Herausforderungen im Paradies: Rentnerpaar verkauft alles und flieht auf "Europäische Malediven"

Sandra und Jeff Mayernik, ein Seniorenpaar aus Oregon, USA, entschieden sich im November 2023 für einen drastischen Schritt: Sie verkauften ihr Haus, Autos und eine Kunstsammlung, um ins Ausland zu ziehen. Das litauische News-Portal "Lrytas" berichtet über das Paar.

Der Grund für diese Entscheidung waren die steigenden Lebenshaltungskosten in den Vereinigten Staaten, die das Paar zunehmend belasteten. Nach Aufenthalten in mehreren Ländern wie Portugal, Spanien und Mexiko ließen sie sich schließlich in Albanien nieder. 

Die "Europäischen Malediven" bieten den Rentnern paradiesische Verhältnisse

Eine neue Heimat fanden die Rentner in Saranda, einer Küstenstadt an der Straße von Korfu. Diese Region wird aufgrund ihrer weißen Sandstrände und des klaren Wassers oft als die "Europäischen Malediven" bezeichnet. Dort genießen sie einen Ruhestand, der dem Begriff wirklich entspricht.

Das Leben in Saranda bietet den Mayerniks zahlreiche Vorteile. Die Lebenshaltungskosten sind deutlich niedriger als in den USA. Dies bestätigt auch einen Fall aus Großbritannien. Zwei Freundinnen zogen dort einen Kurztrip nach Albanien dem Theaterabend in London vor – die Reise war billiger. Außerdem sei der Alltag in der Küstenstadt viel entspannter. "Der Stress ist wie weggeblasen", schildert Sandra dem "Business Insider".  

Hafen von Saranda
Yachten in der Bucht von Saranda an der albanischen Riviera. Getty, Thomas Faull

Herausforderungen für den Ruhestand: Sprache, Einsamkeit und Bürokratie

Besonders positiv bewertet das Rentnerpaar die günstigeren Kosten für Wohnen und medizinische Versorgung sowie die gesündere Ernährung im Vergleich zu ihrem früheren Lebensstil. Trotz der idyllischen Umgebung und der finanziellen Erleichterung bringt das Leben in Albanien auch Schwierigkeiten mit sich. 

Jeff erklärte gegenüber "Business Insider", dass die Anpassung an die neue Währung und Sprache eine Herausforderung darstellt. Manchmal würden sich die Senioren so weit von ihrer Familie entfernt einsam fühlen. Und für EU-Bürger kommt eine weitere Hürde hinzu: Albanien gehört nicht zur Europäischen Union, was das Auswandern erschwert. Selbst für Korfu-Touristen kann das zum teuren Problem werden.

Albanien überzeugt mit beeindruckender Natur zwischen Traumstränden und wilden Schluchten.
Albanien überzeugt mit beeindruckender Natur zwischen Traumstränden und wilden Schluchten (Fotomontage). Getty Images

Albanien: Das steckt hinter dem Hype

Das Land an der südöstlichen Grenze der EU gilt schon seit Jahren als Tourismusmagnet und freut sich über steigende Besucherzahlen. Der Generationenpsychologe Thomas Druyen erklärt den Boom mit sozialen und politischen Veränderungen im Land:

  • Politischer Wandel und EU-Annäherung: Albanien hat sich vom abgeschotteten System zu einer Demokratie mit wachsendem Reformwillen entwickelt. Das Land positioniert sich als ernstzunehmender Kandidat für die Europäische Union und orientiert sich an europäischen Standards.
  • Rechtsstaat und Institutionen: Antikorruptionsmaßnahmen, Justizreformen und der Ausbau rechtsstaatlicher Prinzipien stärken Stabilität und Vertrauen. Der Kurs ist nicht frei von Reibungen, wird jedoch konsequent fortgesetzt.
  • Wirtschaftsdynamik und Tourismus-Boom: Investitionen in Infrastruktur, erneuerbare Energien und vor allem der Tourismus treiben das Wachstum. Als offizielles Gastland der ITB und mit 11,7 Millionen internationalen Gästen verzeichnete Albanien seine bislang erfolgreichste Saison.
  • Diversifizierung der Angebote: Neben Strand- und Kulturtourismus gewinnen Öko‑, Abenteuer‑, Gesundheits‑ und medizinischer Tourismus an Bedeutung. Gastronomie, Weingüter und Farm‑to‑Table-Konzepte erweitern das Profil und sprechen neue Zielgruppen an.
  • Auswirkungen und Herausforderungen: Bis 2035 könnte der Tourismussektor bis zu 30 Prozent des BIP stellen und über eine halbe Million Jobs sichern, besonders für junge Menschen und ländliche Regionen. Nötig sind jedoch Umwelt- und Qualitätsstandards, ganzjährige Angebote sowie vorausschauende Infrastrukturplanung, um Überlastungen zu vermeiden.