Von der Zuschauerin zur Siegerin: Hebamme rockt den Speaker Slam
Eigentlich wollte Birgit Amey beim Internationalen Speaker Slam im hessischen Niedernhausen nur im Publikum sitzen. Doch es kam anders. Ganz anders.
Germering – Sich anschauen, wie die Teilnehmer des Rednerwettstreits auftraten, und vielleicht ein paar Anregungen mitnehmen für die eigene Kommunikation. Doch dann stand sie plötzlich selbst auf der Bühne – und gewann sogar einen Preis.
Amey ist seit über 20 Jahren als Hebamme und Heilpraktikerin in Germering tätig. Schwangeren und jungen Familien Zuversicht zu vermitteln und sie bei Veränderungen zu unterstützen, ist Teil ihrer täglichen Arbeit. Ihr Wort hat Gewicht. Aber vor Hunderten Zuschauern auftreten und sie mitreißen mit dem, was man zu sagen hat? Das hatte die 56-Jährige noch nie gemacht. Der Anstoß durch einen guten Freund veranlasste sie dazu, sich kurz vor knapp noch zur Teilnahme am Speaker Slam anzumelden.
In der Maske
So fand sie sich in der Maske wieder, wurde geschminkt und verkabelt. „Das war schon alles sehr aufregend“, erzählt die Germeringerin. Sie war eine von über 200 Teilnehmern aus 27 Nationen, darunter Keynotespeaker, Unternehmer, Dienstleister und Vertreter aus dem medizinischen Bereich. Die gesamte Veranstaltung wurde live im Internet gestreamt. Trotz großer Anspannung behielt Birgit Amey die Nerven. „Als ich vor dem Publikum stand, fand ich es einfach nur cool.“
Spontan
Vier Minuten hatte sie Zeit für ihren Vortrag, der in freier Rede gehalten werden musste. Einen vorbereiteten Text hatte sie sowieso nicht – dazu war ihr Auftritt zu spontan zustande gekommen. Und so erzählte sie eine kleine Begebenheit aus ihrem Leben. Sprach von ihrem Handy, das sie mit seinem häufigen Klingeln ständig bei der Arbeit unterbrach. Und davon, wie sehr sie das früher genervt hatte.
Eines Tages hetzte sie in die Praxis, in der sie damals arbeitete, das Handy noch am Ohr, weil gerade wieder ein Anruf gekommen war. „Auf dem Tresen an der Rezeption stand ein Kalender, darauf der Spruch: ‚Ich segne mein Handy, denn es ermöglicht mir tolle Kommunikation mit meinen Mitmenschen.‘“ Am liebsten hätte Amey in diesem Moment den Kalender in die Ecke geworfen und ihr Handy gleich mit.
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Doch der Kalenderspruch brachte sie zum Umdenken. Das Handy war nicht länger der ständige Störer, sondern ein Hilfsmittel, das sie dabei unterstützte, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Fortan fühlte sie sich nicht mehr gestresst, wenn es klingelte.
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Große Wirkung
Kleine Veränderungen des Blickwinkels können eine große Wirkung haben, so Amey. „Man muss nicht ständig positiv denken. Aber man sollte Herausforderungen wenigstens die Chance geben, sich zu etwas Gutem zu entwickeln.“ Mit dieser Botschaft begeisterte die Germeringerin Publikum und Jury beim Speaker Slam. Sie bekam stehende Ovationen und eine Trophäe, den „Excellence Award“.
Ob Birgit Amey künftig öfter als Referentin auftreten wird, weiß sie noch nicht. Vorläufig freut sich die Mutter eines erwachsenen Sohnes über den Schub an Bekanntheit, den ihr die Teilnahme am Speaker Slam eingebracht hat. Denn um als Hebamme über die Runden zu kommen, müsse man schon „mächtig ackern“. Da kann das Handy gar nicht oft genug klingeln.
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