Pokrowsk infiltriert: Russische Aufklärungseinheit soll Zivilisten getötet haben

In der ostukrainischen Stadt Pokrowsk wurden mindestens drei ukrainische Zivilisten von einer russischen Aufklärungseinheit getötet. Das zeigen Angaben des 7. Korps der ukrainischen Luftstreitkräfte und Drohnenaufnahmen. Bei der Tötung von Zivilisten handelt es sich um ein Kriegsverbrechen. Über den Vorfall berichtete auch die britische Zeitung "The Telegraph". Die genauen Umstände der Morde sind aber noch unklar.

Die Opfer lagen in der Mostowy-Gasse nahe des Bahnhofs, etwa 1,5 Meilen von den russischen Stellungen entfernt. Alle trugen zivile Kleidung. Die russische Sabotage- und Aufklärungseinheit soll nach Erreichen des Stadtzentrums „gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen und mehrere Zivilisten getötet“ haben, heißt es.

Vorfälle auch in anderen ukrainische Städten

Die Drohnenaufnahmen dazu wurden auf Telegram veröffentlicht. Sie zeigen die Leichen, die etwa rund 100 Meter voneinander entfernt liegen. Zudem zeigen die Videos eine verletzte Frau, die sich am Straßenrand abstützt. Ein junger Mann trägt sie in Sicherheit, was von Beobachtern als außergewöhnlich mutig beschrieben wurde. Der Helfer wurde später als Oleksiy Tanasiichuk, ein Bergarbeiter aus der Stadt, identifiziert. Die verletzte Frau befindet sich weiterhin in Pokrowsk, da Evakuierungen aufgrund zahlreicher russischer FPV-Drohnen zu gefährlich sind.

Ein Kommandeur der ukrainischen Einheit „Dowbusch-Hornissen“ bestätigte, dass das Filmmaterial eindeutig ein Kriegsverbrechen zeige. Solche Vorfälle seien inzwischen alltäglich, nicht nur in Pokrowsk, sondern auch in nahegelegenen Orten wie Selydowe und Nowoseliwka.

Ein Mann brachte eine verletzte Frau aus der Schusslinie.
Ein Mann brachte eine verletzte Frau aus der Schusslinie. 7. Korps

Einnahme der Stadt Pokrowsk wird befürchtet

Die Ukrainer erklärten zudem, wie die russischen Soldaten vorgingen. Die Infiltratoren agierten häufig als Zivilisten getarnt, führten Selbstmordmissionen aus und töteten wahllos. Laut dem 7. Korps wurden die russischen Täter in einem Gebäude am Bahnhof von Pokrowsk lokalisiert und durch ukrainische Drohnen ausgeschaltet.

In der offiziellen Mitteilung warnte die ukrainische Einheit die verbliebenen Zivilisten, sich nur im Notfall in der Stadt zu bewegen. Russland versuche, die „Grauzone“ um Pokrowsk zu erweitern und von mehreren Seiten in die Stadt einzudringen. Von den einst 60.000 Einwohnern Pokrowsks leben nur noch einige Hundert, vorwiegend ältere Menschen dort.

Seit über einem Jahr halten ukrainische Truppen die russischen Streitkräfte rund um die Stadt auf. Dennoch wächst die Sorge vor einer Einnahme Pokrowsks, da Moskau seine Angriffe verstärkt und den Einsatz von Drohnen ausweitet.