Offene Wasserrechnung kostet Mann sein Haus: Politiker planen Gesetzesänderung

Filmore Brown aus Brooklyn, New York, verlor sein Haus im Wert von 900.000 Dollar, umgerechnet rund 773.000 Euro, weil er eine Wasserrechnung nicht bezahlt hatte. Der ausstehende Betrag entspricht nicht einmal einem Prozent, des Werts seiner Immobilie.

Gegenüber dem New Yorker Lokalsender ABC7 beteuert er, nichts von den Schulden in Höhe von 5000 Dollar (knapp 4300 Euro) gewusst zu haben. Brown, der jahrelang hart gearbeitet hatte, um sein Haus in Flatbush abzubezahlen, erfuhr von dem Verlust, als Fremde sich nachts an seiner Wohnungstür zu schaffen machten. Sein Haus war ohne sein Wissen verkauft worden.

Kein Einzelfall: Über 1000 Hausbesitzer wurden enteignet

Die Stadt hatte die unbezahlte Rechnung im Jahr 2019 an einen sogenannten Trust verkauft – eine Gruppe von Investoren, die das Geld mit Zinsen eintreiben sollten, so der Bericht. Als die Rechnung weiterhin unbezahlt blieb, wurde das Haus zwangsversteigert. Brown behauptet gegenüber ABC7, er habe keine Benachrichtigung über die ausstehende Zahlung erhalten. 

Der Fall hat in der Gemeinde Empörung ausgelöst und eine Debatte über die Praxis der Stadt angestoßen, unbezahlte Rechnungen an Investoren zu verkaufen. Allein in Browns Nachbarschaft East Flatbush wurden laut einer Recherche von ABC7 1000 Immobilien aufgrund von Steuerpfandrechten verkauft, mehr als die Hälfte davon wegen unbezahlter Wasserrechnungen.

Anwältin: „Ich glaube, dass Mr. Brown sein Haus zurückbekommen wird“

Der Stadtrat Chris Banks hat laut dem Bericht nun Gesetzesvorschläge eingebracht, um den Benachrichtigungsprozess zu verbessern und Wasserrechnungen von dieser Praxis auszuschließen. Die New Yorker Finanzbehörde erklärte auf Anfrage des Senders, dass sie bereits Maßnahmen ergriffen habe, um Hausbesitzern mehr Zeit und Ressourcen zur Begleichung ihrer Schulden zu geben. 

Browns Anwältin hat nun Klage gegen die Stadt eingereicht und gab sich gegenüber dem Sender optimistisch: „Ich glaube, dass Mr. Brown sein Haus zurückbekommen wird.“ Anders als bei einem schockierenden Fall in Paris könne dem Hausbesitzer keine Absicht unterstellt werden. 

Ein Gerichtsvollzieher klingelt an einer Haustür.
Normalerweise kommen Gerichtsvollzieher tagsüber in die Wohnung der Schuldner (Symbolbild). Getty, Andrey Popov

Zwangsräumungen in Deutschland: Es kann jeden treffen

Auch in Deutschland gibt es regelmäßig Zwangsräumungen. Immer wieder sind auch prominente oder ehemalige Würdenträger betroffen. Erst im September klingelte ein Gerichtsvollzieher bei einem ehemaligen Staatsminister der DDR. Zahlen aus dem Jahr 2022 belegen eine schockierende Anzahl an Wohnungsverlusten wegen unbezahlter Schulden: Mehr als 27.319 Wohnungen wurden 2022 zwangsweise geräumt.

  • Mietschulden: In Rheinland-Pfalz wurden im vergangenen Jahr 2221 Zwangsräumungen beantragt, über 1000 davon konnten abgewendet werden. Verzögerte Sozialleistungen gelten laut Experten als ein zentraler Auslöser für Mietrückstände.
  • Gerichtsvollzieher: In 1168 Fällen kam es 2024 zur Vollstreckung durch Gerichtsvollzieher – ein erneuter Anstieg. Mietrückstände führen oft direkt zur Kündigung und setzen einen schnellen Räumungsprozess in Gang.
  • Beratungsstellen: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) betreibt in Alzey eine spezialisierte Beratungsstelle für Betroffene. Insgesamt gibt es in Rheinland-Pfalz über 100 Schuldnerberatungsstellen, die zunehmend mit existenzbedrohenden Mietschulden konfrontiert sind.
  • Räumungsschutz: Ein Antrag auf Räumungsschutz kann eine bevorstehende Zwangsräumung verhindern, wenn zeitnah Ersatzwohnraum verfügbar ist. Vermieter können zudem einen Räumungsvergleich anbieten, um gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.
  • Überschuldung: Arbeitslosigkeit, Krankheit oder gescheiterte Selbstständigkeit zählen zu den Hauptursachen. Die Schuldensummen reichen laut DRK von 1000 bis 400.000 Euro, im Durchschnitt liegt der Betrag bei 45.000 Euro.