Wagenknecht teilt gegen Habeck aus: „Da stellt man keinen Kanzlerkandidaten auf“
Robert Habeck will nach dem Ampel-Aus für die Grünen als Kanzlerkandidat in die Neuwahlen ziehen. Nicht nur bei Sahra Wagenknecht sorgt das für Kritik.
Berlin – Am Donnerstag hat Vizekanzler Robert Habeck mit einem Video für Spekulationen gesorgt. „Kanzler-Era“ stand mit einem Wink auf den Pop-Star Taylor Swift auf dem Armband, das Habeck in einem auf der Plattform X veröffentlichten Video getragen hat. Am Freitag machte der Grünen-Politiker dann offiziell, was ohnehin als nahezu sicher galt: Habeck geht für die Grünen als Kanzlerkandidat ins Rennen bei der kommenden Bundestagswahl. Mit Blick auf das Ampel-Aus und die bevorstehenden vorgezogenen Neuwahlen waren bereits Spekulationen entbrannt, wann Habeck seine Kandidatur verkündet würde.
Habeck kündigt Kanzlerkandidatur für Neuwahlen an – Wagenknecht kritisiert Grüne
Von Vertretern der Opposition, wie BSW-Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht, erntete Habeck für seine Ankündigung Kritik. „Aktuell stehen wir in Umfragen zwischen sechs und neun Prozent. Da stellt man normalerweise keinen Kanzlerkandidaten auf“, sagte Wagenknecht gegenüber der Rheinischen Post am Samstag. „Auch nicht mit zehn Prozent wie die Grünen, die trotzdem den gescheiterten Ampel-Wirtschaftsminister Habeck als Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken“, kritisierte sie Habecks Kandidatur.
Habeck wird Kanzlerkandidat der Grünen: Söder kritisiert „Verhöhnung der Wählerinnen und Wähler“
Auch CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, Habecks Ankündigung für einen erneuten Angriff gegen die Grünen zu nutzen. Gegenüber der Bild-Zeitung nannte Söder die Kanzlerkandidatur des Grünen-Politikers eine „Verhöhnung der Wählerinnen und Wähler“ und machte Habeck für „das ökonomische Desaster und Abrutschen der Industrie“ verantwortlich.
Bereits am Donnerstag, einen Abend nach dem Ampel-Bruch, hatte Söder der Grünen-Wirtschaftsminister scharf kritisiert und in der ARD-Sendung Maischberger erklärt, dass ein Schwarz-Grüne Regierung überhaupt nur dann möglich sei, „wenn zum Beispiel Robert Habeck seinen sofortigen Rücktritt erklären würde, gar nicht mehr mitmachen würde“.
Neuwahlen nach Ampel-Aus: Habeck spricht von „denkbar schlechten Bedingungen“ für die Grünen
Habeck hingegen verteidigt seinen Schritt. Ob aus seiner Ankündigung eine „ernsthafte Kandidatur auch für das Kanzleramt wird“, müssten die Menschen bei der Wahl entscheiden, erklärte der Wirtschaftsminister am Freitag in den ARD-Tagesthemen. Auch Habeck sprach von „denkbar schlechten Bedingungen“ für die Grünen vor der Wahl und erklärte weiter, es gebe „einen großen Vertrauensverlust, auch in meine Person.“ Das verlorene Vertrauen wolle sich der Grünen-Politiker nun wieder erarbeiten.
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Umfragen zu Neuwahlen: Ampel-Parteien haben an Zustimmung eingebüßt
Wie auch SPD und FDP haben die Grünen in den vergangenen Jahren in der Regierung an Zustimmung einbüßen müssen. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest Dimap liegen die Grünen derzeit bei 12 Prozent. Die FDP kommt auf fünf Prozent und müsste damit um den Einzug in den Bundestag bangen, während die SPD bei 16 Prozent liegt. Die Umfrage wird nach wie vor von der Union mit 34 Prozent angeführt – gefolgt von der AfD mit 18 Prozent.
Wagenknechts BSW liegt demnach bei sechs Prozent. Über die Kanzlerkandidatur des Grünen-Politikers sagte Wagenknecht am Samstag: „Wenn es üblich wird, dass jeder Spitzenkandidat einer Partei sich ‚Kanzlerkandidat‘ nennt, werden wir da vielleicht auch nachziehen müssen.“ (pav mit AFP)