"Sie spielen Spielchen mit uns": Merz kritisiert US-Verhandler in geheimer Telefonschalte scharf

Ein Bericht des Nachrichtenmagazins "Spiegel" offenbart brisante Details aus einer Telefonschalte europäischer Staats- und Regierungschefs. Dabei äußerten sich mehrere Teilnehmer kritisch über die Rolle der US-Unterhändler in den Verhandlungen zur Ukraine. 

Die Mitschrift des Gesprächs, die dem "Spiegel" vorliegt, zeigt, wie skeptisch die europäischen Entscheider den von US-Präsident Donald Trump vorgelegten 28-Punkte-Plan und die Verhandlungsführung der USA bewerten. An der Schalte nahm auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj teil. 

Scharfe Kritik an US-Unterhändlern

Besonders Bundeskanzler Friedrich Merz äußerte sich laut der Mitschrift deutlich: Selenskyj müsse „in den nächsten Tagen extrem vorsichtig sein“. Merz kritisierte die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner scharf: „Sie spielen Spielchen, sowohl mit euch als auch mit uns.“ Witkoff geriet zusätzlich in die Kritik, da er den russischen Verhandlern Tipps für ein Gespräch zwischen Wladimir Putin und Donald Trump gegeben haben soll.

Auch der finnische Präsident Alexander Stubb warnte eindringlich: „Wir dürfen die Ukraine und Wolodymyr nicht mit diesen Jungs alleinlassen.“ Diese Einschätzung wurde von Nato-Generalsekretär Mark Rutte geteilt, der als Trump-freundlich gilt: „Ich bin mit Alexander einer Meinung, wir müssen Wolodymyr beschützen.“

Macron warnte vor US-Verrat an der Ukraine

Der französische Präsident Emmanuel Macron äußerte eine weitere Sorge: „Es besteht die Möglichkeit, dass die USA die Ukraine beim Thema Territorium verraten, ohne Klarheit über Sicherheitsgarantien.“ Laut Macron sei dies eine erhebliche Gefahr für Selenskyj und die Ukraine.

Ein zentrales Problem für die europäischen Staatschefs bleibt jedoch, dass sie bislang nicht direkt in die Verhandlungen eingebunden sind. In der Schalte wurde laut Bericht versucht, US-Präsident Trump dazu zu bewegen, Unterhändler Steve Witkoff nach Brüssel einzuladen. „Im Moment sind wir draußen“, soll Finnlands Präsident Stubb gesagt haben. „Aber wir müssen rein.“ Witkoff reiste jedoch nicht nach Brüssel.

Unklare Herkunft des Telefonprotokolls

Die Veröffentlichung des Telefonprotokolls wirft Fragen auf. Es ist unklar, wer das Dokument weitergegeben hat und aus welchem Grund. Neben den zitierten Staatschefs nahmen auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratspräsident António Costa sowie mehrere weitere Regierungschefs an der Schalte teil. 

Obwohl mehrere Teilnehmer gegenüber dem "Spiegel" bestätigten, dass das Gespräch am Montag stattfand, wollte niemand den Inhalt offiziell bestätigen. Der Elysee-Palast dementierte die Macron zugeschriebenen Zitate ausdrücklich.