Trump im Stress: Ex-Präsident wird in Gerichtsterminen begraben
In den kommenden Wochen wird Donald Trump viel Zeit vor Gericht verbringen. Das lässt kaum Zeit für Familie oder Wahlkampf übrig. Eine Analyse.
New York – Harte Zeiten stehen ihm bevor. Das wurde gleich am ersten Tag des Prozesses gegen Donald Trump in New York deutlich. Kaum hatten die Verhandlungen wegen des Vorwurfs der Vertuschung von Schweigegeldzahlungen begonnen, soll der Ex-Präsident auf der Anklagebank eingeschlafen sein. Das berichtete unter anderem Maggie Haberman im Auftrag der New York Times aus dem Gerichtssaal.
„Herr Trump schien einige Male einzunicken, sein Mund wurde schlaff und sein Kopf sank auf seine Brust“, beschrieb die Journalistin und Biografin des ehemaligen Präsidenten die Szenerie in New York. Erst als sein Anwalt ihm mehrfach Notizen anreichte, soll Trump aufgeschreckt und erwacht sein.

Trump schläft im Gerichtssaal ein – das Internet amüsiert sich
Das Internet benötigte nicht viel Zeit, um sich über die Szenerie in New York lustig zu machen. Auf Twitter (neuerdings X) trendeten Hashtags wie #SleepyDon und #SleepyDonald in Anspielung auf „Sleepy Joe“, den Spitznamen, den Donald Trump dem amtierenden US-Präsidenten Joe Biden vor Jahren gegeben hatte. Höhnisch fragten Gegner Trumps, ob der 77-Jährige nicht zu alt sei für höhere Ämter, wie zum Beispiel das im Weißen Haus in Washington DC.
Doch für Trump ist der Prozess in New York noch längst nicht vorbei. Bis zu acht Wochen sollen die Verhandlungen wegen der mutmaßlichen Vertuschung von Schweigegeldzahlungen gegen ihn in Anspruch nehmen. Vier Tage die Woche muss Trump dafür in New York anwesend sein. Persönlich. Ohne Ausnahme. Selbst die Highschool-Abschlussfeier seines jüngsten Sohnes Barron Trump in Florida ließ der zuständige Richter Juan Merchan nicht als Ausrede gelten. Laut der New York Times soll Trump diese Entscheidung mit Grinsen und Spott goutiert haben.
Richter droht Trump mit Beugehaft
Erneut stellte der Richter auch klar, dass Donald Trump sich in den kommenden Tagen zurückhalten wird müssen. Sollte er wie in der Vergangenheit Staatsanwalt Alvin Bragg beleidigen, kommende Zeugen wie seinen Ex-Anwalt Michael Cohen und Erotikdarstellerin Stormy Daniels beschimpfen oder den Prozess und seinen Ablauf stören, könnte er gänzlich von diesem ausgeschlossen werden. Sogar mit Beugehaft drohte Merchan dem Kandidaten der Republikaner für die US-Wahl 2024.
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Bei diesen Worten soll Trump laut Berichten des US-Senders MSNBC kleinlaut geworden sein. Offenbar wird dem Ex-Präsidenten langsam bewusst, welche Grenzen der Prozess in New York seinem Verhalten in den kommenden Wochen aufzwingen wird. Am 6. November wählen die Menschen in den USA ihren Präsidenten. Aktuelle Umfragen zur US-Wahl zeigen Joe Biden und Donald Trump nahe beieinander. Jetzt ist also die Zeit, durch das Land zu reisen und die Wählerschaft von sich zu überzeugen. Doch wer vier von sieben Tagen im Gerichtssaal verbringt, hat dafür kaum noch Zeit übrig.
Maulkorb schränkt Donald Trumps Wahlkampf ein
Nun ist es nicht das erste Mal, dass Donald Trump während seiner Wiederwahlkampagne vor Gericht steht. Das galt auch für die Verfahren gegen seinen Konzern, die „Trump Organization“, sowie für den Prozess wegen Verleumdung gegen die Autorin E. Jean Carroll. Beide Prozesse endeten mit hohen Geldstrafen für Trump. Politisch schadeten sie ihm aber nicht. Ganz im Gegenteil. Der Milliardärserbe nutzte die Aufmerksamkeit, um sich als Opfer einer linken Verschwörung und gleichzeitig als Märtyrer für den einfachen, hart arbeitenden Amerikaner darzustellen - erfolgreich, wie die Umfragen zeigten.
Doch diesmal könnte es anders laufen. Richter Merchan machte am Montag unmissverständlich klar, dass er keine Angriffe Trumps auf Zeugen oder Staatsbeamte zulassen würde. Der juristische Maulkorb, den der 77-Jährige verpasst bekam, dürfte seine Möglichkeiten einschränken, den Gerichtssaal wie zuletzt zur Wahlkampfarena umzuwandeln. Die zahlreichen Gerichtstermine wiederum werden verhindern, dass Trump durch das Land reist und auf seinen berühmten Kundgebungen seine MAGA-Basis um sich schart.
Verständlich also, dass diese Aussichten ermüdend auf Trump wirken. Eine Verschnaufpause bekommt der Ex-Präsident aber nicht. Bereits am Dienstag (16. April) wird der Prozess in New York fortgesetzt. (Daniel Dillmann)