Depressionen sind eine häufige psychische Erkrankung. Viele Menschen sind betroffen. In manchen Familien kommen sie über Generationen hinweg vor. Mimoun Azizi, Neurologe und Psychiater, erklärt im Interview, wie man präventiv handeln kann und warum es normal ist, auch als Experte Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Bei familiärer Vorbelastung kann man vorbeugend arbeiten
Viele Menschen sorgen sich, dass eine Depression in ihrer Familie automatisch bedeutet, dass sie selbst erkranken. Azizi erklärt: "Nicht jeder, der in der Familie Menschen hat, die an Depressionen leiden oder eine gewisse Prädisposition hat, wird automatisch an dieser Erkrankung leiden. Trotzdem kann man es im Hinterkopf behalten und vorbeugend arbeiten."
Er betont, dass eine bewusste Lebensführung einen großen Unterschied machen kann.
Ernährung und Bewegung als Prävention
Laut Azizi spielt der Alltag eine entscheidende Rolle bei der Vorbeugung depressiver Phasen. Besonders Ernährung und körperliche Aktivität seien wichtig: "Es beginnt mit der Ernährung … Nüsse, Obst und Gemüse enthalten Vorstufen der Transmitter von Dopamin und Serotonin. Auch proteinreiche Ernährung kann helfen, dass im Gehirn entsprechende Aminosäuren gebildet werden, die wir brauchen, um uns gegen depressive Symptome zu behaupten."
Bewegung sei ebenfalls essenziell: "Bewegung, Fitness, Laufen – das ist für mich das zweite, was ich mache."
Neben körperlichen Maßnahmen betont Azizi, wie wichtig ein unterstützendes Umfeld ist. Über Probleme zu sprechen, Freunde einzubeziehen und gegebenenfalls professionelle Hilfe zu suchen, gehöre zur Resilienzförderung dazu.
Therapie ist kein Zeichen von Schwäche
Der Psychiater betont: "Wenn es gar nicht anders geht, würde ich selbst Psychotherapie in Anspruch nehmen. Das ist selbstverständlich. Da ist man ja nicht verrückt oder bekloppt, sondern das ist eine normale Unterstützung."
Er unterstreicht, dass Symptome wie Antriebsarmut, Lustlosigkeit, Stimmungsschwankungen oder Schlafstörungen über mehr als zwei Wochen ernst genommen werden sollten: "Dem würde ich empfehlen, sich so schnell wie möglich in professionelle Behandlung zu begeben. Das gilt nicht nur für Menschen mit familiärer Vorbelastung, sondern grundsätzlich für alle, die unter solchen Symptomen leiden."