Die Frontlinie in der Ukraine ist im Jahr 2025 schwieriger zu bestimmen als je zuvor. Laut dem „Kyiv Independent“ hat sich die Kartierung des Krieges zu einem wichtigen Teil des Informationskriegs entwickelt. Während früher die „Nebel des Krieges“ die Lage verschleierten, liefern heute digitale Karten nahezu in Echtzeit Einblicke in die Bewegungen der Truppen.
Projekte wie „DeepState Map“ oder „Liveuamap“ sind dabei führend. Sie nutzen Drohnenaufnahmen, Satellitenbilder und Geolokalisierungen, um die Kontrolle über Gebiete zu dokumentieren.
Drohnen und neue Taktiken
Russlands neue Taktik, kleine Infanteriegruppen einzusetzen, hat die Frontlinien stark verändert. Statt großflächiger Angriffe mit Panzern infiltrieren russische Soldaten in kleinen Teams ukrainische Gebiete. Diese Gruppen greifen gezielt Drohnenteams an und schaffen Chaos hinter den Linien. Das Ergebnis: Die Grenze, an der die Front verläuft, ist oft nicht mehr klar erkennbar. Laut Roman Pohorili, Mitgründer von „DeepState Map“, gibt es inzwischen große Grauzonen, in denen beide Seiten Stellungen halten.
Die Rolle von „DeepState Map“
„DeepState Map“, gegründet am ersten Tag des Krieges, ist heute eine der bekanntesten Quellen für Frontlinienentwicklungen. Das Projekt liefert regelmäßig Updates auf Telegram. Diese Updates kommen oft mit einer Verzögerung von zwei bis drei Tagen, um die Sicherheit der Truppen nicht zu gefährden. Die Seite verzeichnet laut der „NZZ“ bereits Zugriffe in Milliardenhöhe.
Karten als Machtinstrument
Wie wichtig das Projekt für den Informationskrieg ist, wird immer wieder aufs Neue deutlich: Russland nutzt beispielsweise Videos von Soldaten, die ihre Flagge in ukrainischen Gebieten hissen, um Erfolge zu demonstrieren. Doch oft handelt es sich dabei um kurze Vorstöße, die schnell zurückgeschlagen werden. Laut dem „Kyiv Independent“ überprüft „DeepState Map“ solche Ereignisse genau, bevor sie auf der Karte verzeichnet werden.
Auch Kiew in der Kritik
Auch die ukrainische Militärführung steht wegen ihrer Informationspolitik in der Kritik. Im August 2025 zeigte „DeepState Map“ einen russischen Durchbruch bei Dobropillja, während das Militär die Lage zunächst herunterspielte. Erst nach massiver Kritik und der Verlegung von Eliteeinheiten wurde das Ausmaß des Problems öffentlich anerkannt. Pohorili meint laut dem „Kyiv Independent“, ohne die Karte hätte die Reaktion der Führung deutlich später erfolgen können.