Keine Gratulationen zum 90. Geburtstag: Senior seit Wochen von Außenwelt abgeschnitten

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Festnetz als Verbindung zur Welt: So geht es einem Gröbenzeller, nur gerade ist die Leitung tot. SYMBO Als ich ihn zuletzt zwei Tage lang nicht erreicht habe, bin ich hingefahren, um nachzuschauen. Tochter Lydia Lallinger © IMAGO

Ein 90-Jähriger ist seit Wochen ohne Telefon und von der Außenwelt abgeschnitten. Die verzweifelte Tochter appelliert an die Verantwortlichen.

Gröbenzell – Am Sonntag ist Lydia Lallingers Vater 90 Jahre alt geworden. Er hätte an diesem Tag vermutlich viele Anrufe von Gratulanten bekommen – wenn sein Telefon funktionieren würde. Das tut es aber schon seit Wochen nicht mehr. Ohne seine Tochter wäre der Gröbenzeller völlig abgeschnitten.

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„Die gewählte Rufnummer ist zur Zeit nicht erreichbar“ – als Lydia Lallinger unter der Nummer ihres Vaters diese automatische Ansage hörte, dachte sie zunächst, der alte Herr hätte den Hörer nicht richtig aufgelegt. Oder versehentlich das Kabel aus der Wand gezogen.

Erst als Bekannte aus der Nachbarschaft bei ihm vorbeischauten, stellte sich heraus, dass die Leitung tot war. „Seit etwa dem 13. Dezember ist mein Vater ohne Festnetz. Er kann niemanden anrufen und nicht angerufen werden“, sagt die Tochter empört. „Dabei kann es für ihn lebensnotwendig sein, das Telefon zu benutzen.“

Gröbenzeller (90) ohne Telefon von Außenwelt abgeschnitten

Der Senior lebt allein im Norden von Gröbenzell. Lydia Lallinger wohnt in Gilching. „Ich kann nicht zu jeder Zeit bei ihm vor Ort sein. Telefonische Erreichbarkeit ist somit enorm wichtig.“ Nachfragen bei der Telekom ergaben lediglich, dass eine Störung vorliege und an der Beseitigung gearbeitet werde. Wie lange es noch dauert, bis das Telefon ihres Vaters wieder funktioniert, konnte niemand sagen.

Abgesehen von der langen Zeit, die das Ganze nun schon andauert, ärgert sie die unzureichende Information vonseiten des Unternehmens. „Ist eine simple Mitteilung an die Kunden zu viel verlangt?“ Die Deutsche Telekom AG teilt auf Tagblatt-Anfrage mit, dass eine Beschädigung an einem Kabel vorliegt. Vermutlich sei Wasser eingedrungen. Noch sind die Techniker damit beschäftigt, die Fehlerstelle zu lokalisieren. „Wir können nicht auf Verdacht alle Straßen, Plätze und Gehwege aufreißen“, so ein Unternehmenssprecher. „Sobald die Schadensstelle gefunden ist, wird sie mit Tiefbau freigegraben und das beschädigte Kabelstück ausgewechselt.“

Telefonleitung defekt: Gröbenzeller Senior hatte noch nie ein Smartphone

Zur Überbrückung biete die Telekom ihren Kunden Ersatzleistungen an. „Das können beispielsweise eine kostenfreie Anrufweiterleitung aufs Handy oder auf den Anschluss eines Angehörigen sein, ebenso kostenloses Datenvolumen oder ein Internetschnellstart-Paket mit Router und SIM-Karte zum LTE-Netz sowie ein Datengutschein“, erklärt der Unternehmenssprecher. „Und für alle Telekom-Kunden, die kein eigenes Handy besitzen, bieten wir in diesen Fällen Notfall- beziehungsweise Seniorenhandys an.“

Mit all diesen Angeboten ist dem Gröbenzeller jedoch nicht geholfen. Auch wenn er körperlich und geistig durchaus noch fit ist – in die Welt der digitalen Medien will er in seinem hohen Alter nicht mehr einsteigen.

Lydia Lallinger hat ihrem Vater nun zwar ein Seniorenhandy gekauft, doch der 90-Jährige tut sich schwer mit dem Gerät. Er hatte zuvor noch nie ein Smartphone in der Hand. Das Klingeln hört er meist nicht oder verwechselt es mit Musik aus dem Radio. „Als ich ihn zuletzt zwei Tage lang nicht erreicht habe, bin ich hingefahren, um nachzuschauen, ob es ihm gut geht.“

Bis sie ihren Vater wieder übers Festnetz anrufen kann, wird wohl noch einige Zeit vergehen. „Leider werden derzeit infolge der aktuellen Wetterlage (Hochwasser, Dauerregen, Frost) die Reparaturarbeiten an unseren Kabeln erheblich erschwert. Aus diesem Grund kann die Entstörung mehr Zeit als üblich in Anspruch nehmen“, erklärt der Telekom-Sprecher. Ein voraussichtliches Störungsende könne man aktuell noch nicht nennen.

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