Ein radikaler Plan für die Deutsche Bahn

Die neue Bahn-Chefin Evelyn Palla hat jetzt erklärt, wie sie die Bahn wieder auf Vordermann bringen möchte.

Was zunächst harmlos klingt, hat jedoch echten Sprengstoff in sich. Sie fährt volles Risiko.

Als Evelyn Palla zur neuen deutschen Bahnchefin ernannt wurde, hatte ich davor gewarnt, dass sie zwar ihre Erfolge vorzuweisen hat, aber sehr stark im Detail arbeitet. Doch wir brauchen für die Bahn einen radikalen Wurf – und genau diesen hat sie nun vorgestellt. Viele haben noch gar nicht verstanden, wie radikal dieser Wandel tatsächlich ist und dass sie volles Risiko fährt.

Kishor Sridhar ist angesehener Berater, Keynote-Speaker und Autor, spezialisiert auf Change Management, Führung und Digitalisierung. Er unterstützt Führungskräfte bei Transformationsprozessen und lehrt an der ISM in München. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Entmachtung der Zentrale – Verantwortung an der Front

So hat Evelyn Palla angekündigt, ist, dass sie Entscheidungen wieder auf die Ebene der Verantwortung zurückbringen möchte, also auf die mittlere Managementebene. Sie will sozusagen die Entscheidungen dort treffen lassen, wo der Schmerz entsteht. Dies führt zu einer faktischen Entmachtung zentraler Strukturen.

Das ist natürlich radikal und riskant, denn auf der einen Seite steht der Kontrollverlust bei zentralen Entscheidern, die Verantwortung abgeben müssen. Auf der anderen Seite besteht das Risiko, dass Entscheidungen auf der mittleren und unteren Ebene erst wieder neu erlernt werden müssen. Man muss sich also wieder trauen. Das ist ein echter Kulturwandel. Plötzlich sind die anderen nicht mehr schuld, sondern ich selbst bin in der Verantwortung. Diesen Wandel hat sie bereits teilweise bei DB Regio erfolgreich hinbekommen. Doch bei einem Konzern wie der Bahn insgesamt, wo viele Querverflechtungen eine Rolle spielen, ist das ein wirklich riskantes Unterfangen.

Das Tal der Tränen steht erst bevor

Was zwangsläufig auf Evelyn Palla und die Bahn zukommen wird, ist erheblicher Gegenwind. Aus dem Change-Management wissen wir, dass jede Veränderung zunächst dazu führt, dass neue Systeme und Strukturen erst gelernt werden müssen. Sie funktionieren am Anfang nicht optimal. Veränderung bedeutet also, dass es zunächst schlechter wird.

Das ist natürlich eine ungünstige Nachricht. Doch die neue Bahn-Chefin muss sich durch dieses Tal der Tränen gemeinsam mit ihren Vertrauten hindurchkämpfen und auch diesen Gegenwind aushalten – wie in jedem Change-Prozess, wie jeder Geschäftsführer, wie jeder Vorstand –, um dann am Ende die Erfolge einzufahren.

Palla fährt tatsächlich volles Risiko, weil sie einen radikalen Kulturwandel anstößt. Ich wünsche ihr und uns allen, dass ihr das erfolgreich gelingt.

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  • Kishor Sridhar

    Bildquelle: Kishor Sridhar

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