Grünen-Abgeordneter lädt zum Ankiffen in Rosenheim: „Ist ja jetzt legal“
Kiffen in Deutschland ist jetzt legal. Der Rosenheimer Grünen-Abgeordnete Karl Bär hat aus diesem Anlass zum „Ankiffen“ eingeladen – auch für ihn eine neue Erfahrung.
Rosenheim/München – Darf der das? In Rosenheim gibt es Ärger um einen Bundestagsabgeordneten, der zum öffentlichen „Ankiffen“, eine Art Pendant zum Anzapfen, einlädt. Karl Bär (39, Grüne) plant für Dienstagabend eine Infoveranstaltung und danach gemeinsamen Cannabis-Konsum in einem Rosenheimer Park. Die Polizei sagt auf Nachfrage, man werde überwachen, dass „speziell in diesem Fall die Normen der neuen Gesetzgebung zum Konsum von Cannabis eingehalten werden“. Die Rosenheimer CSU-Abgeordnete Daniela Ludwig, frühere Drogenbeauftragte des Bundes, kritisiert Bärs Veranstaltung und das gesamte Legalisierungs-Gesetz scharf: „Ankiffen bei null Jugendschutz und maximalem Kontrollaufwand – was soll da eigentlich gefeiert werden“, sagt sie. Ludwig hat dem Kollegen einen zweiseitigen Protestbrief geschickt, der Argumente von Kritikern und Praktikern zusammenfasst. Wir haben mit dem Oberbayern Bär über seine umstrittene Ankiff-Veranstaltung gesprochen.

Grünen-Abgeordneter Karl Bär im Interview
Sie laden heute zum „Ankiffen“. Wie kam’s dazu?
Ich plane eine kleine Veranstaltung in Rosenheim, wo ich kurz über das neue Gesetz rede, über Möglichkeiten und Grenzen. Wer will, kann danach mit in den Park kommen und einen Joint rauchen. Ist ja jetzt legal.
Wie viel haben Sie zum Eigenbedarf dabei?
Ich habe noch nie gekifft und finde es auch selbst nicht so interessant. Aber wichtig ist mir, dass wir öffentlich über das Cannabis-Gesetz reden und man das Thema nicht in irgendeiner Schmuddelecke lässt.
Die Gesetzeslage ist ja etwas komplex. Man darf kiffen, aber nichts davon abgeben. Sie dürfen also keine Runde ausgeben als Veranstalter.
Genau. Momentan ist es die einzige legale Möglichkeit, selbst angebautes Cannabis zu rauchen.
Das neue Gesetz ist lang, schwer zu überblicken. Kritiker sagen: nicht ausgereift. Warum musste es so eilig gehen im Gesetzesverfahren?
Im Großen und Ganzen halte ich das für sinnvoll. Wir haben das Gesetz relativ lang im Bundestag verhandelt. Es ist dadurch komplexer geworden. Einiges davon finde ich sehr gut: Dass die Legalisierung nicht kommerziell genutzt werden kann, zum Beispiel, dass keine großen Anbieter aus den USA oder Kanada den Markt fluten, sondern dass der Anbau in Vereinen geregelt wird. Genauso wichtig ist der Jugendschutz. Es ist jetzt geregelt, dass nicht mit Minderjährigen gekifft werden darf und nicht im Umkreis von Schulen und Sportstätten.
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Das steht im Cannabis-Gesetz
Seit April ist der Konsum für Erwachsene erlaubt. Erwachsene ab 18 Jahren dürfen künftig bis zu 25 Gramm Cannabis zum eigenen Verbrauch bei sich haben und zu Hause bis zu 50 Gramm aufbewahren. Im Eigenanbau werden drei Pflanzen erlaubt. Von Juli an sollen Cannabis-Clubs zum Anbau und begrenzten Erwerb der Droge erlaubt werden. Der öffentliche Konsum ist beschränkt erlaubt. In Sichtweite von Kindergärten, Schulen sowie Sportstätten ist er verboten; in Fußgängerzonen bis 20 Uhr auch; für Minderjährige ebenso. Die Geldbußen in Bayern (das ist Sache der Länder) für Verstöße sind hoch. 1000 Euro kostet es etwa, in Gegenwart von Kindern zu kiffen.
Da werden Sie sauber aufpassen müssen im Park …
Ich kiff ja nicht selbst. Aber ja, wir werden gut aufpassen.
Andernfalls drohen 1000 Euro Strafe laut bayerischem Bußgeldkatalog. Finden Sie diese Summe zu hoch, die Bußen zu hart?
Der Freistaat hat den Bußgeldkatalog natürlich mit Absicht so hart gestaltet. Das geht nicht um die Sache, sondern ist ein Stück Kulturkampf.
Sie haben die CSU-Kollegin Daniela Ludwig, Gegnerin dieser Legalisierung, zum „Ankiffen“ eingeladen. Sie kommt wohl eher nicht?
Sie hat aus Termingründen abgesagt. Keine Sorge: Wir werden nicht rauchend an ihrem Büro vorbeigehen.
Interview: Christian Deutschländer