Stadt Kempten wappnet sich für Starkregen-Ereignisse

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Julia Reichart vom Amt für Tiefbau und Verkehr erläutert das Konzept der Tiefbeet-Rigolen im Baugebiet „Halde Nord“. Gewässernachbarschaftsberater für Lindau, das Oberallgäu und die Stadt Kempten Norbert Röck organisierte die Tagung. © Anatol Kraus

Hitzeperioden und sinntflutartige Regenfälle: In Städten mit versiegelten Flächen ist das folgenreich. Kempten rüstet sich nach Prinzip Schwammstadt.

Kempten – Auf dem jüngsten Gewässer-Nachbarschaftstag trafen sich in Kempten Vertreter der Landkreise Lindau und Oberallgäu sowie der Stadt Kempten, um sich zu den Themen Klimawandel, Gewässerunterhaltung und Naturschutz auszutauschen. Dabei wurden auch die Starkregenstrategien der Illerstadt vorgestellt. Eine Exkursion ins Baugebiet „Halde Nord“ und zum Felbener Bach bildete den krönenden Abschluss der Veranstaltung.

Bedingt durch den Klimawandel sieht sich auch Kempten mit immer mehr Unwettersituationen konfrontiert. Die für eine Bebauung vorgesehenen Flächen würden daher auch hinsichtlich der Starkregengefahr beurteilt, erklärte Florian Eggert, Leiter des Stadtplanungsamtes. Anhand einer Starkregengefahrenkarte (abrufbar unter www.kempten.de/starkregenkarte-22273.html) zeigte er auf, wo es beeinträchtigte Bereiche im Stadtgebiet gibt.

Starkregengefahr: Freistaat fördert Gefahrenanalyse

So würde etwa die Illervorstadt an der Füssener Straße vom Bachtelbach überflutet und vom Adelharzer Bach der Bereich Im Moos an der Oberstdorfer Straße. Ein besonders gefährdeter Bereich sei auch der Bahnhofsvorplatz. „In der Stadtplanung ist dies alles ein Riesenthema, dass man angehen und bewältigen möchte“, bekräftigte Eggert. Mit der vom Freistaat geförderten Gefahrenanalyse wolle man aber nicht nur die kommunalen Entscheidungsträger informieren, sondern auch private Grundstückseigentümer sensibilisieren, damit bei anstehenden Baumaßnahmen Eigenschutz betrieben werden könne.

Begrünte Pufferspeicher sammeln Wasser in Kemptens Halde Nord

Die Starkregenstrategien der Stadt Kempten erläuterte Eggert an mehreren Anwendungsbeispielen. So werde etwa im Baugebiet „Halde Nord“ das Regenwasser auf den Straßen in 56 kleinen begrünten Pufferspeichern, sogenannten Tiefbeet-Rigolen, gesammelt und verzögert wieder abgeleitet. Auf dem ehemaligen Saurer-Allma-Gelände erfolgt die Regenwasserspeicherung mittels bepflanzter Tiefmulden, begrünter Dächer und Baumrigolen.

Alle diese Maßnahmen sind Teil des Konzepts Schwammstadt und sollen den immer häufigeren Extremwetterlagen Rechnung tragen. Denn mit Starkregen­ereignissen gehen oft auch lange Trockenperioden einher. Die Vorteile: Bei Starkregen werden die Anwohnergrundstücke nicht in Mitleidenschaft gezogen, da die Maßnahmen die Ableitungssysteme entlasten, in Trockenperioden versorgt sich das Siedlungsgebiet durch das gespeicherte Wasser selbst. Zudem sorgen Bäume und Grünflächen für ein angenehmes Quartiersklima.

Zwischenlösung bis Herbst 2025

Auf der anschließenden Exkursion erläuterte Julia Reichart vom Amt für Tiefbau und Verkehr im Baugebiet „Halde Nord“ die Funktionsweise der Tiefbeet-Rigolen. Aufgrund der zu erwartenden regen Bautätigkeit habe man sich für eine Zwischenlösung mit Schotterfüllung entschieden, da die Bepflanzungen sonst verschmutzt würden. Mit der Resterschließung im Herbst 2025 werde dann der Schotter entfernt und ein Pflanzsubstrat mit mineralischer Mulchschicht eingebracht. Durch den wechselfeuchten Standort, die Staunässe, periodische Trockenheit und das Streusalz sei man bei der Auswahl der Pflanzen allerdings sehr eingeschränkt gewesen.

Punkte auf dem Ökokonto

Am Felbener Bach stellte Su­sanne Dangel vom Amt für Tiefbau und Verkehr den 375 Meter langen, 2023 renaturierten Teilabschnitt vor. Durch Sträucher, Aufforstung eines Mischwaldes aus Eichen, Birken und Ulmen, artenreiche Säume und Feuchtwiesen sei es gelungen, 90.000 Punkte für das städtische Ökokonto zu generieren. Mit diesen könnten dann künftige städtische Baumaßnahmen ökologisch ausgeglichen werden.

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