Das niederländische Verteidigungsministerium hat Anfang der Woche ein russisches Forschungsschiff aus der Nordsee eskortiert. Wie das Ministerium am 6. November mitteilte, operierte die "Yantar" in der Wirtschaftszone der Niederlande und nahe wichtiger maritimer Infrastruktur – das "UK Defence Journal" berichtet.
Die Marine setzte ein Vermessungsschiff sowie ein Patrouillenschiff ein, um das russische Schiff zu überwachen. Am Dienstagnachmittag verließ die "Yantar" das Gebiet unter niederländischer Eskorte.
Russische Spionage? Niederlande eskortiert Forschungsschiff aus Nordsee
Der niederländische Militärgeheimdienst MIVD hatte zuvor mehrfach vor russischen Schiffen wie der "Yantar" gewarnt. Sie gelten offiziell als Forschungsschiffe, sammeln aber mutmaßlich Daten über Unterwasserinfrastruktur wie Glasfaserkabel und Pipelines.
Die "Yantar" wird von der Hauptdirektion für Tiefseeforschung (GUGI) der russischen Marine betrieben, einer Spezialeinheit für Unterwasseraufklärung und Operationen. Laut maritimen Tracking-Daten befand sich das Schiff am 2. November fast stationär bei den Koordinaten 53,8° N und 5,9° E, nahe den Glasfaserkabelrouten Atlantic Crossing-1 und IOEMA.
Bilder deuten außerdem darauf hin, dass das Schiff kürzlich mit neuen sogenannten "Radomen" (Anm. kugelförmigen Antennenabdeckungen) ausgerüstet wurde, was auf erweiterte Überwachungsfähigkeiten schließen lässt.
Russische Spionage: Yantar vermutlich gezielt ausgesendet
Die russische Marine setzt gezielt Spezialschiffe ein, die offiziell als Forschungs- oder Rettungsfahrzeuge ausgewiesen sind, inoffiziell aber Aufgaben der Infrastrukturüberwachung erfüllen sollen. So berichten Verteidigungsexperten laut "Naval News", dass die Yantar und ihr Schwesterschiff mit Mini-U-Booten und ferngesteuerten Unterwasserdrohnen ausgestattet sind. Sie sollen gezielt in der Nähe von Glasfaserkabeln oder Energie-Pipelines operieren.
Westliche Geheimdienste vermuten, dass solche Schiffe nicht nur kartografieren, sondern möglicherweise Daten abgreifen oder Vorrichtungen zur späteren Sabotage installieren können.
Potenzielle Spionage durch Yantar kein Einzelfall
Mehrere dokumentierte Vorfälle untermauern die Sorge vor russischer Unterwasserspionage: Laut "Datacenterd Dynamics" wurde die Yantar im November 2024 im Irischen Meer aufgegriffen, nachdem sie über kritischen Unterseekabeln kreiste.
Im Januar 2025 ließ das britische Verteidigungsministerium laut "Business Insider" verlauten, dass das Schiff erneut britische Gewässer durchfuhr und dabei eine U-Boot-Mission beobachtet wurde – "als Teil der russischen Bemühungen, unsere kritische Unterwasser-Infrastruktur zu kartieren", so der britische Verteidigungsminister.