Der britische Journalist, Historiker und Schriftsteller Owen Matthews hat in einem Kommentar für den „Telegraph“ die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg analysiert. Seiner Einschätzung nach hat Kremlchef Wladimir Putin die Kontrolle über die Friedensverhandlungen, da Russland militärisch auf dem Vormarsch ist.
Laut Matthews würden europäische Proteste gegen diese Realität nichts an der Situation ändern. Er schreibt: „Die europäischen Staats- und Regierungschefs können so viele alternative Friedenspläne entwerfen, wie sie wollen, aber die einzige Stimme, die wirklich zählt, ist Putins.“
Russland rückt vor – Ukraine unter Druck
Owen Matthews beschreibt, wie russische Truppen weiterhin Geländegewinne erzielen und ukrainische Infrastruktur durch Raketenangriffe zerstört wird. Die angebliche Einnahme strategisch wichtiger Städte wie Pokrowsk im Donbass sowie die Besetzung von über 500 Quadratkilometern ukrainischen Territoriums im November seien Belege für Russlands Fortschritte, so der „Telegraph“-Autor.
Gleichzeitig stehe die Ukraine vor enormen Herausforderungen: Ein Budgetdefizit von 50 Milliarden Euro, Korruptionsvorwürfe gegen enge Vertraute von Präsident Wolodymyr Selenskyj und eine schwindende Unterstützung aus Europa würden die Lage zusätzlich verschärfen.
Europas Dilemma: Man hat keine Alternativen
Europa lehne Putins Friedensplan ab, habe jedoch keine realistische Alternative, so Owen Matthews. Trotz massiver westlicher Unterstützung sei es der Ukraine nicht gelungen, Russland militärisch zu besiegen. Matthews kritisiert zudem die europäische Energiepolitik: Seit Beginn des Krieges habe Europa über 220 Milliarden Euro für russisches Öl und Gas gezahlt, während gleichzeitig Sanktionen gegen Moskau verhängt wurden. Für viele Ukrainer sei diese Haltung „heuchlerisch“, schreibt er.
Hohe Verluste auf russischer Seite
Matthews sieht Putins Krieg als eine „katastrophale Fehlentscheidung“. Der Kreml habe zwar Teile der Ukraine erobert, doch dies sei mit enormen Kosten verbunden: Über eine Million russische Soldaten seien gefallen, und die Wirtschaft des Landes leide stark unter den Belastungen des Krieges. Dennoch sei Russland als größere und reichere Nation in einer besseren Position als die Ukraine, deren Verluste so hoch seien, dass genaue Zahlen geheim gehalten würden.
Ein Pyrrhussieg für Putin?
Putin habe den Krieg begonnen, um die ukrainische Unabhängigkeit zu zerstören und das Land zurück in den russischen Einflussbereich zu zwingen. Doch statt eines schnellen Sieges habe er eine diplomatische Isolation und wirtschaftliche Abhängigkeit von China erreicht. „Putins Invasion der Ukraine war der ultimative Pyrrhussieg – einer, der die Ukraine blutig, aber ungebrochen zurücklässt“, resümert der „Telegraph“-Autor.