Wenn Krebszellen von ihrem ursprünglichen Entstehungsort im Körper abwandern und sich in anderen Körperteilen festsetzen, sprechen Mediziner von sogenannten Metastasen. An diesen Stellen können sich neue Tumoren bilden.
Ein Organ ist davon besonders häufig betroffen: "Nachdem sich Krebszellen vom Primärtumor gelöst haben und in den Blutkreislauf gelangen, siedeln sie sich bevorzugt in der Leber an und nutzen deren einzigartige, günstige Mikroumgebung für metastatisches Wachstum", erklärt Krebsforscher Mirco Julian Friedrich vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ).
Lebermetastasen seien "einer der Hauptursachen für krebsbedingte Sterblichkeit". Friedrich und seine Kollegen arbeiten daher an einer Möglichkeit, Leberzellen umzuprogrammieren und damit die Mikroumgebung der Leber undurchlässig für Krebszellen zu machen. So soll die Leber eine Art "Schutzschild" gegen Metastasen bekommen.
Dieser neuartige, auf mRNA basierende Ansatz soll Lebermetastasen verhindern und könnte Krebspatienten eines Tages eine Chemotherapie mit all ihren Nebenwirkungen ersparen. Für seine Arbeit wurde der Arzt und Krebsforscher im November 2025 mit einem Forschungspreis ausgezeichnet.
Krebsforschung: T-Zellen besser vor Angriffen schützen
Zeitgleich erhielt Friedrich für seine Forschung an T-Zellen ebenfalls eine Auszeichnung. T-Zellen sind weiße Blutkörperchen, die das Immunsystem steuern. Sie erkennen und bekämpfen kranke Zellen im Körper.
Gemeinsam mit seinen früheren Kollegen Kevin Lu und Michael Kilian hatte Friedrich herausgefunden, dass T-Zellen, die Krebszellen erkennen und aktiv werden, von einem anderen Teil des Immunsystems, den natürlichen Killerzellen, angegriffen und abgetötet werden.
Für Krebspatienten stellt das ein Problem dar: Der Mechanismus verhindert oft, dass Tumoren erfolgreich vom Immunsystem bekämpft werden, und er kann die Wirkung moderner Krebsimmuntherapien abschwächen, etwa der CAR-T-Zelltherapie.
Bei der CAR-T-Zelltherapie werden T-Zellen der Patienten so verändert, dass sie Krebszellen erkennen und angreifen. Friedrich und seinen Kollegen ist es in Versuchen gelungen, T-Zellen so zu verändern, dass sie besser vor Angriffen durch natürliche Killerzellen geschützt waren.
Welche Rolle CAR-T-Zellen in der Krebstherapie spielen
"In bisherigen Therapien erhalten Patienten CAR-T-Zellen meist erst ganz am Ende aller Behandlungsmöglichkeiten, da sehr teuer", erklärt Friedrich gegenüber FOCUS online. Eine Behandlung koste zwischen 150.000 und 250.000 Euro. "Die Zellen wirken oft gut, verschwinden aber nach einigen Monaten wieder aus dem Körper, und die Erkrankung kommt zurück."
Das Ziel der Forscher sei nun, "CAR-T-Zellen genetisch so zu schützen, dass sie länger überleben und den Patientinnen und Patienten dadurch mehr Zeit verschaffen, in der die Therapie wirken kann."
Erste klinische Studie mit zwölf Probanden
Derzeit startet in Heidelberg, Essen und Berlin eine erste klinische Studie am Menschen mit insgesamt zwölf Probanden. "Es ist die erste Studie in Deutschland, in der genome-editierte Zellen für die Krebsbehandlung eingesetzt werden", berichtet Friedrich.
Das Ziel der Studie sei es, herauszufinden, ob die genetisch geschützten CAR-T-Zellen länger im Körper überleben und dadurch wirksamer gegen Krebs vorgehen können.
mit Pressematerial