend im Warngauer Gemeinderat vorgestellt.
Architekt Ludwig Hohenreiter vom beauftragten Planungsbüro Werkbureau verhehlte die Mogelpackung nicht: Das neue Gebäude mit einer Breite von 13,60 Metern und gut 50 Metern Länge sowie zwei vollen Stockwerken und Satteldach bekommt die Anmutung eines stattlichen Einfirsthofs. Bis ins Detail, samt umlaufendem Balkon im holzverschalten ersten Stock und einer Art Tennenbrücke an der Zufahrt im Osten. „Wie Wohntrakt und Wirtschaftsteil eines Bauernhofs“, erklärte Bürgermeister Klaus Thurnhuber (FWG).
Langer Vorlauf in Arbeitsgruppe
An diesen Plänen wurde lange gefeilt. Gut eineinhalb Jahre sind seit dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan vergangen, der auf der grünen Wiese am Waller Ortsrand Baurecht für die neue Kindertagesstätte mit je zwei Kindergarten- und Krippengruppen sowie einer Gruppe für Tagespflege schafft. Seither tagte etwa sechs- bis achtmal die Arbeitsgruppe, die neben Planern, Verwaltung und Gemeinderäten auch Personal des Waller Pfarrkindergartens St. Margareth umfasste, das ja künftig in den Räumen arbeiten muss. Gut investierte Zeit, ist Thurnhuber überzeugt. Die AG besuchte mehrere Kita-Bauten, diskutierte vieles durch.
„Die Hofform nimmt optisch Bezug auf zu den anderen Gebäuden“, so Hohenreiter. Der Einfirsthof entsteht parallel zur Kreisstraße MB10 und schottet so den Spielgarten im rückwärtigen Bereich ab. Um Kosten zu sparen, wird ein Kaltdach aufgesetzt und das Gebäude nur teilunterkellert. Die inneren Werte wurden nicht vernachlässigt. Grundsätzlich kommen im Erdgeschoss die Krippenkinder unter, im Obergeschoss die Kindergartenkinder. Im Ostteil ist Platz für die Kindertagespflege eingeplant, mit separatem Zugang über die „Stallbrücke“, der auch als zweiter Fluchtweg des Obergeschosses für den Notfall dient. Hinzu kommen Mehrzweck-, Speise- und Ruheräume, Büros, Mitarbeiterräume und Lagerflächen. Auch ein Raum für die Waldkindergartengruppe ist vorgesehen, als Ausweichquartier bei bedrohlichem Wetter.
Raumkonzept verschafft Flexibilität
Das Raumkonzept lasse viel Spielraum in der Nutzung, betonte Architekt Hohenreiter. „Wir könnten hier theoretisch fünf Krippengruppen und fünf Kindergartengruppen unterbringen.“ Die Flexibilität ist für die Gemeinde entscheidend, betont der Rathauschef auf Nachfrage. „Wir haben oft wenig Zeit, auf Bedarf zu reagieren“, erklärt Thurnhuber. Gerade bei Krippenkindern, die ja meist schon im kommenden Jahr einen Betreuungsplatz bekommen sollen.
Der Gemeinderat zeigte sich von der Planung angetan. „Daran ist optisch nichts auszusetzen“, befand etwa Engelfried Beilhack (CSU). Er fragte sich aber, ob der Bau nicht sehr massiv sei. Thurnhuber erinnerte daran, weshalb der Neubau nötig wird: Ab 2026 wird für Grundschulkinder vom Bund ein Betreuungsanspruch eingeführt. Die Kinderbetreuung in Wall wird daher neu aufgestellt. Der alte Kindergarten in der Nachbarschaft zum Schulhaus soll künftig der Schulkindbetreuung dienen. Sicher könne man auch kompakter bauen, erklärte Hohenreiter auf Nachfrage vom Michael Spannring (Grüne). „Aber in der Lage in dem Ort bin ich der Meinung, dass diese Typologie die richtige ist, das würde sonst ein Fremdkörper.“
Leonhard Obermüller (CSU) bestätigte, dass der explizite Wunsch der Waller eine ländlich-bäuerliche Außengestaltung sei. Er appellierte an Hohenreiter, das auch bei der folgenden Feinplanung im Auge zu behalten. Die Größe fand Obermüller angemessen: „Das Gebäude muss den Bedarf über Jahrzehnte abdecken.“ Florian Rank (FWG) führte ins Feld, dass die Kindertagesstätte auch Vorgaben entsprechen müsse. „Das Raumprogramm müssen wir erfüllen, sonst gibt es keine Zuschüsse“, bestätigte Thurnhuber. Die Gemeinde hat zwar noch keine Kostenschätzung, hofft aber auf etwa 40 Prozent Fördermittel, erklärte der Rathauschef.
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Baubeginn 2025 anvisiert
Der Gemeinderat billigte den Bebauungsplan-Entwurf für das Projekt, der nun in die öffentliche Auslegung geht. Parallel dazu wird der Flächennutzungsplan geändert, der an der Stelle bisher eine landwirtschaftliche Nutzung vorsieht. Dass der Untergrund auf 3,50 Meter Tiefe sicher ist, hat eine Untersuchung des Kampfmittelräumdienstes im Sommer bestätigt, die die Gemeinde prophylaktisch durchführen ließ. „In vielen anderen Bundesländern ist das ohnehin Pflicht“, erklärt Thurnhuber. Der Bürgermeister hofft, dass das Grundstück Mitte 2025 baureif ist, damit im Herbst der Bau starten könnte. Bis die Kinder und ihre Betreuer einziehen können, dürften etwa ein bis eineinhalb Jahre vergehen.