Wie KI-Drohnen Russlands Überwachung im Schwarzen Meer lahmlegen

Eine neue Ära der Kriegsführung zeichnet sich ab: Die Ukraine setzt zunehmend auf autonome und KI-gestützte Seedrohnen. Nach einem Bericht der britischen „Times" haben ukrainische Spezialkräfte bereits im September erfolgreich russische Radarstellungen im Schwarzen Meer ausgeschaltet.

Hightech-Angriff auf russische Radarsysteme

Wie die „Times" berichtet, setzten die ukrainischen Streitkräfte in der Nacht des 21. September mehrere unbemannte Seedrohnen der Typen Katran und Magura ein. Ihr Ziel war es, ein russisches Radarsystem auszuschalten, das von einer Gasplattform aus große Teile des Schwarzen Meeres und sogar die ukrainische Südküste überwachen konnte.

Der Angriff soll in mehreren Schritten abgelaufen sein. Laut dem Bericht starteten die Ukrainer zunächst eine Lockvogel-Drohne, um die russische Luftwaffe auf sich zu ziehen. Während die Jets auf den Täuschungskontakt reagierten, näherten sich die eigentlichen Angriffsboote der Plattform. Eine der ferngesteuerten Torpedodrohnen traf laut „Times“ die Stützpfeiler der Anlage, eine zweite beschädigte im nächsten Moment das darauf installierte Radarsystem. Gleichzeitig flogen kleine, sogenannte FPV-Drohnen über das Deck der Plattform und griffen die russischen Marinesoldaten an, die nach den ersten Explosionen aus dem Inneren nach draußen gelaufen waren.

Am selben Tag zerstörten andere Spezialeinheiten ein weiteres Radarsystem vom Typ Nebo im Landesinneren der Krim. Über denselben Korridor griffen anschließend Magura-Drohnen den russischen Hafen von Noworossijsk an, wo sie ein Öldepot und Hafeninfrastruktur trafen.

Laut dem Bericht koordinierte eine Spezialeinheit des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR – die sogenannte Black Sea Legion – den Einsatz. Kommandant „Nine“ erklärte, die Operation habe zum Ziel gehabt, „die Plattformen zu beschädigen, das Personal zu treffen und die Radarsysteme zu neutralisieren“. Ohne ihre Radarüberwachung sei die „russische Küste verwundbarer für Seeangriffe".

Autonome Boote mit künstlicher Intelligenz

Die eingesetzten Drohnen gehören zur neuesten Generation ukrainischer Seedrohnen. Sie sind mit Sensoren und Zielsoftware ausgestattet, die mithilfe künstlicher Intelligenz die optimale Angriffsmethode berechnet.

Wie die „Times" schreibt, werden die Boote per Satellit ferngesteuert, können aber auch eigenständig handeln, wenn sie den Kontakt verlieren – sie greifen dann das nächste erkannte Ziel an. Einige Modelle, etwa die Katran-Venom, verfügen über Minigeschütze, Torpedos und Kamerasysteme mit 360-Grad-Sicht.

Die Steuerung erfolgt über Virtual-Reality-Brillen, ein separater Kontrollraum ist nicht nötig. Die gesamte Technik passt in tragbare Rucksäcke, was schnelle, geheime Einsätze ermöglicht. „Wir haben ein System entwickelt, das sich heimlich überall einsetzen lässt“, erklärte der Kommandeur laut „Times“. „Man kann die Drohnen unauffällig positionieren – und nach dem Angriff baut jeder Pilot seinen Arbeitsplatz einfach wieder ab und kehrt zur Basis zurück.“

Künstliche Intelligenz im Kriegseinsatz

Auch abseits des Schwarzen Meeres setzt die Ukraine zunehmend auf KI-gestützte Systeme. Laut einem Bericht von  „ntv" und dem „Wall Street Journal" testet das Land inzwischen sogenannte Drohnenschwärme, die selbstständig miteinander kommunizieren und entscheiden, wann sie zuschlagen.

Demnach habe es bereits mehrere koordinierte Angriffe gegeben, bei denen drei Drohnen im Schutz der Dunkelheit russische Stellungen attackierten. Experten sehen darin den Beginn einer neuen Phase des Krieges: „Selbst ein kleines Maß an autonomer Teamarbeit ist beeindruckend“, sagte Bob Tollast vom Royal United Services Institute.

Die Steuerungssoftware stammt von einem ukrainischen Unternehmen namens Swarmer, das laut „Wall Street Journal" von US-Investoren finanziert wird. „Man setzt das Ziel und die Drohnen erledigen den Rest“, erklärte Geschäftsführer Serhii Kupriienko.

Piloten würden damit überflüssig – die Drohnen koordinieren sich selbst und passen ihr Verhalten dynamisch an, etwa wenn der Akku einer Einheit leer ist.

Die Entwicklungen zeigen, wie schnell sich die ukrainische Rüstungs- und Technologiebranche anpasst. Mit den Angriffen im Schwarzen Meer hat Kiew nach Einschätzung der „Times" nicht nur ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte neutralisiert, sondern auch neue Maßstäbe im Einsatz von KI-Waffensystemen gesetzt.