„Tickende Zoll-Zeitbombe“ – die Strafzölle gelten selbst für amerikanische E-Autos
Ein „Made in America“-Schild schützt Elektroautos nicht vor Trumps geplanten Strafzöllen. Der Grund: Die globalisierte Industrie macht auch vor US-Fabriken nicht halt.
Washington/München – Donald Trump verkündete drastische Strafzölle auf Autos, die in die USA importiert werden – und zwar pauschal 25 Prozent.
Was als Schutzmaßnahme gegen asiatische und europäische Autobauer klingt, trifft in Wahrheit viel breiter: Nicht einmal E-Fahrzeuge, die in den USA montiert werden, sind offenbar vor diesen Aufschlägen sicher. Denn die Industrie ist längst globalisiert – und kaum ein Modell wirklich „Made in America“.
Strafzölle auf Autos aus den USA: Globale Teile, lokale Montage
Obwohl viele Elektroautos in US-Werken endmontiert werden, stammen wesentliche Komponenten aus dem Ausland. Laut InsideEVs basieren etwa die Hälfte aller in den USA verkauften Stromer auf Teilen, von denen maximal zehn Prozent aus den USA oder Kanada kommen. Die Folge: Auch heimische Fahrzeuge fallen unter die neuen Zölle – weil sie aus globalen Lieferketten bestehen.
Selbst amerikanische Ikonen wie Tesla kommen nicht ungeschoren davon: Das Model 3 hat zwar einen vergleichsweise hohen Anteil an US-Teilen (75 Prozent), doch bei anderen Modellen wie dem Cybertruck oder dem Model S liegt dieser Wert bereits deutlich darunter. E-Autos mit einem geringeren US-Anteil – darunter auch einige Modelle von Hyundai, Volkswagen oder BMW – wären in gleichem Maße betroffen.

Nicht mal die Hälfte der in den USA verkauften E-Autos werden dort montiert
Die geplanten Strafzölle sollen sich nicht nur auf den Ursprungsort der Endmontage konzentrieren. Auch Einzelteile und Baugruppen, die aus dem Ausland stammen, würden mit höheren Zollgebühren belegt. Das bedeutet: Sogar Autos, die in Georgia oder Michigan gefertigt werden, könnten wegen ihrer ausländischen Komponenten deutlich teurer werden.
Laut Daten der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) werden aktuell 67 batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) in den USA verkauft, von denen nur 28 tatsächlich in den Vereinigten Staaten montiert werden. Der Rest stammt aus Ländern wie Deutschland (zwölf Modelle), Südkorea (sieben) oder Mexiko (fünf).
Preisschock für Verbraucher droht nicht nur beim Kauf neuer Elektroautos
Die Auswirkungen der Strafzölle auch für die heimische Autoindustrie könnten weitreichend sein: Morgan Stanley schätzt, dass Neuwagenpreise in den USA um elf bis zwölf Prozent steigen könnten – selbst wenn das Fahrzeug inländisch produziert wurde. Die Anderson Economic Group prognostiziert sogar Preisaufschläge von teilweise über 20.000 Dollar, wenn es um SUV oder weitere Fahrzeuge hochpreisiger Luxusmarken geht.
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Doch sind von den finanziellen Folgen nicht nur Käufer neuer Autos betroffen. Selbst Haushalte, die keinen Neuwagen anschaffen, könnten mit mehreren Hundert US-Dollar pro Jahr belastet werden. Der Grund: Höhere Kosten für Transport, Versicherungen und Reparaturen könnten als Dominoeffekt auf die gesamte Wirtschaft durchschlagen.
Ein globaler Vergleich mit Japan – und eine interessante Randnotiz
Während die USA aktuell mit Strafzöllen auf Eskalation setzen, zeigt Japan, dass es auch anders geht: Dort gelten seit Jahrzehnten keinerlei Zölle auf den Import von Autos und dazugehörigen Teilen. Das stärkt den Wettbewerb – und hält die Preise stabil.
Das verhalf US-Autobauern übrigens dennoch nicht zum Gewinn größerer Marktanteile: Abgesehen von ein paar Jeep-Modellen spielen amerikanische Fabrikate im Land des Lächelns beim Absatz so gut wie keine Rolle. (PF)